Drei Jungen sitzen in einem blauen Auto. Ein anderer steht mit seinem blauen Moped daneben.
Die vier Oberschüler aus Weinböhla versuchen kommendes Schuljahr einen alten Trabant zu restaurieren. Bildrechte: MDR/Adam Beyer

Ganztagsangebot Kfz-Mechatronik: Schüler lernen live an Trabi und Schwalbe

16. Juni 2024, 13:00 Uhr

Seit Herbst letzten Jahres können Schüler der Oberschule Weinböhla ein besonderes handwerkliches Ganztagsangebot wahrnehmen. Der KFZ-Meister Knut Zwar bringt den Jugendlichen seine Handwerksberuf näher. Aktuelle Herausforderung: ein Trabant aus den 1960ern.

Eigentlich geht das Ganztagsangebot (GTA) zum Kfz-Schrauben erst im nächsten Schuljahr weiter. Es ist das letzte Treffen der GTA-Gruppe vor den Sommerferien, es wird gegrillt und geplant. Ab dem neuen Schuljahr soll ein alter Trabant repariert werden. Doch der rundlich geschwungene blaue Trabi wurde nun doch schon eher in die Werkstatt gebracht. Deshalb konnten die Schüler nicht still halten und haben den Oldtimer schon mal grundlegend untersucht.

Ein älter Mann mit Vollbart und Brille sowie drei Jungs schauen den Motor eines Autos an
Kfz-Meister Knut Zwar lässt die Schüler selbst an den Fahrzeugen arbeiten. Bildrechte: MDR/Adam Beyer

Jugendliche sollen Handwerk kennenlernen

Der Betreuer des Schul-Angebotes ist Knut Zwar. Er führt selbst eine Kfz-Werkstatt und wurde von seiner Schwester auf die Idee gebracht, den Kurs an der Oberschule Weinböhla anzubieten. Der Selbstständige fand die Idee gut, um Jugendliche wieder fürs Handwerk zu begeistern. Das Ganztagsangebot begann mit einem Vierzylinder-Motor und dann einem Getriebe, das Knut Zwar mit den Schülern zerlegte und daran Grundlagen erklärte.

Ein Junge mit Brille sitzt auf einem blauen Moped.
Die Simson Schwalbe, an der die Schüler zuletzt gearbeitet haben, ist mittlerweile einsatzbereit. Bildrechte: MDR/Adam Beyer

Als Nächstes rollte eine Schwalbe in die angemietete Werkstatt. Anton, einer der Schüler, stellte den Kontakt zu einem Bekannten her, der das Retro-Moped dem Projekt überließ. So konnte in der GTA am gesamten Gefährt gearbeitet werden. Nachdem die Schwalbe wieder auf Vordermann gebracht war, konnten sich die Schüler über die nächste, noch größere Herausforderung freuen. Der gleiche Spender stellte ihnen einen alten Trabi auf den Hof.

Bald Reparatur eines Trabis

Laut Kfz-Meister Zwar soll der Trabant bis zum Ende des kommenden Schuljahres überholt werden. Die sehr runden Formen der Karosserie zeigen, dass es sich um eines der älteren Modelle handelt. Die Schüler erzählen, dass man dadurch einfacher die Technik im Auto verstehen und reparieren könne. Doch das Alter habe auch seine Tücken, beispielsweise, wenn festgerostete Schrauben abgetrennt werden müssten.

Ein Junge mit dunklem T-Shirt hält einen viereckigen Behälter in die Höhe
Damit der Trabant gut läuft, muss sichergestellt werden, dass der sauber ist. Bildrechte: MDR/Adam Beyer

Bevor es ans Grillen geht, erledigen die vier Schüler aber doch noch ein paar Handgriffe am Trabant. Mit ein wenig Hilfe von Knut Zwar bauen sie den Benzintank aus und legen den Zweitaktmotor frei. Die Jungs wollen sehen, ob sich der Motor noch frei drehen kann. Und tatsächlich: Der von oben in den Motor gesteckte Schraubenzieher bewegt sich doch noch langsam auf und ab. Die Zylinder lassen sich also noch bewegen, wenn einer der Jungs unter dem Auto an einer Achse dreht.

