Energiekrise Energieminister Willingmann will weniger strenge Klimaziele

25. Juli 2022, 13:07 Uhr

Der Bundestag will bis 80 Prozent des deutschen Strombedarfs bis 2030 aus erneuerbaren Energien gewinnen lassen. Energieminister Willingmann zeigt sich kritisch, ob das in einer Energiekrise machbar ist. Eine Umstellung werde Zeit brauchen und sei sehr kostenintensiv – auch für private Verbraucherinnen und Verbraucher.

Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD) zeigt sich skeptisch, ob sich die Klimaziele der Bundesregierung angesichts einer sich abzeichnenden Energiekrise umsetzen lassen. Willingmann sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Die Idee, die wir auch letztes Jahr noch hatten, im großen Stile mit der Brückentechnologie Gas zu arbeiten, die scheint sich jetzt in der aktuellen Krise jedenfalls nicht realisieren zu lassen."

Ziele in einer anderen Zeit festgelegt

Vor zwei Wochen hatte der Bundestag beschlossen, dass bis zum Jahr 2030 80 Prozent des deutschen Strombedarfs aus erneuerbaren Energien kommen soll. Dieses politische Vorhaben, so Willingmann, sei aber geplant worden, als der Ukraine-Krieg noch keine Rolle spielte. Jetzt sei die Situation eine andere. Er sagte, dieses Ziel stamme noch aus der Zeit vor dem russischen Überfall. "Es ist unter idealistischen oder idealen Gesichtspunkten auch realistisch. Ich will gar nicht abkehren davon.", erklärte Willingmann. Er würde sich im Moment nur "von den Zahlen freimachen", die ein Stück weit politisch gesetzt seien und unter anderen Rahmenbedingungen mal entstanden seien.

Wir müssen bei der Industrie einsparen, bei der Wärmegewinnung für die Haushalte und im Verkehr reden wir auch über eine dringend erforderliche Wende.

Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD)

Willingmann verwies in diesem Zusammenhang auf den Zukunftskongress des Landes, der am 12. Juli in Halle stattfand. Bei diesem Treffen sei deutlich geworden, dass es um die gleichzeitige Veränderung in vielen Bereiche gehe. Dies müsse den Bürgern erklärt werden: "Wir müssen bei der Industrie einsparen, bei der Wärmegewinnung für die Haushalte und im Verkehr reden wir auch über eine dringend erforderliche Wende." Allerdings warnte Willingmann vor zu überzogenen Hoffnungen.

Umstellung im privaten Bereich dauert

Die Umstellung werde eine gewisse Zeit brauchen – auch im privaten Bereich: "Tatsächlich ist es natürlich wünschenswert, wenn in den privaten Haushalten von der Nutzung von Gas zur Wärmeerzeugung Abstand genommen wird. Aber da müssen wir uns auch nichts vormachen. Das ist ein sehr langwieriger und übrigens auch ein kostenintensiver Umstellungsprozess." Ohne zusätzliche Förderung sei dieser Umstieg nicht zu schaffen. Willingmann kündigte an, mit der Bundesregierung über weitere Fördermaßnahmen zur Energiewende verhandeln zu wollen.

MDR (Uli Wittstock, Marvin Kalies)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 25. Juli 2022 | 06:00 Uhr

28 Kommentare

dieja am 26.07.2022

Alle sind sich einig, mit Worten, die Taten sehen aber anders aus. Die EU hat ja beschlossen,dass Atomkraft und Gas grüne Energien sind. Ein fauler Kompromiss und so sieht es auch beim Weltklimagipfel aus. Jeder denkt an sich, nur die Deutschen preschen vor.
Auch wenn alle Deutschen augenblicklich kein Kohlendioxid mehr produzieren, würde sich an der Erderwärmung nichts ändern. Der jetzt schon tauende Dauerfrostboden gibt riesige Mengen Methan und Kohlendioxid ab. Auch bei der derzeitigen Klimaerwärmung.

Eulenspiegel am 26.07.2022

Tagesschau. De
Droht im Winter die "Dunkelflaute"?
Stand: 07.03.2021 08:39 Uhr
„Inzwischen berechne man stattdessen, wie wahrscheinlich es sei, dass ein solcher Fall eintrete. Das Ergebnis des "Stresstests": Im Durchschnitt sei gerade einmal für rund 40 Minuten im Jahr nicht die komplette Stromversorgung gesichert. Doch selbst dann gingen die Lichter in Deutschland nicht einfach aus: "In dieser Zeit kann der überwiegende Teil der Last gedeckt werden, lediglich ein ganz kleiner Teil könnte nicht am Markt bedient werden", betont die Bundesnetzagentur. „
„Der "ganz kleine Teil", das sind einige große Industrieanlagen, die kurzfristig vom Netz genommen würden - Aluminiumhütten etwa. Mit diesen Großabnehmern sind solche Regelungen vertraglich vereinbart.“

GuterMensch am 26.07.2022

@Saxe, ich wohne im Thüringer Wald, also nix mit platten Land !
Komisch hier bei uns laufen keine Motoren vorm Bäckerladen oder anderen Geschäften !
Vielleicht mag es in großen Städten bei Ihnen so sein, ach so, das sind dann wieder die Dorfbewohner die mit ihren Autos in die Städte einfallen !
Selbst in meiner Kreisstadt, die schon etwas größer ist sehe ich das nicht, weder frühs, mittags oder abends.
Ausnahmen gibt es immer und wird es immer geben aber dieses wieder auf die Allgemeinheit zu beziehen ist mehr als fragwürdig !
Typische Floskeln aus einer politischen Richtung eben !

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