Eine Person hält in der Atacama-Wüste im Salar de Atacama lithiumhaltige Sole. Das Unternehmen Sociedad Química y Minera de Chile (SQM) erweitert seinen Bergbaubetrieb, um die weltweit steigende Nachfrage nach Lithiumkarbonat zu decken, dem Hauptbestandteil bei der Herstellung von Akkus, zunehmend für Elektrofahrzeuge.
In der Regel wird Lithium aus lithiumhaltiger Sole gewonnen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Lucas Aguayo Araos

Umstrittener Betreiber Chance oder Risiko: Lithiumabbau in der Altmark sorgt für Diskussionen

07. November 2024, 10:34 Uhr

Die Lithium-Vorkommen in der Altmark könnten 20 Prozent des deutschen Bedarfs decken. Davon zumindest geht das Abbau-Unternehmen Neptune Energy aus und wirbt mit einem nachhaltigen neuen Verfahren zur Gewinnung des begehrten Stoffs. Eine Bürgerinitiative vor Ort sieht die Firma und das Vorhaben dagegen kritisch.

Eine blonde Frau mit Brille
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Tief unter der altmärkischen Erde liegt im Thermalwasser der Bodenschatz Lithium. Die Firma Neptune Energy will diesen Schatz bergen. Anfang der Woche hat nun das Lithium-Labor Steinitz seine Arbeit aufgenommen. Bis Weihnachten soll in dem Salzwedeler Ortsteil das erste Lithium in noch minimalen Mengen extrahiert werden. Beim 27. Symposium des Verbands der Ingenieure, kurz VDI, in Gardelegen wurden Chancen und Risiken des Lithiumabbaus diskutiert.

Lithium aus der Altmark: "Reicht für 700.000 E-Autos pro Jahr"

Bis 2030 will Neptune Energy 25.000 Tonnen Lithium-Carbonat pro Jahr gewinnen. "Das reicht für ungefähr 700.000 Elektroautos pro Jahr", erklärte Axel Wenke, bei Neptune Energy verantwortlich für Erneuerbare Energien. Weiter erklärte Axel Wenke, dass der Bedarf da sei. Er gehe davon aus, dass zukünftig in Deutschland rund 4,5 Millionen Elektrofahrzeuge (E-Autos und Plug-in-Hybride) pro Jahr produziert werden. 

Sie alle benötigten Batterien, die wiederum benötigten das Lithium. Damit könne die altmärkische Neptune-Energy-Fabrik perspektivisch 20 Prozent des deutschen Bedarfs liefern. Zum Vergleich: Von Januar bis August 2024 wurden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland knapp 845.000 E-Autos produziert

Der Geologe Dr. Axel Wenke ist bei Neptune Energy zuständig für die Lithium-Gewinnung. 8 min
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MDR FERNSEHEN Di 05.11.2024 14:02Uhr 08:05 min

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Doch während des VDI-Symposiums wurden auch kritische Stimmen laut. Die Bürgerinitiative "Saubere Umwelt Altmark" etwa fordert, dass Neptune Energy vor dem Lithium-Abbau erst einmal die Altlasten aus der Giftgrube Brüchau bei Kalbe beseitigt, für die das Unternehmen verantwortlich ist. Die radioaktive sowie Quecksilber- und Arsen-verseuchte Grube sollte längst ausgebaggert sein – herizu hat der Landtag einen Beschluss gefasst. Neptune Energy kommt der Forderung nicht nach, weil es nach eigenen Angaben keine Entsorgungswege gibt.

VDI: "Technologieoffene Veranstaltung"

Dialog und Aufklärung seien wichtig, betonte der Ingenieur Peter Timme, der die VDI-Bezirksgruppe Altmark leitet und das Symposium organisiert hat. Die Veranstaltung diene dazu, Ängste und Kümmernisse wegzunehmen. "Es war keine politische, sondern eine technologieoffene Ingenieurs-Veranstaltung."

