Geld vom Land Waldbad Seehausen hofft auf eine Solaranlage

24. Juli 2022, 10:28 Uhr

Dem Waldbad Seehausen sieht man seine 84 Jahre kaum an. Das verdankt es dem Förderverein, der unermüdlich flickt und ausbessert. Mit Unterstützung aus einem neuen Förderprogramm hofft der Verein nun, in die Zukunft investieren zu können.

Ein Mann mittleren Alters und mit kurzem Haar schaut in die Kamera
Bildrechte: MDR/Alexander Kühne

Walter Fiedler hätte gerne zwei Millionen Euro. Mehr bräuchte er nicht, um das Waldbad Seehausen einmal komplett von vorne bis hinten zu sanieren. "Wäre in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich in den Erhalt investiert worden, hätten wir jetzt nicht so einen Riesenberg vor uns", erzählt der 77-Jährige MDR SACHSEN-ANHALT. Deshalb gründete er vor zehn Jahren einen Förderverein.

Förderverein investiert unzählige Arbeitsstunden

Seitdem beginnen er und seine sechs Mitstreiter jedes Jahr in der Vorsaison, das Nötigste im Bad zu flicken und zu reparieren. "Letztes Jahr war der Boden des großen Schwimmbeckens undicht, da sickerte das Wasser durch", erzählt Günter Seifert. Er kam über seine Ehefrau zum Verein, die er bei einem Einsatz eigentlich nur mal vertreten wollte, doch dann ließ Walter Fiedler ihn nicht wieder gehen.

Der Verein organisierte Spendengelder, Material und Baugeräte bei ansässigen Firmen und schaffte es in Eigenleistung und unzähligen Arbeitsstunden, pünktlich zu Saisonstart das große Becken abzudichten. "Das Schwimmbecken ist jetzt zu zwei Dritteln saniert", berichtet Fiedler stolz. Vor zwei Jahren konnten sie für 75.000 Euro das Planschbecken erneuern, als nächstes soll das große Schwimmbecken modernisiert werden. "So wie es in den 1930er Jahren gebaut wurde, ist es noch heute", erzählt Fiedler.

Auf die historische Anmutung sind die Vereinsmitglieder besonders stolz. Viel Mühe haben sie in den Erhalt der originalgetreuen Details investiert. "Für die Türen der Umkleidekabinen haben wir lange nach den Originalfarben gesucht", erzählt Wolfgang Hennigs. Vor fünf Jahren haben Freunde ihn beim Karnevalsumzug in den Verein gelockt. Seitdem hilft er mit, denn die Stadt kann nicht mehr als 50.000 Euro für den Betrieb jährlich geben.

Sorgenkind: die Filteranlage aus den 1970er Jahren

Doch das Sorgenkind des Vereins ist die alte Filteranlage aus den 1970er Jahren. "Wenn sie ausfällt, ist das Wasser innerhalb weniger Stunden grün", erzählt Peter Sandner. Wie alle im Verein hat auch er im Waldbad schwimmen gelernt. Deswegen liegt es ihm am Herzen, das Bad für die Seehausener zu erhalten. Die Rohre wurden schon notdürftig geflickt, doch eigentlich müsste die gesamte Anlage ausgetauscht werden. "Eigentlich ist sie eine tickende Zeitbombe, doch eine neue Filteranlage hinzustellen kostet über 300.000 Euro", erzählt Sandner.

Förderprogramm: Nur maximal 50.000 Euro pro Freibad

Um die Freibäder bei der Sanierung zu unterstützen, stellt das Land Sachsen-Anhalt dieses Jahr 500.000 Euro zur Verfügung. Doch leider kann ein Freibad mit maximal 50.000 Euro gefördert werden. "Damit könnten wir eine Wand des Beckens flicken, dann wäre es schon wieder alle", meint Walter Fiedler. Stattdessen wollen sie sich eine Solaranlage fördern lassen. "Damit könnten wir die enormen Energiekosten senken und hätten jedes Jahr mehr Geld für den Erhalt übrig", hofft Walter Fiedler.

Es wäre eine Investition in die Zukunft. Denn wie lange die Rentner noch Kraft für ihr Engagement haben, weiß keiner. "Eigentlich müssten der Betrieb und der Erhalt der Freibäder eine Pflichtaufgabe der Kommunen sein, dann bräuchte es uns nicht", sagt Walter Fiedler. Dann wäre der Schwimmunterricht kommender Generationen gesichert, denn ohne den Verein gäbe es das Bad schon nicht mehr.

MDR (Alexander Kühne, Felix Fahnert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 23. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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