Instrumentenbauer aus Schöpstal Matthias Ryndak macht auch aus Whiskykisten eine Gitarre

08. Oktober 2022, 08:00 Uhr

Als Instrumentenbauer repariert Matthias Ryndak vor allem Gitarren. In seiner Freizeit macht der Schöpstaler selbst Musik. Solo singt er eher gesellschaftskritische Lieder, in seiner Folkband geht es dagegen mehr um Tanz und Spaß. Dabei spielt Ryndak auch mal fünf Instrumente gleichzeitig.

Matthias Ryndak öffnet die Tür eines schlichten DDR-Bungalows: "Willkommen im Paradies." In dem Häuschen hier in Schöpstal bei Görlitz befinden sich seine Werkstatt, sein Büro und sein Studio. "Es ist für mich das Paradies, weil ich hier alles ausleben kann, was der Schöpfer mir mitgegeben hat", sagt er.

Für den 59-Jährigen ist die Musik Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Schon als Jugendlicher beginnt er, eigene Songs zu komponieren und an Instrumenten zu tüfteln. Später macht er sein Hobby zum Beruf und wird Instrumentenbauer. "Ich kann meinen Forscherdrang und meine kindliche Neugier jeden Tag aufs Neue befriedigen", sagt er dazu.

Ich kann meinen Forscherdrang und meine kindliche Neugier jeden Tag aufs Neue befriedigen.

Matthias Ryndak Instrumentenbauer

Instrumentenbau nach Kundenwunsch

Der Schöpstaler nutzt beim Bau auch mal ungewöhnliches Material. Für eine Gitarre nahm er zwei Whiskykisten, für eine Geige eine Zigarrenkiste, für ein Tamburin Guinnesskorken. Auch baute er Flöten der indigenen Bevölkerung Nordamerikas nach, Didgeridoos nach dem Vorbild der australischen Aborigines und lateinamerikanische Kistentrommeln, sogenannte Cajóns. Jedes Stück ist ein Unikat und wird nach den individuellen Wünschen des Kunden gefertigt.

Aktuell habe er allerdings kaum Zeit, neue Instrumente zu bauen, sagt Ryndak. Er sei vor allem mit Reparaturen und Ausbesserungen beschäftigt. "Viele kaufen sich billige Gitarren aus asiatischer Produktion und wundern sich, dass die nicht ordentlich klingen." Solche Fälle landen dann oftmals auf seiner Werkbank.

Liedermacher und Bandmitglied der "Folx"

Der Schöpstaler bezeichnet sich gern als Instrumententherapeut. Manchmal müsse er auch akute Notfälle behandeln: Gitarren mit Sturzschäden, abgebrochenem Hals oder zertrümmertem Korpus. Seine Patienten päppelt er aber fast immer wieder auf. "Das Geheimnis lautet Herzblut und Leidenschaft und natürlich handwerkliches Geschick", sagt Ryndak und zeigt auf eine Gitarre, die zur Deckenlampe umfunktioniert wurde. "Das passiert mit besonders schweren Fällen, die nicht mehr zu retten sind."

Geschick beweist Ryndak auch, wenn er die Instrumente spielt. 2016 gründete er mit drei Mitstreitern die Folkband "Folx". Dort spielt Ryndak bis zu fünf Instrumente gleichzeitig. "Ich sitze auf einer Cajón, die ich mit zwei Fußmaschinen spiele und habe eine Gitarre auf dem Schoß. Vor dem Mund habe ich einen Bügel mit einer Mundharmonika und mit einer Hand spiele ich Becken", sagt er. Gerade arbeiten die "Folx" an ihrem neuen Album, das den Titel "I feel whiskey" tragen soll. Aufgenommen und produziert wird zu Hause in Ryndaks kleinem Studio.

Gerhard Gundermann als großes Vorbild

Die Musik der Folkband soll Menschen zum Tanzen bringen und glücklich machen, sagt Ryndak. Wenn er aber solo als Liedermacher auftritt, möchte er mit kritischen Texten zum Nachdenken anregen. Angelehnt an sein großes Vorbild, den verstorbenen Liedermacher Gerhard Gundermann, nennt sich Ryndak "Onkel WunderMann".

Zur Namenskreation ergänzt er, dass seine Kunden ihm gesagt haben, er vollbringe Wunder, wenn er Instrumente repariert, sagt der 59-Jährige. "Da habe ich einfach den ersten Buchstaben ausgetauscht. Außerdem habe ich auch das Alter, sagen zu können: 'Ich bin der komische Onkel, der seltsame Dinge erzählt und seltsame Musik macht'." Seine Lieder zeichnen ein düsteres Bild der Gesellschaft. Oft thematisieren sie den menschengemachten Klimawandel samt Folgen.

Man sollte versuchen, Dinge einfach zu reparieren und dafür weniger zu produzieren und wegzuwerfen.

Matthias Ryndak Instrumentenbauer

Matthias Ryndak ist ein nachhaltiger und bewusster Umgang mit Umwelt und Ressourcen wichtig. "Man sollte versuchen, Dinge einfach zu reparieren und dafür weniger zu produzieren und wegzuwerfen", sagt der Instrumentenbauer. Dieser Leitsatz bestimmt auch seinen Beruf.

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Bildrechte: MDR/Tobias Kluge

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 23. September 2022 | 16:30 Uhr

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