Der Schriftsteller Axel Hacke, ein Mann mit grauen Haaren er trägt einen grauen Mantel
Der Schriftsteller und Journalist Axel Hacke hat ein Buch über Heiterkeit geschrieben. Bildrechte: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Interview Axel Hacke: "Heiterkeit und Humor gehören zum Menschsein"

22. Februar 2024, 05:30 Uhr

Als Kolumnist und Buchautor ist Axel Hacke seit Jahrzehnten bekannt und erfolgreich. In seinem neuesten Buch setzt er sich mit dem Begriff der Heiterkeit auseinander. Er fragt, wie es gerade in unseren krisengeschüttelten Zeiten gelingen kann, dem Ernst des Lebens mit Humor zu begegnen. Auf seiner aktuellen Lesereise macht er am Freitag auch Station in Leipzig. Vorab hat er mit dem MDR über guten Humor, Loriot und lustige Leseabende gesprochen.

MDR: Herr Hacke, wie kann man bei all den gegenwärtigen Katastrophen noch gelassen und heiter bleiben?

Axel Hacke: Es ist ja so, dass die Dinge einen Zusammenhang haben. Also dass die Zeiten ernst sind, das würde ich ja nicht im geringsten bestreiten. Sie sind in vielerlei Hinsicht ernst – ob das jetzt der Klimawandel ist oder die Bedrohung durch alte und neue Nazis. Das alles ist ernst genug. Aber zum Menschsein gehören nun einmal auch die Heiterkeit und der Humor. Und das sollten wir uns nicht nehmen lassen. Sonst verändern wir unser Leben von selbst. Also es ist sehr wichtig, dass wir heiter sind, soweit es uns irgendwie möglich ist.

Axel Hacke bei der lit.Cologne 2018 Veranstaltung Axel Hacke, Boris Palmer und der Anstand in schwierigen Zeiten im WDR-Funkhaus am Wallrafplatz. 6 min
Bildrechte: imago/Future Image

Sie schreiben Bücher und Texte, die andere zum Lachen bringen. Ist man denn damit zwangsläufig auch ein lustiger Mensch?

Nein, also Lustigkeit ist so ein bisschen etwas Oberflächliches. Heiterkeit ist ja eine ganz grundsätzliche Haltung dem Leben gegenüber, dass man sich vom Leben die Gelassenheit und die Heiterkeit nicht nehmen lassen will, das gehört eigentlich dazu. Und natürlich bin ich kein heiterer Mensch. Aber das Schreiben hilft mir dabei, manchmal einer zu sein. Beim Schreiben bin ich schon heiter, da verliere ich sozusagen alle Angst und habe daran oft eine reine Freude. Das hilft mir sehr!

Heiterkeit ist eine ganz grundsätzliche Haltung dem Leben gegenüber.

Axel Hacke, Autor

Wie würden Sie denn guten Humor definieren?

Guter Humor hat immer eine enge Verbindung zum Ernst des Lebens, sonst ist er oberflächlich und versucht irgendetwas zu verdrängen, aber darum geht es ja nicht. Wenn Sie zum Beispiel bei Loriot bei all seinen Figuren alles Komische wegnehmen, dann bleiben ja sehr traurige Gestalten. Das sind Leute, die sich nicht mal mehr über einen Frühstücksei unterhalten können, ohne an Mord zu denken.

Buchcover Axel Hacke " Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten"
Axel Hackes Buch über die Heiterkeit ist im Herbst 2023 bei Dumont erschienen. Bildrechte: DuMont Buchverlag

Und da hätte man lauter Tragödien drüber schreiben können. Das hat Loriot aber nicht gemacht. Er ist ein paar Schritte zurückgetreten, hat den Blickwinkel gewechselt und hat das Komische daran gesehen. Und das hat etwas sehr Tröstliches. Wir erkennen uns ja selber in seinen Figuren. Und daran sieht man, dass die Verbindung zwischen Humor und Ernst sehr eng ist. Es ist nur ein anderer Blickwinkel, den Ernst des Lebens zu betrachten. Darum geht‘s eigentlich.

Am 23. Februar lesen Sie in Leipzig – wird das ein lustiger Abend?

Ich freue mich schon darauf, weil das immer so eine nette, schöne Gemeinschaft ist, die da im Laufe einer Lesung entsteht. Das ist einerseits lustig, weil es sehr lustige Texte gibt. Andererseits geht es schon um diesen Begriff der Heiterkeit, der nicht ohne einen gewissen Ernst zu betrachten ist. Deswegen changiert die Stimmung bei diesen Lesungen immer so ein bisschen. Manchmal es gibt es so Momente in denen es sehr ernst ist, ohne jetzt getragen zu sein. Es gibt immer eine gewisse Leichtigkeit dabei und dann gibt es natürlich auch viel zu lachen.

Quelle: MDR Sachsen (Nathalie von Mildenstein)
Redaktionelle Bearbeitung: lig

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 09. Februar 2024 | 20:15 Uhr

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