Eine Person hält einen Behälter in der Hand
Das knapp 60 Jahre alte DDR-Auto ist nicht im besten Zustand. Deshalb lässt sich nicht jede Schraube einfach lösen. Bildrechte: MDR/Adam Beyer

Der Kfz-Meister erklärt, dass sie zunächst die Funktion des Motors grundlegend überprüfen und als Nächstes die Bremsanlage überholen müssen. Außerdem müsse der Tank auch gesäubert werden. All diesen Aufgaben können sich die Schrauber aber erst nach den Sommerferien widmen. Dann treffen sie sich wieder jeden Freitagnachmittag für anderthalb GTA-Stunden. Knut Zwar erzählt, dass ihn die Jugendlichen oft fragen würden, ob sie nicht länger bleiben könnten. Für Interessierte hat der Kursleiter auch noch eine gute Nachricht: zwei Plätze sind noch frei und Mädchen seien ebenfalls herzlich willkommen, wenn sie Interesse am Thema haben.

Ein Junge sitzt auf einem grünen und ein anderer auf einem blauen Moped.
Brain Bürger (links) besitzt ein eigenes Simson Zweirad. Anton Illgen (rechts) hat bisher mehr an Autos gearbeitet. Bildrechte: MDR/Adam Beyer

Schrauber-Angebot kommt an

Die Schüler Brain und Anton, berichten, dass sie das Angebot sehr gut fänden. Man könne von Knut Zwar gut lernen und die angenehme Arbeitsatmosphäre helfe dabei. Auch gäbe es, wie dieses Mal das Grillen, ab und zu weitere gemeinsame Aktionen. Zu Weihnachten habe der Kfz-Meister beispielsweise etwas zu Essen und Kinderpunsch für die Schüler mitgebracht.

Ein älterer Mann mit Vollbart und Brille steht vor einem blauen Auto
Knut Zwar hofft auch zukünftig auf gute Unterstützung seines Angebotes. Bildrechte: MDR/Adam Beyer

Knut Zwar selbst scheint auch Freude zu haben, dieses Angebot zu ermöglichen. Es sei ihm gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, Jugendliche an Handwerkliches Arbeiten heranzuführen. Seine Hoffnung ist, auch Handwerker aus anderen Gewerken zu motivieren, ähnliche Angebote zu schaffen. Außerdem freue er sich, dass er bei dem Projekt auch seine Passion fürs Schrauben wieder wie ein Hobby ausleben könne, im Vergleich zum Tagesgeschäft in seiner Werkstatt.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 18. Juni 2024 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

goffman vor 34 Wochen

Na ja, an den modernen PKWs kann man halt viel schwerer rumschrauben und an den batterieelektrischen Fahrzeugen muss man das zum Glück auch (fast) nicht mehr.
Trotzdem ist es gut, wenn die Kinder das überhaupt lernen und es ist sinnvoll, dies an Objekten zu lernen, die im Kontext der Schule handhabbar sind.
Im Zweifelsfall können die Kinder dann zumindest die Reifen wechseln und es ist nie verkehrt, den Umgang mit dem Werkzeug zu erlernen - egal an was.

Matthi vor 34 Wochen

Ich finde das Angebot für die Schüler gut, sie Lernen die Grundlagen wie Mechanik, Elektrik usw an relativ einfachen Fahrzeugen kennen und können herausfinden was ihnen liegt. Kleiner Nebeneffekt sie haben eine Beschäftigung lungern nicht rum und machen Blödsinn. Es müsste viel mehr Angebote für Schüler geben unabhängig vom Geldbeutel der Eltern, das ist die Prävention gegen Jugendkriminalität.

goffman vor 34 Wochen

Na ja, an den modernen PKWs kann man halt viel schwerer rumschrauben und an den batterieelektrischen Fahrzeugen muss man das auch (fast) nicht mehr.
Trotzdem ist es gut, wenn die Kinder das überhaupt lernen und es ist sinnvoll, dies an Objekten zu lernen, die im Kontext der Schule handhabbar sind.
Im Zweifelsfall können die Kinder dann zumindest die Reifen wechseln und es ist nie verkehrt, den Umgang mit dem Werkzeug zu erlernen - egal an was.

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