Der Münzschatz der Kirchgemeinde St. Andreas-Nicolai-Petri in Eisleben. 3 min
In Eisleben sind mehr als 800 jahrhundertealte Silbermünzen entdeckt worden. Mehr dazu im Video. Bildrechte: Mirko Gutjahr

Bei Restaurierungsarbeiten Versteckter Silberschatz in Eisleben entdeckt

28. November 2024, 14:13 Uhr

Restaurierungsarbeiten in der St. Andreaskirche in Eisleben haben einen Schatz aus 864 Silbermünzen zutage gefördert. Es wird vermutet, dass die Jahrhunderte alten Münzen während des Dreißigjährigen Krieges versteckt worden waren – damit sie nicht Plünderern in die Hände fallen.

In der Lutherstadt Eisleben im Landkreis Mansfeld-Südharz ist ein Silberschatz aus 864 Münzen entdeckt worden. Nach Angaben des Evangelischen Kirchengemeindeverbands wurden die Münzen, die teilweise aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammen, bei Restaurierungsarbeiten in der St. Andreaskirche entdeckt.

Vermutet wird, dass die Münzen aus Angst vor Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg gut versteckt worden waren. Zwischen 1636 und 1644 seien schwedische Truppen mehrfach plündernd durch die Gegend gezogen.

Der Münzschatz der Kirchgemeinde St. Andreas-Nicolai-Petri in Eisleben.
Die gefundenen Münzen sollen teilweise aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammen. Bildrechte: Mirko Gutjahr

Geschichtlicher Wert der Münzen wird Stück für Stück ermittelt

St. Andreaskirche Eisleben
Bei Restaurierungsarbeiten in der St. Andreaskirche wurden die Münzen entdeckt. (Archivbild) Bildrechte: Thomas Ennenbach

Die Münzen wurden am Dienstag als Dauerleihgabe an die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt übergeben. Zunächst werde der Schatz wissenschaftlich erforscht, hieß es. Dazu werde im Kunstmuseum Moritzburg in Halle jede einzelne Münze bestimmt und dokumentiert. Später soll ein vollständiger Katalog ins Netz gestellt werden.

Ulf Dräger, der Sammlungsleiter des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt, bezeichnete den Schatz als "höchst bedeutendes historisches Zeugnis" für Eisleben und das Land. Er veranschauliche die Kirchen- und Geldgeschichte des 17. Jahrhunderts in bisher nicht gekannter Weise.

Der Schatz ist ein höchst bedeutendes historisches Zeugnis aus der unruhigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges nicht nur für Eisleben, sondern auch für die Landesgeschichte.

Ulf Dräger, Sammlungsleiter des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt
Schlacht bei Lützen, zeitgenössische Darstellung
Die Schlacht bei Lützen war das bedeutendste aber auch blutigste Gefecht des Krieges. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Der Dreißigjährige Krieg Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war eine Reihe von Konflikten europäischer Staaten um die Vorherrschaft in Deutschland und Europa. Auslöser war der Prager Fenstersturz, bei dem aufgebrachte protestantische Adlige drei Beamte des katholischen Königs aus dem Fenster warfen. Was als Glaubenskrieg begann, gipfelte in territorialen Kämpfen und wurde zu einer der blutigsten Auseinandersetzungen in der Geschichte des Kontinents. Als Etappen gelten der Böhmisch-Pfälzische Krieg, der Dänisch-Niedersächsische Krieg, der Schwedische Krieg und der Schwedisch-Französische Krieg.

Bedeutendste und brutalste Schlacht des Dreißigjährigen Krieges war die Schlacht bei Lützen (heute Burgenlandkreis) im November 1632. Ein protestantisches, überwiegend schwedisches Heer kämpfte dort gegen katholische kaiserliche Truppen unter dem Feldherrn Albrecht von Wallenstein. Von den rund 40.000 Mann auf dem 300 Hektar großen Schlachtfeld fielen bis zu 10.000 Soldaten.

Die Schäden des Krieges waren immens. Die Bevölkerungszahl der Deutschen wurde um ein Drittel dezimiert. Hinzu kam eine enorme Belastung der Bürgerinnen und Bürger: Denn Wallenstein zwang die Bewohner aller von der Armee durchströmten Gebiete, ihnen Geld zu geben. Wallenstein bezahlte damit seine Söldner.

Die Friedensverhandlungen dauerten fünf Jahre. Im Ergebnis entstanden mehrere Verträge, die als Westfälischer Friede in die Geschichte eingingen – und als Meilenstein der Diplomatie gelten.

dpa, MDR (André Plaul) | Zuerst veröffentlicht am 26.11.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. November 2024 | 07:00 Uhr

3 Kommentare

Maria A. vor 2 Wochen

Das ist ja mal eine erfreuliche Nachricht. Angesichts der Entwicklung seit damals ist es ja fast Vorsehung, die Schweden stehen mittlerweile bedeutend besser da als wir.

Steffen 1978 vor 2 Wochen

Mal erfreuliche Nachrichten aus dem Mansfelder Land

Anni22 vor 2 Wochen

Schöner Fund!

Mehr aus Mansfeld-Südharz, Saalekreis und Harz

Mehr aus Sachsen-Anhalt

Eine Collage aus einem Bild von einer leuchtenden Dinosaurier-Figur und einem Netzteil auf Geldscheinen. 2 min
Bildrechte: MDR/IMAGO / Steffen Schellhorn/picturealliance,ZB, JensBüttner
2 min 13.12.2024 | 18:13 Uhr

Lichterwelten in Halle, Sperrung der Hubbrücke in Magdeburg und hohe Nebenkostenabrechnungen: die drei wichtigsten Themen 13. Dezember aus Sachsen-Anhalt kurz und knapp. Präsentiert von Olga Patlan.

MDR S-ANHALT Fr 13.12.2024 17:07Uhr 02:12 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/video-nachrichten-aktuell-dreizehnter-dezember-102.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Ariane Berger (l-r), Geschäftsführerin des Landkreistages, Andre Schröder (CDU), Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz, Markus Bauer (SPD), Landrat vom Salzlandkreis und Götz Ulrich (CDU), Präsident des Landkreistages Sachsen-Anhalt und Landrat des Burgenlandkreis stehen hinter dem Podium der Landespressekonferenz nebeneinander.
Im Streit um ihre finanzielle Ausstattung ziehen der Landkreis Mansfeld-Südharz und der Salzlandkreis vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Ziel der kommunalen Verfassungsbeschwerde ist eine Klärung der Frage, ob es einen Anspruch auf eine finanzielle Mindestausstattung gibt. Am Freitag gab es dazu eine Pressekonferenz in Magdeburg mit Ariane Berger (l-r), Geschäftsführerin des Landkreistages, Andre Schröder (CDU), Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz, Markus Bauer (SPD), Landrat vom Salzlandkreis und Götz Ulrich (CDU), Präsident des Landkreistages Sachsen-Anhalt und Landrat des Burgenlandkreis. Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert