Kerzen und Blumen im Gedenken an die Opfer des Anschlags. Vier Tage vor Heiligabend gab es einen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. 1 min
Die Anteilnahme nach dem Anschlag in Magdeburg zeigt sich auch an den vielen Spenden. Ein Teil wurde nun ausgezahlt. Mehr im Audio. (Archivfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch
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MDR SACHSEN-ANHALT Di 11.02.2025 14:00Uhr 00:38 min

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Geld für Betroffene Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Mehr als eine Million Euro an Spenden ausgezahlt

04. März 2025, 17:50 Uhr

Der Anschlag von Magdeburg hat viele Menschen schockiert. Entsprechend groß war die Bereitschaft, für Opfer und Hinterbliebene zu spenden. Insgesamt waren rund 2,7 Millionen Euro zusammengekommen. Durch die Stadt wurden bereits mehr als eine Million Euro ausgezahlt.

Auszahlung von Spenden in Magdeburg hat begonnen

Nach dem Anschlag von Magdeburg mit sechs Toten und knapp 300 Verletzten hat die Stadt inzwischen mehr als eine Million Euro Spenden an Opfer ausgezahlt. Nach Angaben der Stadtverwaltung (am 04.03.2025) wurden so bislang 767 Betroffene unterstützt. Dabei seien die Familien der Todesopfer bevorzugt behandelt worden. Etwa 77 Prozent der Spendengelder, die bislang auf dem städtischen Spendenkonto eingegangen sind, seien damit verteilt.

Unterdessen ist die Zahl der Betroffenen des Anschlags weiter angestiegen. Waren es nach Angaben der Stadt Anfang Februar etwa 1.300, seien von der Polizei inzwischen mehr als 1.500 Betroffene gemeldet worden. Die Bearbeitung der Anträge auf Unterstützung laufe innerhalb der Stadtverwaltung weiterhin auf Hochtouren.

Zudem biete ein Sonderstab weiterhin Beratungen rund um die Spendenvergabe an. Auf dem städtischen Spendenkonto seien bislang 1,38 Millionen Euro eingegangen. Weitere Spenden sind noch bis 31. März 2025 möglich. Soforthilfen als Einmalzahlung können Betroffenen noch bis Ende März beantragen.

Sonderstab der Landeshauptstadt verschickt Auszählungsanträge

Nach Angaben der Stadt Magdeburg hatte der aus acht Personen bestehende Sonderstab hunderte Auszahlungsanträge für die Spenden verschickt. In den vergangenen Wochen sind demnach 1.307 vom Anschlag betroffene Menschen ermittelt und per Post kontaktiert worden. In dem Schreiben würden auch verschiedene Möglichkeiten für die Unterstützung beim Ausfüllen des Antrags aufgezeigt. Beschäftigte der Verwaltung könnten persönlich oder telefonisch beraten. "Bei Betroffenen, die noch verletzt sind, kann eine Sozialarbeiterin auch direkt im Krankenhaus oder zu Hause unterstützen", so die Stadt.

So verteilt Magdeburg die Spenden nach dem Anschlag

Der Magdeburger Stadtrat hatte in einer Sondersitzung im Januar einstimmig eine Richtlinie verabschiedet, die eine "angemessene Verteilung" der 1,3 Millionen Euro regeln soll, die auf dem städtischen Konto insgesamt eingegangen waren. Die Richtlinie sieht vor, dass auf Antrag pauschale Einmalzahlungen gewährt werden:

  • 20 Prozent der Spenden sollen an die Angehörigen von Todesopfern gehen,
  • 25 Prozent an lebensgefährlich verletzte Opfer,
  • 25 Prozent an schwerverletzte Opfer,
  • 15 Prozent an leicht verletzte Opfer,
  • 10 Prozent an Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen,
  • und 5 Prozent an Menschen, deren Sachen zu Schaden gekommen sind (bis zu 300 Euro pro Person).