Weiter betonte Timme, dass es auch sein könne, dass die Technologie nicht funktioniere. "Aber es nicht zu probieren ist tragisch, denn wissenschaftlich gesehen, ist auch das Ergebnis, dass es nicht geht, eine positive Erfahrung." Noch steckt das in der Altmark angestrebte Verfahren zur Lithiumgewinnung in der Pilotphase. Das hohe finanzielle Risiko gehe Neptune Energy jedoch ein.

Lithium aus der Altmark: Abbauverfahren noch in Testphase

Derzeit gehören Australien, Chile und China zu den weltweit größten Lithium-Produzenten. Teilweise sind die daraus resultierenden Schäden für die Umwelt katastrophal. Doch anders als in Sachsen-Anhalt geplant, wird der Rohstoff häufig im offenen Tagebau oder aus Salzwasser gewonnen.

Solebecken mit Lithiumkarbonat und Haufen von Nebenrodukten, die in der Atacama-Wüste im Salar de Atacama verstreut werden.
Solebecken einer Lithium-Mine in der Atacama-Wüste in Chile Bildrechte: picture alliance/dpa | Lucas Aguayo Araos

In der Altmark aber will Neptune Energy anders vorgehen, indem die Firma Thermalwasser mit hohem Lithiumgehalt gewinnt und dafür nur "kurz" an die Oberfläche pumpt. Was genau "kurz" in diesem Zusammenhang bedeutet, ist noch nicht ganz klar. Neptune Energy selbst schreibt auf seiner Internetseite dazu: "Dabei handelt es sich um ein äußerst umweltschonendes Verfahren." Zudem würden bei der Förderung die im internationalen Vergleich hohen deutschen Sicherheits- und Umweltstandards eingehalten.

Landrat: "Geht um umweltschonende Lithiumgewinnung"

Eine behördliche Genehmigungs- und Kontrollfunktion übernehmen neben dem Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) auch die beiden altmärkischen Landkreise. Deswegen waren gestern auch die beiden Landräte Patrick Puhlmann vom Landkreis Stendal und Steve Kanitz (beide SPD) vom Altmarkkreis Salzwedel vor Ort.

Kanitz saß sogar mit auf dem Podium: "Wir müssen das gemeinsam mit Neptune Energy noch stärker kommunizieren, dass es uns in der Altmark um eine umweltschonende Lithiumgewinnung geht." Die Sorgen und Nöte der Altmärker nehme er ernst, sehe aber auch das Potenzial für die gesamte Altmark.

MDR (Carina Emig, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. November 2024 | 06:30 Uhr

12 Kommentare

Shantuma vor 4 Wochen

Also "kurz" ist schon schwierig.

Fakt ist, Thermalwasser ist Salzwasser, da Salze in diesem Wasser gelöst sind.
Was für Salze kommt ganz auf die Erdschichten an.

Dieses Thermalwasser kann man dann verdampfen lassen, so wie es in Chile z.B. passiert um somit eine höhere Konzentration zu erreichen.
Diese Prozess kann man natürlich durch "kochen" beschleunigen, doch dies benötigt zusätzliche Energie und zwar eine Menge, da sich der Aggregatzustand ändern muss.

Leider gibt es keine weiteren Informationen ... "kochen" ist wohl Firmengeheimnis.

Shantuma vor 4 Wochen

@Sharis:
Also wenn man nach den Worten einiger Aktivisten geht, kann man durchaus sagen, dass "Neptune Energy!" durchaus verantwortungslos agiert, denn betitelt sich selber als Erdöl- und Erdgasförderer.
Und ich gehe davon aus, dass ich hier die richtige Firma getroffen habe, denn sonst würde es wohl einen Namensstreit geben.

Shantuma vor 4 Wochen

@M H Dessau
Um eine GmbH zu gründen braucht man nur 25.000€ Euro an Eigenkapital.

Dazu kommt das dieses Unternehmen auch schon etwas internationaler agiert. Und somit sollte man davon ausgehen, dass es sich bei der GmbH um eine Tochter handelt, die man bei Problemen halt abstoßen kann.

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