Falschaussage löst großangelegten Polizeieinsatz aus.
Am Montag war ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz wegen einer möglichen Kindesentführung. Mittlerweile steht fest: falscher Alarm. Die Schilderungen einer vermeintlichen Zeugin erwiesen sich als frei erfunden. Bildrechte: Roland Halkasch

Ermittlungen Falschaussage zu angeblich versuchter Kindesentführung: Muss 35-Jährige für Polizeieinsatz zahlen?

14. November 2023, 17:46 Uhr

Falscher Alarm: Am Montagmorgen ging bei der Polizei der Notruf einer Frau ein. Sie will gesehen haben, wie ein Mann im Dresdner Stadtteil Prohlis ein Kind bedrängte. Nachdem er es festgehalten habe, soll sich das Mädchen losgerissen und davon gerannt sein. Der Mann sei dem Kind hinterher gelaufen. Dem Anruf der vermeintlichen Zeugin folgte ein Großeinsatz der Polizei. Am Abend dann die Entwarnung. Nun wird gegen die Anruferin ermittelt.

Nach einem Großeinsatz der Polizei am Montag wird nun gegen eine 35 Jahre alte Frau wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Das teilte Polizeisprecher Marko Laske MDR SACHSEN mit. Außerdem prüfe die Polizei derzeit, ob die Frau für die Kosten des Einsatzes aufkommen muss. In welchem Rahmen sie sich bewegen, konnte die Polizei am Dienstag allerdings nicht sagen.

Die Frau räumte ein, dass der von ihr geschilderte Sachverhalt nicht der Wahrheit entspricht.

Marko Laske Sprecher Polizeidirektion Dresden

Der Einsatz hätte zehn Stunden gedauert, an dem Fall arbeiteten 180 Polizistinnen und Polizisten, aber nicht alle seien die ganze Zeit über im Einsatz gewesen. Ein Hubschrauber der Bereitschaftspolizei sei angefordert worden. Alles in allem komme es selten vor, dass Polizeieinsätze in Rechnung gestellt werden, wie ein weiterer Sprecher der Polizei einordnete. Die Kosten dafür zu ermitteln, werde demnach eine Weile dauern.

Motiv der Anruferin unklar

Stundenlang wurde nach dem Notruf der Frau nach einem eventuell entführten Kind und einem möglichen Entführer gefahndet. Nun steht fest: Die Aussage der vermeintlichen Zeugin war frei erfunden. Ein Kind war nicht in Gefahr. Warum die Frau bei der Polizei anrief und so tat, als hätte sie eine versuchte Kindesentführung beobachtet, ist unklar. Dies sei Gegenstand der Ermittlungen, sagte der Polizeisprecher. Ebenfalls unklar sei, was sie damit bezwecken wollte. Laut dem Bundesamt der Justiz können solche Taten mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Ein Großaufgebot der Polizei sei mit der angeblichen Kindesentführung beschäftigt gewesen. "Bei einem Sachverhalt, wo Gefahr für Leib und Leben nicht ausgeschlossen ist, tun wir alles, was in unserer Macht steht", sagt Laske. "Wir waren mit Funkstreifen, einem Hubschrauber, Diensthunden und Suchmannschaften im Einsatz. Ebenso war die Kripo vor Ort. Parallel dazu ermittelten Polizistinnen und Polizisten in den Dienststellen."

Wo Gefahr für Leib und Leben nicht ausgeschlossen ist, tun wir alles, was in unserer Macht steht.

Marko Laske Sprecher der Polizeidirektion Dresden

Im Zuge der Ermittlungen hätten sich Zweifel an den Aussagen der Frau ergeben, "die sich bei erneuter Konfrontation dann bestätigten." Am späten Montagabend dann die Entwarnung: "Die Frau räumte ein, dass der von ihr geschilderte Sachverhalt nicht der Wahrheit entspricht."

Polizei: Kinder auf gefährliche Situationen vorbereiten

Im Gespräch mit MDR SACHSEN machte Polizeisprecher Laske seine Erleichterung deutlich: "Wir sind froh, dass kein Kind zu Schaden gekommen ist. Und wir sind auch froh, dass wir der Bevölkerung ein Stück weit Sicherheit zurückgeben konnten, denn schließlich haben sich viele Eltern, besonders in dem betroffenen Stadtteil, Sorgen gemacht."

Familien rät er, offen mit Kindern über solche Situationen und Themen zu sprechen – ohne ihnen Angst zu machen. "Es ist wichtig, dass Kinder wissen, dass es Menschen gibt, die nichts Gutes im Schilde führen."

Kinder sensibel auf mögliche Gefahrensituationen vorbereiten - Die Polizei rät Eltern, mit ihren Kindern über mögliche Gefahren zu sprechen und darüber zu reden, wie sie sich in gefährlichen Situationen verhalten können.

- Gemeinsam den Schulweg abgehen.

- Mit Freunden und Freundinnen gemeinsam laufen.

- Bei Gefahr: Laut um Hilfe rufen und weglaufen.

- Fremde siezen: "Lassen Sie mich in Ruhe!". So ist für Außenstehende erkennbar, dass es keine Familienauseinandersetzung ist. Polizei Dresden

Zeugen gesucht: Zwölfjährige am Freitag von Unbekanntem bedrängt

Der Notruf am Montag wurde von Anfang an auch deshalb so ernst genommen, weil wenige Tage zuvor ein zwölfjähriges Kind im Dresdner Süden bedrängt worden war. Auf dem Weg zwischen der Dohnaer Straße und der Schönbergstraße soll das Mädchen von einem Mann angegriffen worden sein, der ihr den Ranzen vom Rücken riss und sie in ein Waldstück zog.

Eine ältere Dame eilte dem Kind zur Hilfe. Der Täter wird als etwa 1,85 Meter groß, mit schwarzer Stoffmaske und schwarzer Kleidung beschrieben. Die Polizei bittet in diesem Fall um Zeugenhinweise.

MDR (kav)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 14. November 2023 | 15:30 Uhr

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