Hohe Zinsen, gestiegene Baukosten Baugewerbe-Verband: Bau von Einfamilienhäusern wird einbrechen
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13. März 2023, 12:18 Uhr
Als die Zinsen niedrig waren und der Ukraine-Krieg noch nicht ausgebrochen war, wurde überall in Sachsen-Anhalt gebaut. Selbst Baugrundstücke, die jahrelang brach lagen, fanden Käufer. Doch damit ist es nun vorbei. Die rund 7.000 Baufirmen in Sachsen-Anhalt könnten das demnächst zu spüren bekommen.
Der Baugewerbe-Verband Sachsen-Anhalt rechnet damit, dass im Jahr 2023 im Bundesland deutlich weniger Einfamilienhäuser gebaut werden. Hauptgeschäftsführer Giso Töpfer schätzt, dass das Auftragsvolumen um 30 Prozent zurückgehen wird.
Töpfer sagte MDR SACHSEN-ANHALT, Grund sei die Erhöhung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank und damit steigende Kreditzinsen. Für Baukredite werden bereits vier bis fünf Prozent Zinsen fällig. Hinzu kämen gestiegene Kosten und Lieferschwierigkeiten beim Baumaterial.
Baugewerbe-Verband Sachsen-Anhalt Der Baugewerbe-Verband ist der älteste und größte Bauverband in Sachsen-Anhalt. Er vertritt die Interessen mittelständischer Unternehmen aus der Baubranche – vom klassischen Hochbau bis zum Ausbau, also beispielsweise Zimmerer, Fliesenleger oder auch Schlüsselfertigbauer.
Baukredite aktuell kaum nachgefragt
Diesen Trend bestätigte auch der Vorstand der Sparkasse Wittenberg, Thomas Arndt. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass es aktuell kaum Interesse an Baukrediten gebe, auch weil sich die Kosten schwer kalkulieren ließen. "Wenn Sie zu uns kommen und ein Haus bauen wollen, ist es natürlich schwierig, wenn Sie sagen: Mein Haus könnte von 400.000 bis 700.000 Euro kosten", so Arndt. Darauf eine Finanzierung aufzubauen sei problematisch. Die Bauherren würden einen kalkulierbaren Preis wollen. Die Folge: Aktuell würden Baukredite kaum nachgefragt.
Wenn Sie zu uns kommen und ein Haus bauen wollen, ist es natürlich schwierig, wenn Sie sagen: Mein Haus könnte von 400.000 bis 700.000 Euro kosten.
Härtetest für 7.000 Firmen
Die geringere Nachfrage nach Eigenheimen betrifft auch die etwa 7.000 Bauunternehmen in Sachsen-Anhalt. Für sie werde es ein Härtetest, sagte der Chef des Baugewerbe-Verbands, Töpfer. Zurzeit hätten alle Firmen viel zu tun, aber das habe mit Altaufträgen zu tun, die abgearbeitet werden müssten. Danach rechnet Töpfer mit einem hohen Rückgang. Den werde es weniger im Tiefbau geben, da dort meist die öffentliche Hand Auftraggeber sei, dafür aber im Hochbau – also dem klassischen Eigenheim-Neubau.
MDR (André Damm, Luise Kotulla)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. März 2023 | 08:00 Uhr