Landkreis Stendal Rekordverdächtig viele Fotos: Warum sich der neue Blitzer in Ziegenhagen wirklich lohnt
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22. Oktober 2024, 09:26 Uhr
Seit vier Monaten steht im altmärkischen Ziegenhagen ein stationärer Blitzer. Jahrelang hatten die Dorfbewohner dafür gekämpft. Zu Recht, wie sich jetzt zeigt. Innerhalb von 14 Wochen blitzte es in Ziegenhagen Tausende Male.
Innerhalb von vier Monaten hat der neue Blitzer in Ziegenhagen (Landkreis Stendal) 12.750 Fahrzeuge dokumentiert, die zu schnell unterwegs waren. Das zeigen Zahlen, die auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT veröffentlicht wurden. Damit blitzte die neue Anlage in Ziegenhagen durchschnittlich 254 Mal pro Tag, haben die Berechnungen des Landkreises ergeben. Das sind Rekordwerte im Landkreis: Selbst die beiden Blitzer im benachbarten Erxleben erfassten im vergangenen Jahr "nur“ gut 4.000 Raser, die Säule in Buchholz noch weniger.
Viele bremsen auf der Ortsdurchfahrt nicht
Die Ortsdurchfahrt Ziegenhagen ist gleichzeitig die Bundesstraße 189. Zudem ist die innerörtliche Strecke ziemlich kurz, nur gut 200 Meter. Dennoch gilt dort natürlich die Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde. Eine Raststätte und eine Fußgängerampel müssten Autofahrern eigentlich implizieren, dass sie auf die Bremse gehen sollten, weil Menschen in Gefahr geraten könnten. Zu viele, sagt Stendals Landrat Patrick Puhlmann, hielten sich aber noch nicht daran.
Puhlmann machte gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT darauf aufmerksam, dass in der touristischen Saison – also von Frühling bis Herbst – ungewöhnlich viele zusätzliche Fahrzeuge durch Ziegenhagen fahren; Urlauber auf dem Weg zur Ostsee. Die Autobahn 14-Nordverlängerung fehlt auch in dieser Hinsicht.
Ungewöhnlicher Deal beim Kauf des Blitzers
Damit die Ziegenhagener überhaupt einen stationären Blitzer bekamen, haben Gemeinde und Landkreis ein ungewöhnliches Abkommen geschlossen. Der Landkreis, der das Gerät eigentlich hätte anschaffen müssen, konnte sich die Blitzersäule nicht leisten. Sie kostet mehr als 230.000 Euro. Daraufhin kaufte die Gemeinde Rochau, zu der Ziegenhagen gehört, das Gerät.
Nun erhält die Gemeinde die Einnahmen aus den Verwarn- und Bußgeldern so lange, bis sie den Kaufpreis wieder hat. Danach fließt das Geld in die Kreiskasse. Die Verwaltung hat erst die Bescheide aus neun Wochen bearbeitet; die Summe beläuft sich bereits auf mehr als 140.000 Euro. Es kann also, sagt Bürgermeister Dirk Zeidler mit einem lachenden und einem weinenden Auge, nur noch ein paar Monate dauern, bis die Gemeinde ihr Geld zurück hat.
Gefahr ist noch nicht gebannt
Die Gefahr in Ziegenhagen durch Raser – das zeigen die Zahlen – ist noch nicht gebannt. Dennoch sind die Anwohner erleichtert. Ulrike Elbershausen besucht mit ihrem kleinen Sohn gern die Großeltern auf der anderen Seite der Ortsdurchfahrt. Es sei deutlich ruhiger geworden an der Straße, sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT: "Man merkt das auch deutlich, wenn man mit Kind vorne an der Straße steht, dass man doch mehr gesehen wird. Die Leute sind tatsächlich sensibilisierter, dass es ein Ort ist, in dem man 50 zu fahren hat."
Elbershausen bedauerte gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT, dass es nicht für einen kombinierten Blitzer – Geschwindigkeit und Rote-Ampel-Blitzer – gereicht hat. Denn an der Ortsdurchfahrt steht eine weithin sichtbare Fußgängerampel, damit Ziegenhagener und auch Gäste des Rasthofs sicher über die Straße kommen. Das Rot der Ampel werde aber zu oft von Autofahrern ignoriert.
MDR (Katharina Häckl, Oliver Leiste) | Erstmals veröffentlicht am 19.10.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Oktober 2024 | 17:00 Uhr
der Steuerzahler vor 19 Wochen
Die Ampel hat nur umgeschaltet, wenn man zu schnell war (und ja, das auch nachts um 3 Uhr). Wer ordnungsgemäß gefahren ist, durfte "unbehelligt" seine Fahrt fortsetzen.
Grundsätzlich verstehe ich die Aufregung nicht. Wer zu schnell fährt und erwischt wird, muss halt zahlen. Es wird ja auch niemand gezwungen schnell zu fahren. Das ist dann keine Wegelagerei, sondern simple Verkehrsüberwachung.
Außerdem handelt es sich bei den Verwarngeldern nicht um einen "Reinerlös". Verwaltungs-, Beitreibungs- und Wartungskosten sind dabei nicht unerheblich, sichert aber Arbeitsplätze.
Also, auf geht's! Für einen schlanken Staat und gegen Blitzersäulen einfach innerorts 50 km/h fahren.
astrodon vor 19 Wochen
@Daniel: Wer zu dumm ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung zu beachten zahlt eben Lehrgeld.
Alternativ wäre nur noch eine Beschränkung auf 30km/h mit einer passenden Bodenwelle.
harry42 vor 19 Wochen
Wieso kostet der Blitzer mehr als 230000 Euro? Ein Handy gibts ab 100 Euro, einen Bewegungsmelder ab 30 Euro und 2 Lichtschranken für zusammen 100 Euro (plus PC zur Geschwindigkeitsberechnung), achso, das Stativ fürs Handy kommt noch dazu, also 10 Euro.