Hintergrund Die Geschichte des KZ Langenstein-Zwieberge
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16. August 2024, 18:52 Uhr
Im KZ Langenstein-Zwieberge in Sachsen-Anhalt wurden zur Zeit des Nationalsozialismus mehrere Tausend Häftlinge gezwungen, ein unterirdisches Stollensystem zu bauen. Viele starben durch die extremen Arbeitsbedingungen. Seit 1976 erinnert eine Gedenkstätte an das Leid der Opfer.
- Im KZ Langenstein-Zwieberge mussten Zwangsarbeiter ab 1944 ein unterirdisches Stollensystem für die Rüstungsindustrie errichten. Tausende starben durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen.
- Auch in der DDR wurde der Stollen weiter genutzt.
- Eine Gedenkstätte erinnert seit 1976 an das Leiden der Opfer.
Das Konzentrationslager (KZ) Langenstein-Zwieberge bei Halberstadt war ein Außenlager des KZ Buchenwald in Thüringen. Zwischen April 1944 und April 1945 wurden hier mehr als 7.000 Gefangene aus mindestens 23 Ländern inhaftiert und bei körperlich schwerster Zwangsarbeit ausgebeutet.
Mehr als 7.000 Häftlinge im KZ Langenstein-Zwieberge
Mehr als 7.000 Häftlinge – darunter Juden, politische Gefangene und Widerstandskämpfer – wurden im KZ Langenstein-Zwieberge während der Zeit des Nationalsozialismus dazu gezwungen, eine unterirdische Stollenanlage zu errichten. Innerhalb von zehn Monaten entstand ein insgesamt 13 Kilometer langes Stollensystem, das später für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden sollte. Mehr als 1.800 der Häftlinge starben durch die systematische Ausbeutung.
Befreiung des Lagers
Am 9. April 1945 begann auf Befehl der SS der Todesmarsch. Etwa 3.000 Häftlinge mussten teilweise über 350 Kilometer zurücklegen. Rund 1.400 Menschen blieben im Lager zurück, weil sie zu schwach waren. Viele Gefangene wurden auf dem Todesmarsch erschossen, einige wenige überlebten ihn. US-amerikanische Truppen befreiten die zurückgebliebenden Gefangenen im Lager.
Am 11. September 1949 wurde ein erstes Mahnmal errichtet, dort, wo 800 Gefangene sterben mussten. Weitere Massengräber bekamen Gedenktafeln.
Nutzung des Stollens ab 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Stollensystem in den Thekenbergen militärisch und wirtschaftlich genutzt. Nachdem der Stollen zunächst gesprengt wurde und als zerstört galt, lagerte dort die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR in den 1970-er Jahren Munition, Bekleidung, Lebensmittel und Ausrüstung. Für Überlebende und die Öffentlichkeit war der Stollen nicht mehr zugänglich. Bis 1993 wurde der Stollen von der Bundeswehr als Lager genutzt. Seit Mitte der 1990-er Jahre befindet sich die unterirdische Anlage in Privatbesitz.
Internationales Gedenken
Das Gedenkstättengebäude wurde 1976 eröffnet. Seit 2001 zeigt eine Dauerausstellung historische Dokumente und Filmaufnahmen der Befreiung des Lagers. Seit 2005 können Besuchende auch einen Teilbereich des unterirdischen Stollensystems mit einer Länge von etwa 120 Metern begehen. Die Überlebenden forderten zeitlebens einen Zugang weiter in den Stollen hinein, der bislang aufgrund des baulichen Zustandes aber nicht möglich war.
Ein Gräberfeld mit ermordeten Gefangenen bekam 2011 Namenstafeln und wurde gemeinsam mit Überlebenden eingeweiht. Seit 2007 gehört die KZ-Gedenkstätte zur Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt.
Die Angehörigen und Nachkommen der Überlebenden und Opfer des KZ gründeten eine internationale Gruppe zweiter Generation. Seit 2001 organisieren sie Gedenkaktionen und Projekte gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus der Region, um so die historischen Fakten durch Bildungsarbeit weiterzugeben. Ein pädagogisches Team bietet thematische Führungen sowohl für Erwachsene als auch für Schulklassen an.
Öffnungszeiten für Besucher
Das ehemalige Lagergelände mit Gedenk- und Informationstafeln ist frei zugänglich und kann jederzeit besichtigt werden. Eine Besichtigung der Dauerausstellung und des Stollenabschnittes ist von April bis Oktober jedes letzte Wochenende im Monat von 14 bis 17 Uhr mit Voranmeldung möglich. Die Dauerausstellung hat zusätzlich von Dienstag bis Freitag von 9 bis 15.30 Uhr geöffnet.
MDR (Katharina Gebauer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 15. August 2024 | 19:00 Uhr