Blick in den Beratungsraum der Konstituierenden Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Terroranschlag von Halle.
Der Untersuchungsausschuss überprüft die Arbeit der Polizei während des Anschlags in Halle. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Peter Gercke

Landtag Halle-Anschlag: Polizei-Einsatzleiter wusste nichts von Schüssen

21. Juli 2020, 15:51 Uhr

Der Untersuchungsausschuss des Landtages zum Halle-Anschlag hat am Donnerstag Polizisten befragt. Der Einsatzleiter sagte dabei aus, er sei nicht über die Schießerei zwischen dem Attentäter und Polizisten informiert worden. Der Ausschuss sieht nach der Befragung weiteren Klärungsbedarf.

Der Leiter des Polizeieinsatzes beim rechtsextremen Anschlag in Halle hat erst spät von einem Schusswechsel zwischen dem Täter und Polizisten erfahren. Der Beamte wurde am Donnerstag als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss des Landtages in Magdeburg angehört. Dabei sagte er aus, Sicherheitskräfte vor Ort hätten auf die Frage, ob sie geschossen hätten, nicht geantwortet. Er vermute, sie hätten so unter dem Eindruck des Einsatzgeschehens gestanden, dass sie die Frage nicht gehört hätten.

Der Einsatzleiter habe damit erst zwei Stunden später von der Schießerei erfahren, erst nach der Festnahme des Täters. Auf den Einsatz habe dies keine Auswirkungen gehabt, so der Polizist.

"Kein Einsatz ohne Fehler"

Dem Einsatzleiter wurde auch von Beamten vor Ort nicht gemeldet, dass sie den Attentäter bei seiner Flucht auf der Autobahn zwischenzeitlich aus den Augen verloren hätten. "Es gebe keinen Einsatz ohne Fehler", sagte der Polizist, der seit 35 Jahren im Dienst ist. Das Ziel, den Täter zeitnah zu stellen und weitere Gefahr für die Bevölkerung abzuwenden, sei trotzdem erreicht worden.

Ausschuss sieht Klärungbedarf

Der CDU-Innenpolitiker Chris Schulenburg sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Donnerstag, der Mann habe bei der Befragung eindrucksvoll bewiesen, dass er den Einsatz professionell geführt habe. Es habe zwar eine Situation gegeben, in der ein Zeuge die Beamten fehlgeleitet habe. Dafür könne die Polizei aber nichts. Die Beamten hätten es geschafft, den Täter innerhalb von 90 Minuten zu stellen.

Robert Farle von der AfD sagte nach der Befragung, auch nach Ansicht seiner Partei sei der Einsatz sehr professionell durchgeführt worden. Bei der unmittelbar agierenden Polizei sehe man keine Problem, obwohl sicher einiges verbessert werden könne.

Die innenpolitische Sprecherin der Linken, Henriette Quade, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, man sehe weiterhin eine Reihe von Reibungsverlusten in der Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Polizeistellen - und zwar zwischen Bund, Land und vor Ort. Hier gebe es noch viel Erklärungsbedarf.

Prozess beginnt am Dienstag

Nach dem Anschlag kamen zudem Fragen dazu auf, wie der Attentäter zunächst aus der Stadt flüchten und weitere Menschen verletzen konnte, ehe er festgenommen wurde. Schließlich hatte sich bereits unweit der Synagoge einen Schusswechsel mit der Polizei geliefert. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter Stephan B. soll am kommenden Dienstag in Magdeburg beginnen.

Quelle: MDR/olei

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Juli 2020 | 09:00 Uhr

7 Kommentare

ossi1231 am 18.07.2020

So so, "Polizist tritt als Nebenkläger auf" ... dann hätten wir doch mal gern etwas näheres gehört, wenn Anwalt Jan Siebenhüner und sein Mandant bereit sind.
"Die Polizisten halten in der Ludwig-Wucherer-Straße, um diese zu sperren, damit keine Passanten in Richtung Synagoge laufen. " ... das ist ziemlich krude da dafür ggf. die Lessingstraße als Zugang (neben der Goethestraße) ... aber der Fluchtweg der Täter (heraus aus dem Stadtviertel kann nur die Paracelsusstraße sein.
So ist alles erzählte mehr als "krude"!

"Vielleicht war das ein optimaler Schuss aus 70 Metern Entfernung. Denn der Attentäter liegt 20 Sekunden bewusstlos am Boden und kann danach sein Feuerzeug nicht finden, mit dem er Rauchgranaten zünden wollte. Zugleich hält der Schuss den Attentäter davon ab, weitere Pläne zu verwirklichen."
Also 20 Sekunden für 70 Meter, aber eh S.B. weggefahren gut 30 Sekunden, das dürfte sprichwörtlich selbst Oma schaffen.

Also was ist mit dieser seltsamen Flucht?

ossi1231 am 17.07.2020

Und wegen des seltsamen Ego-Shooter-Design wäre eine exake Darstellung der Polizeiarbeit wichtig.
Abgesehen vom fehlenden Martinshorn / Polizeisirene in der LuWu ff. sind auch die kompletten Filme der mindestens zwei Überwachungskammeras der Synagoge von öffentlichem Interesse.
Und keinerlei Tatortinfo zu Wiedersdorf, warum wohl?
Was ergab im übrigen die Rekonstruktion der Tat? Denn eine Rekonstruktion ist wichtig!

ossi1231 am 16.07.2020

Es ist ein Politischer Prozess, Sachverhalte stören da nur.
Und ob der Polizei-Einsatzleiter nichts von Schüssen wusste, ist Jacke wie Hose.
Pure Nebelkerzen um von echten Ungereimtheiten abzulenken.

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