Wenn Sie spenden möchten, dann unter folgenden Bankverbindungen (zum Aufklappen)

Spendenkonto von DRK, Caritas und Diakonie:
Stichwort: Opferhilfe Magdeburg
IBAN: DE54 3702 0500 0020 2006 71

Spendenkonto Stadt Magdeburg:
IBAN: DE89 8105 3272 0641 0958 72
Die Angabe eines Verwendungszwecks ist laut Stadt nicht nötig.

Insgesamt waren mehr als mehr als 2,7 Millionen Euro für die Angehörigen der Opfer und Hilfsorganisationen gespendet worden – einerseits auf ein Spendenkonto der Stadt Magdeburg (rund 1,3 Millionen Euro), andererseits auf eines der Organisationen DRK, Caritas und Diakonie (rund 1,4 Millionen Euro).

So wollen DRK, Caritas und Diakonie die Spenden verteilen

Auch der Großteil des Geldes auf dem Konto der Hilfsorganisationen soll an die direkten Opfer des Anschlags oder ihre Angehörigen gehen. Die finanziellen Hilfen würden als Einmalzahlung gewährt, hieß es Ende Januar vom DRK.

  • Hinterbliebene der Getöteten sollen demnach 15.000 Euro bekommen.
  • Lebensbedrohlich Verletzte erhalten 9.000 Euro.
  • Schwerverletzte bekommen 4.500 Euro.
  • Leichtverletzte Opfer erhalten 1.000 Euro.
  • Personen mit posttraumatischen Störungen würden mit 200 Euro bedacht.

Auch der Verein Weißer Ring wird mit einer Summe aus Spenden bedacht. Zur Begründung hieß es, Erfahrungen zeigten, dass sich Geschädigte aufgrund von Traumata oft erst später meldeten. Der Weiße Ring kümmere sich langfristig um die Betreuung der Opfer.

Opfer des Anschlags sollen Antrag bei der Stadt stellen Die Opfer des Anschlags können laut DRK bei der Stadt Magdeburg einen Antrag stellen, der auch für die Auszahlung dieser Spenden als Grundlage diene. Die Beträge an die Betroffenen würden zusätzlich zu den bereits von der Stadt festgelegten Leistungen ausgezahlt. Betroffene können sich laut Stadt bis Ende März 2025 melden und Soforthilfen als Einmalzahlung beantragen.

Beratungsstelle in der Innenstadt von Magdeburg

Zudem hat die durch die Stadt eingerichtete Beratungsstelle für die Betroffenen im Familieninformationsbüro geöffnet. Rund 70 freiwillige Mitarbeiter der Stadtverwaltung helfen, Spendengelder unkompliziert zu beantragen. 

Beratungsstelle für Auszahlung der Spenden Nach vorheriger Terminvereinbarung steht seit Donnerstag, 23. Januar, das Familieninformationsbüro in der Innenstadt (Krügerbrücke 2) zur Verfügung. Für alle Fragen zur Spendenvergabe ist laut Stadt ein Team unter der E-Mail-Adresse buerosonderstab@stadt.magdeburg.de erreichbar.

Opferhilfefonds des Landes wird aufgestockt

Ungeachtet der privaten Spenden soll der Opferhilfefonds des Landes Sachsen-Anhalt um 450.000 Euro erhöht werden. So hatte es der FDP-Landtagsabgeordnete Guido Kosmehl Anfang Februar im Rechtsausschuss des Landtages erklärt. Als Reaktion auf die vielen Opfer des Anschlages auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt werde die Koalition im Haushalt für 2025 insgesamt eine halbe Million Euro bereitstellen. Die Erhöhung des Opferhilfefonds sei nur für dieses Jahr geplant, es solle aber die Möglichkeit geschaffen werden, Teile des Geldes auch in das kommende Jahr zu übertragen.

