Wirtschaft | Dialog mit Unternehmern Habeck in Sachsen-Anhalt: "Seit Weihnachten haben die Menschen wieder mehr Geld"
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12. Juli 2024, 20:20 Uhr
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich am Donnerstag in Magdeburg die Sorgen mittelständischer Unternehmerinnen und Unternehmer angehört. Mit Blick auf die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft gab sich der Grünen-Politiker optimistisch. Magdeburgs Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), Olbricht, verwies derweil auf hohe Energiepreise und viel Bürokratie. Am Freitag besuchte Habeck in Osterburg das Unternehmen Ost-Bau, das bundesweit an Großprojekten beteiligt ist.
- In Magdeburg hat sich am Donnerstagabend Wirtschaftsminister Habeck mit mittelständischen Unternehmern ausgetauscht.
- Der Präsident der IHK Magdeburg verwies auf die schwierige Situation der Branche und zu viel Bürokratie.
- Am Freitag besuchte Habeck Osterburg.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich bei seinem Besuch in Magdeburg optimistisch gezeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage in Ostdeutschland zügig verbessert. "Seit Weihnachten letzten Jahres haben die Menschen wieder mehr Geld im Portemonnaie", sagte der Grünen-Politiker nach einem Austausch mit ostdeutschen Unternehmern im Rahmen des Mittelstandsdialoges der IHK Magdeburg am Donnerstag.
Das werde im Alltag der Menschen ankommen, da werde "noch ein Bierchen mehr getrunken" oder das Haus saniert, erklärte Habeck. "Und dann zieht die Wirtschaft wieder nach oben." Er verwies unter anderem darauf, dass die Strompreise sich auf das Niveau von vor dem Ukraine-Krieg zubewegen würden.
Magdeburgs IHK-Präsident: "Teilweise ein deutsch gemachtes Problem"
Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg, verwies im Rahmen der Veranstaltung auf die schwierige Lage der Branche. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, viele Probleme hätten mit der Politik in Berlin zu tun: "Die Unternehmen sind verunsichert."
Das liege unter anderem an den gestiegenen Energiepreisen infolge des Ukraine-Kriegs. Außerdem nehme die Bürokratie zu, die Arbeitskosten stiegen und Arbeitskräfte gebe es immer weniger. "Das ist teilweise ein deutsch gemachtes Problem." Wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts ändere, sehe er "schwarz für die Region", sagte Olbricht. Einige Unternehmen seien bereits insolvent oder würden Deutschland verlassen.
Der IHK-Präsident verwies auf das Unternehmen "Elektromotoren und Gerätebau Barleben", dessen Geschäftsführer er ist. Das sei "sehr exportorientiert", doch der Export werde immer komplizierter, es werde "immer mehr Bürokratie aufgebaut". Olbricht mahnte unter anderem dazu, das so genannte Lieferkettengesetz zu stoppen. Dies sei "mit einem wahnsinnigen Aufwand verbunden". Mit dem Gesetz sollen Menschenrechtsverletzungen im Laufe der Lieferkette von Produkten vermieden werden.
IHK-Präsident: Habeck kam ehrlich rüber
Olbricht zeigte sich nach dem Mittelstandsdialog mit Habeck zufrieden. Er sagte dem MDR, der Bundeswirtschaftsminister sei ehrlich rübergekommen und habe sich sämtlichen, auch kritischen Fragen gestellt.
Nach dem Wirtschaftsdialog der IHK war am Abend noch eine Diskussionsveranstaltung in der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität geplant.
Habeck am Freitag in Altmark
Am Freitag hat Habeck seine Sommerreise fortgesetzt. Der Minister besuchte am Morgen die Firma Ost-Bau in Osterburg in der Altmark. Das Unternehmen ist bundesweit an Großprojekten, unter anderem am Ausbau der Stromtrasse Süd-Ost-Link, beteiligt. Die hohen Rohstoff- und Energiepreise spürt die Firma mit ihren über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hieß es von Unternehmensseite. Etwa eine Stunde war Habeck bei Ost-Bau und ließ sich die Firma zeigen.
Lars-Uwe Wimmer, Geschäftsführer von Ost-Bau, sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Ich habe den Minister als sehr interessierten Menschen erlebt, der nicht nur Interesse geheuchelt hat, sondern mit vollem Ernst bei der Sache war." Das Unternehmen aus Osterburg schaut nach eigenen Angaben positiv in die Zukunft – die Firma setzt viele öffentliche Bauaufträge um und sieht in diesem Bereich eine gute Nachfrage.
MDR (Felix Fahnert, Roland Jäger, Susanne Ahrens) | zuerst veröffentlicht am 11.07.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. Juli 2024 | 10:00 Uhr
Maria A. vor 21 Wochen
Horst, es mag ja überspitzt formuliert gewesen sein, aber sich so richtig gut zu fühlen und dankbar dafür zu sein, hier zu leben, wenn von zwölf Monatseinkommen knapp fünf verbleiben, fällt schwer. Die Teuerung verringert das verbleibende Budget ja noch. Unter den Leistungsträgern verbreitet sich das Gefühl des Ausgenutzt-Seins. Und setzt sich im Alter fort, wenn die nach einem langem Arbeitsleben gute Rente auch besteuert wird.
astrodon vor 21 Wochen
@hdR: Sie erzählen Unsinn. Der Bericht der BA enthält eben nicht nur "Prozentzahlen, die keinen Bezug aufweisen", sondern reale Zahlen.
Da stehen eben 2,727Mio. Arbeitslose drin, genau wie 34,87Mio. sozialversicherungspflichtige Beschäftigte.
astrodon vor 21 Wochen
@Altmeister: "Reallöhne setzen die Bruttogehälter in ein Verhältnis zur Entwicklung der Verbraucherpreise" - soweit die Definition. Steigend Reallöhne bedeuten als entweder mehr brutto oder sinkende Preise (oder eine Kombination daraus). Da sich wenig am Verhältnis brutto zu netto geändert hat bedeutet das auch ein besseres Verhältnis der Nettolöhne zu den Preisen.