25. Ausgabe Trotz Krise: Tschechisch-Deutsche Kulturtage feiern Jubiläum
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26. Oktober 2023, 05:00 Uhr
Die 25. Tschechisch-Deutschen Kulturtage beginnen mit einem Festkonzert im Dresdner Kulturpalast. Die Macher der Jubiläumsausgabe blicken auf eine erfolgreiche Geschichte zurück – und sind froh darüber, die existenzielle Krise der vergangenen Jahre überstanden zu haben.
- Das Kulturfestival hat die finanziellen Schwierigkeiten der Vergangenheit überwunden.
- So kann es weiter die tschechische Kultur in seiner Breite präsentieren.
- Auch inhaltlich haben sich die Tschechisch-Deutschen Kulturtage neu aufgestellt und stehen unter dem Jahresmotto "Brüche".
Der Jubiläumsjahrgang der Tschechisch-Deutschen Kulturtage wird mit einem Festkonzert eröffnet, das in dreifacher Hinsicht eine Premiere ist: So findet die Eröffnung erstmals im Kulturpalast Dresden statt. Daran beteiligt ist zum ersten Mal die Dresdner Philharmonie, die wiederum erstmals mit dem Philharmonischen Chor Prag zusammenarbeitet. Gemeinsam mit Solisten aus Tschechien und Sachsen werden Werke von Leoš Janáček, Bohuslav Martinů und Johannes Brahms aufgeführt.
Festival hatte Finanzprobleme
Peter Baumann gehört zu den Gründern der Brücke/Most-Stiftung, die die Kulturtage ins Leben gerufen hat. Vor wenigen Jahren musste die Stiftung ihre operative Arbeit einstellen, nachdem die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank die Erträge des Stiftungskapitals auf weniger als die Hälfte hatte schrumpfen lassen. Dies schmerze natürlich noch, gibt Baumann zu und sagt: "Meine Genugtuung überwiegt, dass unser Konzept der Kulturtage weitergeführt, ja sogar besser an manche Strukturen angepasst werden konnte." Aus dem Festival der Brücke/Most-Stiftung ist inzwischen ein Festival der Euroregion Elbe/Labe geworden.
Baumann hatte in Freiburg im Breisgau Politikwissenschaften studiert – unter anderem beim späteren Stiftungsgründer Helmut Köser. Beide kamen als Kommunalberater 1990 nach Dresden. Als Köser 1996 ein Vermögen erbte, beschlossen beide die Gründung einer grenzübergreifenden Stiftung, die sich vor allem der deutsch-tschechischen Bildungsarbeit widmen sollte.
Tschechische Kultur bietet mehr als Karel Gott und böhmisches Bier
Eine Umfrage löste dann die Ausdehnung auf das kulturelle Engagement aus. Ihr zufolge kannten die Sachsen in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre von ihren tschechischen Nachbarn kaum mehr als den Schlagersänger Karel Gott, das legendäre böhmische Bier und die billigen Einkaufsmöglichkeiten nahe der Grenze. Gemeinsam mit dem Tschechischen Zentrum in Dresden wurden 1999 zunächst die Tschechischen Kulturtage aus der Taufe gehoben.
"Wir hatten vor allem die Absicht, tschechische Kultur wieder mehr in die Grenzregionen auf deutscher Seite zu bringen", erklärt Peter Baumann. Er betont den eher soziokulturell angelegten Charakter des Festivals, also die kleinteilige Anlage. Man habe sich nicht mit Spitzenorchestern oder teuren Superstars schmücken, sondern Begegnungen auch in kleinen Orten fördern wollen. Dieses dezentrale Konzept gilt bis heute.
Ehrgeizige Großveranstaltungen hätte der bis heute annähernd konstante Etat von 200.000 Euro auch nicht ermöglicht. Den Hauptanteil davon musste die Brücke/Most-Stiftung erbringen, denn die Fördermittelakquise war schwierig. Das Portfolio der Kulturstiftung Sachsen beispielsweise erwies sich als wenig kompatibel.
Erfolgreiche Neuaufstellung in den vergangenen Jahren
2006 stieg das eigentlich mit der Vertreibungsgeschichte befasste Collegium Bohemicum in Usti nad Labem als Partner ein. Veranstaltungen in Tschechien kamen hinzu, das vielspartige Festival wurde in Tschechisch-Deutsche Kulturtage umbenannt. Die von der Regierung in Prag verfügte Schließung des Tschechischen Zentrums in Dresden überstanden sie noch. 2017 aber drohte mit der Geldnot der Stiftung auch das Ende des Festivals.
Eine naheliegende und zuvor bereits beteiligte Institution sprang ein: die von den kommunalen Anliegern getragene Euroregion Elbe/Labe. Man sei zuvor nicht als Kulturveranstalter aufgetreten, und die unsicheren Finanzen sprachen zunächst nicht für eine Übernahme, erinnert sich der damalige und bis heute amtierende Geschäftsführer Rüdiger Kubsch. Das Geld kommt seit 2018 hauptsächlich vom Freistaat Sachsen, außerdem vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, dem tschechischen Generalkonsulat und von Sponsoren.
Man hat die Chance genutzt, das Format neu aufzustellen und noch mehr in die Fläche zu gehen.
Mit der Übernahme wurde das Festival auf einen klaren Zeitraum im Herbst um den tschechischen Nationalfeiertag am 28. Oktober herum begrenzt und ein Jahresmotto eingeführt. "Brüche" lautet es 2023 und bezieht sich auf die Trennung von Tschechien und der Slowakei vor 30 Jahren. Geschäftsführer Rüdiger Kubsch erwartet optimistisch eine gute Entwicklung der Kulturtage und einen weiteren Ausbau der Netzwerke.
Quellen: Euro-Region Elbe/Labe, Brücke/Most-Stiftung
Redaktionelle Bearbeitung: td
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. Oktober 2023 | 06:15 Uhr