Deutscher Kita-Preis Kita im Harz ist eine der besten Deutschlands
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29. November 2024, 09:47 Uhr
Alpakas, Esel, Pferde, Schafe und Ziege: Sie alle leben auf dem Domänenhof, einer Kita in Radisleben im Harz. Die Einrichtung hat in diesem Jahr bereits zum dritten Mal am Deutschen Kita-Preis teilgenommen. Zum Sieg reichte es nicht, das besondere Konzept hat die Einrichtung trotzdem unter die besten 15 Kitas des Wettbewerbs gebracht.
"Und eins-zwei-drei-Schwung." Anja Amft gibt das Kommando und ein Dutzend Kinder stemmt sich gegen einen Heuballen, rollt ihn Richtung Stall. Gerade wurde frisches Heu angeliefert für Lovely und Rachel, die beiden Pferde der Kita Domänenhof. Und da sollen alle helfen.
Ein paar Meter entfernt sind Valentin und Franz dabei, Emil zu bürsten. Emil ist der Kita-Esel, und der hat sichtlich Freude daran. Auch den Kindern sieht man ihren Spaß an. "Franz macht das so und ich putze das hier ab", sagt Valentin.
Tiere gehören zum pädagogischen Konzept
In der integrativen naturtherapeutischen Kindertagesstätte Domänenhof in Radisleben sind Tiere in den normalen Alltag fest eingebunden. Träger der Einrichtung ist ein Verein, der sich "Tiere helfen Kindern“ nennt. Und der Name ist Programm.
Alpakas, Esel, Pferde, Schafe und Ziegen, aber auch Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde und Katzen gehören zum pädagogischen Konzept, erklärt Kita-Leiterin Anja Amft. Der kleine Hund einer Erzieherin ist auch immer dabei. "Hexe" haben alle ins Herz geschlossen.
Mithilfe der Tiere würden die Kinder beispielsweise Rücksichtnahme lernen, so die pädagogische Leiterin. Die Kinder lernen, wie sie sich verhalten müssen, damit die Tiere Kontakt zu ihnen aufnehmen. Sind die Kinder zum Beispiel zu laut, scheuen die Tiere. Sie würden auch lernen, Tätigkeiten zu beenden. Wenn ein Tier geputzt wird, könne man nicht mittendrin aufhören. Das würden die 75 Kinder schnell lernen.
Keine geregelten Essenszeiten
Bereit stehen 24 Betreuerinnen und Betreuer, 23 Erzieherinnen, Therapeutinnen, Heilpraktikerinnen und Logopädinnen und ein Erzieher. Erik Gebbert ist erst 24 Jahre alt und war nach einem Schülerpraktikum begeistert von der Einrichtung. Heute bezeichnet er es als "Vergnügen, dass ich hier anfangen durfte."
Das Kita-Team arbeitet nach einem offenen pädagogischen Konzept. Statt Gruppenräume gibt es Funktionsräume, zum Beispiel für Essen, Spiele, Bewegung. Die Kinder finden sich beim Spielen immer wieder zu neuen Gruppen zusammen, lernen dadurch vieles eigenständig. Die Lernerfolge seien toll, so die Leiterin.
Selbstbestimmung hat eine herausragende Bedeutung in Radisleben. Beim Essen wird das besonders sichtbar. Es gibt keine festen Essenszeiten. Gegessen wird in kleinen Gruppen. Wer keinen Hunger habe, müsse nicht essen, so Anja Amft. Und sie essen so lange, wie sie möchten, bis sie gesättigt sind. Es gehe darum, dass das Kind die Bedürfnisbefriedigung erkennt.
Mehrere zehntausend Euro Preisgeld
Selbstbestimmtes Lernen ist auch ein wichtiges Kriterium für die Jury des Deutschen Kita-Preises. Der ist eine gemeinsame Initiative des Bundesfamilienministeriums und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Auszeichnung würdigt seit 2018 das Engagement der Menschen, die sich tagtäglich in Kitas um besonders gute Qualität bemühen. Die Erstplatzierten in den beiden Kategorien erhalten jeweils 25.000 Euro. Je 15.000 Euro gehen an die Zweitplatzierten und 10.000 Euro an die Drittplatzierten.
Das Kita Team in Radisleben hat in diesem Jahr bereits zum dritten Mal an diesem deutschlandweiten Wettbewerb teilgenommen. Und das durchaus mit einigem Erfolg. Unter den insgesamt 520 Bewerbern gehörten sie diesmal zu den 15 Nominierten in der Kategorie "Kita des Jahres". Die Hürde der letzten Acht schafften sie dann nicht mehr. Doch kein Grund, traurig zu sein. Sie sind die Bestplatzierten aus Sachsen-Anhalt.
Die Beschäftigung mit der Bewerbung hat das ganze Team zusammen geschweißt
Allein das Beschäftigen mit der Bewerbung habe das ganze Team noch mehr zusammengeschweißt, und auch zu einer noch kritischeren Schau auf die eigene Arbeit geführt, sagt die Chefin. Anja Amft und ihr Team will nun – klar – auch im nächsten Jahr wieder mitmachen beim Wettbewerb um die Kita des Jahres.
MDR (Carsten Reuß, Sebastian Gall) | erstmals veröffentlicht am 28.11.2024
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN/MDR S-ANHALT | 28. November 2025 | 14:00 Uhr
Mutter34 vor 1 Wochen
Selbstbildung, bedürfnisorientiert... mag ja alles schön und gut sein.
Aber spätestens in der Schule gibt es klare Regeln und Zeiten.
Ein kommen und gehen ist im Unterricht wird wohl nicht möglich sein. Wie soll sich daran ein kind gewöhnen.
Essen, wann was und wie viel ich will oder überhaupt nicht. Da kann man das Geld gleich zum Fenster heraus werfen.
Wer hat da die Kontrolle über das Essverhalten der kinder... keiner.
Für so eine Pädagogik benötigen Erzieher keine 5 Jahre Ausbildung mehr.
Kinder beim Spielen zuschauen schafft man auch ohne Schulbildung.