Stichwort: Der Opferhilfefonds des Landes

Der Opferhilfefonds des Landes war im Oktober 2024 geschaffen worden und gilt rückwirkend seit dem 1. Oktober 2019, um Opfer schwerer Gewalt schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Jährlich standen dafür bislang 50.000 Euro zur Verfügung. Daraus werden pauschale Einmalzahlungen an Opfer geleistet, die bis zu 5.000 Euro betragen können.

Finanzielle Entschädigung vom Bund online beantragen

Unterstützung für die Opfer des Anschlags kommt darüber hinaus auch aus Berlin: Bereits im Januar hatte der Haushaltsausschuss im Bundestag finanzielle Unterstützungsleistungen bewilligt. Das Bundesjustizamt hat dazu Informationen und ein Antragsformular auf seiner Website bereitgestellt. Die Bundesregierung hatte geplant, die Opfer des Anschlags offenbar mit insgesamt 25 Millionen Euro finanziell zu entschädigen.

Auf den Social-Media-Kanälen von MDR SACHSEN-ANHALT war die Beteiligung des Bundes an der Entschädigung der Anschlagsopfer viel diskutiert worden. Eine Auswahl:

  • Bei Instagram schrieb etwa Userin "kerstin1084": "Hauptsache die psychologische Betreuung, medizinische Versorgung und Nachsorge wie Hilfsmittel u Zuzahlungen wären ausgeglichen. Vielleicht noch schnelle Hilfe mit den richtigen Arztterminen u Transporte/Kostenübernahme für die Betroffenen u wenig Bürokratie. Ich weiß nicht, ob Geld das Erlebte aufwiegt, aber es erleichtert das Drumrum. Wäre ja schön, wenn es Ansatzweise so klappt."
  • Userin "dan.ei.24" sieht die Ankündigung des Bundes kritisch: "Das macht keinen Toten lebendig und keinen Verletzten oder Traumatisierten wieder gesund!! Zumal es mittlerweile EIN Fall von mittlerweile viel zu vielen ist. Dieses Versagen ist durch NICHTS wieder gut zu machen!!"
  • User "pietfalkenauge" macht einen Gegenvorschlag: "Anstelle Geld raus zu werfen lieber allen Betroffenen dauerhaften kostenlosen Zugang zu Rehabilitation geistig und körperlich gewähren."

Bei Facebook wurde ebenfalls viel über die Ankündigung des Bundes diskutiert:

  • User "Stefan Lingner" spricht sich für eine unkomplizierte und schnelle Abwicklung aus: "Hoffentlich geht das unbürokratischer als bei der Fluthilfe im Ahrtal, da warten auch noch viele auf Geld für den Wiederaufbau. In Deutschland wird immer viel versprochen und dann zerschellt Alles an der Bürokratie."
  • User "Paule Doberschütz" meint: "Nicht der Bund zahlt, der Steuerzahler zahlt für die mehrfach bewiesene fachliche Inkompetenz der Verantwortlichen. Es reicht nicht aus Haltung zu zeigen, Versprechungen zu machen und sich dann wegducken und anderen die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen."
  • Userin "Leni Wars Wieder" wünscht sich bei alldem eine konstruktivere Diskussion: "Es wird geschimpft, wenn die Opfer nicht SOFORT etwas bekommen, es wird geschimpft, wenn jedes Opfer 25.000 Euro bekommt. ...ach Leute... Ihr lebt alle in einer Demokratie, bringt euch doch ein statt nur zu wettern..."

Alle aktuellen Entwicklungen zum Fall haben wir hier für Sie gebündelt:

MDR (L. Deutschländer, M. Holzberger, F. von der Eltz, D. Salpius, M. Fürstenberg, K. Bunk, L. Kotulla, A. Gehn-Zeller, N. Düsekow, O. Leiste), dpa | Erstmals veröffentlicht am 27.12.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. Februar 2025 | 14:00 Uhr

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