Zum Laternenfest in Halle fährt ein Bootkorso auf der Saale unterhalb der Burg Giebichenstein
Beim Laternenfest in Halle ist der Auftritt einer Rammstein-Coverband angekündigt. Bildrechte: Stadt Halle

Laternenfest 2023 Rammstein-Coverband: Stadt Halle gegen Absage

02. August 2023, 15:49 Uhr

Gegen die Band Rammstein sind seit mehreren Wochen Vorwürfe mutmaßlicher sexualisierter Übergriffe bekannt. Beim Laternenfest in Halle soll nun der Auftritt einer Rammstein-Coverband abgesagt werden – das fordern zumindest die Verfasser eines offenen Briefes. Die Stadt hält weiter an dem Auftritt fest.

In einem offenen Brief fordern mehrere Personen und Organisationen aus Halle die Absage einer Coverband der Gruppe Rammstein, die beim Laternenfest auftreten soll. Anlass sind die aktuellen Vorwürfe mutmaßlicher sexueller Übergriffe gegen Mitglieder von Rammstein.

Das "Machtverhalten" von Frontmann Till Lindemann und "Praktiken im Umfeld von Rammstein-Konzerten" hätten Menschen mit der Erfahrung sexualisierter Gewalt zurückgelassen, so die Verfassenden des Briefes. Dass beim Laternenfest Ende August in Halle die Coverband "Völkerball: A Tribute to Rammstein" auftreten soll, sei daher nicht akzeptabel.

Stadt hält an Auftritt der Band "Völkerball" fest

"Jeder Auftritt einer Cover- oder Tribute-Band lebt davon, die Aura des Originals mit auf die Bühne und unter das Publikum zu bringen", heißt es in dem Brief. Die Organisatoren des Laternenfestes sollten demnach statt des Auftritts der Rammstein-Coverband eine alternative Gruppe organisieren. Zudem fordert der Brief ein Awareness- und Sicherheitskonzept für die Gäste des Festes.

Für die Stadt Halle steht eine Absage des Konzerts von "Völkerball" dagegen nicht im Raum, schließlich lägen gegen die Band keinerlei Anschuldigungen vor, teilte ein Sprecher auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mit. Der Vertrag für das Laternenfest sei abgeschlossen worden, lange bevor Vorwürfe gegen Rammstein öffentlich wurden. Die Stadt sehe keine Gründe, die gegen eine Vertragstreue sprächen.

Stellungnahme der Coverband zu Rammstein-Vorwürfen

Die Band "Völkerball" hat auf die bekannt gewordenen Vorwürfe gegen Rammstein eine Stellungnahme auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlicht, in der sie jede Form von Gewalt und Missbrauch verurteilt. Diese teile auch die Stadt, hieß es weiter. Befürchtungen, dass vom "Völkerball"-Konzert Gefahren für Gäste des Laternenfests ausgingen, würden jeder Grundlage entbehren. Unabhängig davon gebe es aber selbstverständlich auch in diesem Jahr ein umfangreiches Sicherheitskonzept.

Brief richtet sich an Stadt Halle und MDR-Intendantin

Der offene Brief ist unter anderem auf dem Internetportal "Du bist Halle" veröffentlicht worden. Initiatorinnen und Initiatoren des Schreibens sind Luna Möbius, Vielfalts-Referent*in der Grünen Sachsen-Anhalt, Buchhändlerin Sarah Miriam Lutzemann und Danny Lutzemann.

Unterzeichnet haben den Brief unter anderem Vertreterinnen der Partei-Jugendorganisation Grüne Jugend, Radio Corax sowie Künstlerinnen und Künstler. Adressiert ist der offene Brief an den Bürgermeister von Halle, Egbert Geier (SPD), den Geschäftsführer des Stadtmarketings, Mark Lange, und MDR-Intendantin Karola Wille.

Das Laternenfest findet am letzten Wochenende im August, vom 25. bis zum 27. August, in Halle auf der Ziegelwiese und auf der Peißnitzinsel statt. Organisiert wird es von der Stadt Halle. MDR SACHSEN-ANHALT veranstaltet am Abend des 25. August die MDR SACHSEN-ANHALT-Party auf dem Laternenfest. Der MDR steht nicht in Verbindung mit dem Auftritt der Rammstein-Coverband.

Stura schließt sich offenem Brief an

Auch der Studierendenrat (Stura) der Universität Halle hat sich den Forderungen des offenen Briefes angeschlossen. Das teilte der Stura auf seiner Internetseite mit. Vor dem Hintergrund der bisherigen Erkenntnisse sei "es unsäglich, dass auf dem diesjährigen Laternenfest in Halle eine Rammstein Tribute/Cover-Band auftreten soll". Damit würde den Liedern und der Bühnenperformance ein Raum gegeben, "der auf Grundlage der aktuellen Vorwürfe aus unserer Perspektive nicht haltbar ist".

Die Studierenden fordern von Halles Bürgermeister Egbert Geier, Stadtmarketing-Chef Mark Lange und der Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks, Karola Wille, "ein klares Bekenntnis – sowie eine Absage des Auftritts der Cover Band".

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65 Kommentare

Lumberjack vor 41 Wochen

"Rammstein, die seit Wochen kostenlose Publicity haben." die sie nicht gebraucht hätten. Es bleibt aber auch etwas gutes, fast mystisches von Till
"Bösen Zungen glaubt man nicht!"

Kleingartenzwerg vor 41 Wochen

Das sehe ich ähnlich. Erschreckend empfinde ich dass niemand öffenlich gegen die Autoren und die dahinter stehenden Netzwerke Stellung nimmt.
Das eigentliche Problem der Umgang mit tatsächlicher sexualisierter Gewalt gerät durch solchen gestelzten Aktionismus völlig in den Hintergrund. Hauptsache der Autoren haben sich medienwirksam in Szene gesetzt.

Thorbjoert vor 41 Wochen

Wie weit soll dieser Unsinn noch gehen und warum berichtet der MDR über solche Dinge? Einige Moralapostel, die die bereits entkräfteten bzw. nicht bewiesenen Vorwürfe gegen eine der erfolgreichsten deutschen Bands immer weiter treiben, werden tatsächlich ernst genommen und ihre Forderungen hier publiziert. Zudem wird eine Kampagne gegen Personen gestartet, die mit der Band Rammstein nicht in Verbindung steht. Das Ganze treiben ist vollkommen absurd und nutzt letztlich nur Rammstein, die seit Wochen kostenlose Publicity haben.

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