Ein obdachloser Mann liegt auf der Straße, Passanten gehen daran vorbei
Mehr Hilfe für Obdachlose: Für die Linke in Sachsen-Anhalt ist das Recht auf eine Wohnung ein Grundrecht. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Konzept "Housing first" Linke in Sachsen-Anhalt fordert bessere Hilfe für Obdachlose

14. November 2022, 10:03 Uhr

Die Fraktion der Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt fordert, dass Obdachlose im Land besser unterstützt werden. Es brauche ein landesweites Konzept und ein entsprechendes Förderprogramm. In der nächsten Landtagssitzung will die Fraktion einen Antrag zum Thema einbringen.

  • Die Fraktion der Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt spricht sich dafür aus, dass das Land ein landesweites Konzept für sogenanntes "Housing First" entwickelt.
  • Viele Obdachlose wollten wegen schlechter Erfahrungen nicht in eine zentrale Notunterkunft, sagte eine Sprecherin.
  • Die Linke will in der nächsten Landtagssitzung einen Antrag einbringen.

Die Landtagsfraktion der Linken in Sachsen-Anhalt fordert, dass das Land mehr Anstrengungen unternimmt, um Obdachlosigkeit zu verringern. Menschen, die keine Chance auf dem Wohnungsmarkt hätten, etwa wegen finanzieller Probleme oder einem unklaren Aufenthaltsstatus, müssten schnell ein Zuhause bekommen, sagte die sozialpolitische Sprecherin der Linken-Landtagsfraktion, Monika Hohmann, der Deutschen Presseagentur.

"Housing-First"-Konzept gefordert

Die Fraktion der Linken sei dafür, dass ein landesweites Konzept für sogenanntes "Housing First" ausgearbeitet werde, sagte Hohmann. Dafür brauche es personelle und finanzielle Unterstützung für Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften, sowie ein landeseigenes Förderprogramm. Um den konkreten Bedarf einschätzen zu können, sei außerdem eine Landesstatistik für Obdachlosigkeit nötig.

"Housing First" "Housing First" ist ein Konzept, das Ende der 1990er Jahre in den USA entwickelt wurde. Damit soll Obdachlosen schnell und vor allem bedingungslos eine Wohnung zur Verfügung gestellt werden. Betroffene treten in ein unbefristetes Mietverhältnis mit allen Rechten und Pflichten ein, bekommen aber gleichzeitig aktiv Hilfe angeboten. Sie müssen weder ihre "Wohnfähigkeit" nachweisen noch bestimmte Auflagen erfüllen.

Das Housing-First-Konzept werde bereits in mehreren Ländern erfolgreich angewendet, so Hohmann. Auch in Magdeburg gebe es ein solches Projekt.

Alternative zu zentralen Notunterkunterkünften

Der Sprecherin zufolge wollen viele Obdachlose wegen sexueller Gewalt, Diebstählen oder anderen schlechten Erfahrungen nicht in eine zentrale Notunterkunft gehen. Deshalb brauche es dringend andere Angebote.

Eine aktuelle Studie zeige zudem eine verdeckte Obdachlosigkeit durch sogenanntes "Sofahopping", sagte Hohmann. Dabei versuchen Menschen ohne eigene Wohnung, zeitweise bei Bekannten, Freunden oder der Familie unterzukommen.

Antrag im Landtag geplant

"Wohnungslosen ein Dach über den Kopf zu geben, bedeutet menschenwürdiges Leben und soziale Sicherheit", sagt Hohmann. Für die Linke sei das Recht auf eine eigene Wohnung ein Grundrecht. Deshalb plane die Fraktion, in der kommenden Landtagssitzung einen entsprechenden Antrag einzubringen.

dpa, MDR (Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio so wie wir | 12. November 2022 | 15:00 Uhr

27 Kommentare

O.B. am 15.11.2022

Harzer, ja und es laufen ja auch Sozialarbeiter durch die Städte und sprechen mit den Leuten. Polizisten sammeln sie von Parkbänken usw ein. Ich wette da wird immer gefragt ob sie in eine warme Einrichtung wollen. Man kann sie nicht unter Zwang festhalten wenn kein medizinischer oder krimineller Grund vorliegt. Viele wollen aber nicht in diese Einrichtungen weil es da regeln gibt und dagegen ist man offenbar allergisch. Ich persönlich würde eine zwangseinweisung vornehmen. 3 Monate auf Entzug das die grauen Zellen mal wieder arbeiten. Aber das gibt es in unserem Rechtssystem nicht. Daher ist es ein ewiger Kreislauf. Wie sie es sagen. Ein Tag in der wärmehalle und vllt eine warme Suppe und sie wollen ihre bevorzugte Substanz und sind verschwunden.

harzer am 14.11.2022

O. B. Sie haben tw. Recht, es gibt Ordnungskräfte sowie Polizisten, die das auch machen könnten! Diese Menschen brauchen unsere Hilfe, durch den Alkohol Genuss, sind sie Ja nicht fähig, sich zu melden!

O.B. am 14.11.2022

Harzer , der Betroffene muss sich melden und um Hilfe fragen. Die Sozialarbeiter rennen nicht durch die Straßen und suchen sich die Leute. Und ja zusammen dann geht man auf Wohnungssuche. Das aber auch erst wenn der Betroffene bereit ist selbstständig zu leben. Einen Drogenabhängigen oder Alkoholiker in ein 2 Raumwohnung setzen und sagen nun mach mal klappt schon mal garnicht. Ein spielsüchtiger der sofort Hartz in die spielothek bringt ist auch bald wieder auf der straße. Das schwerste ist nach Hilfe zu fragen für diese Menschen.

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