Gebäude der SachsenEnergie AG
Sachsenenergie will möglichst 2035 klimaneutral sein. Dafür braucht es nach eigenen Angaben aber auch eine millionenschwere Förderung. Bildrechte: IMAGO / C3 Pictures

Dekarbonisierung Wie Sachsenenergie bis 2035 klimaneutral sein will

10. Oktober 2023, 18:16 Uhr

Sachsenenergie erzeugt Strom und Wärme – und damit auch viel CO2. Möglichst 2035, spätestens 2045 soll mit Letzterem aber Schluss sein. Dafür hat sich der Energieversorger einem Konzept zur Dekarbonisierung verschrieben. Besonders das Fernwärmesystem der Stadt Dresden steht im Fokus der Klimapolitik. Eine schnelle Umsetzung der Pläne macht das Unternehmen aber von einigen Faktoren abhängig.

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Über eine Million Tonnen CO2 hat Sachsenenergie im Jahr 2021 bei der Energieerzeugung in die Atmosphäre entlassen. Zum Vergleich: Sachsen als Ganzes spuckt laut Umweltministerium pro Jahr rund 53 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid aus.

Zumindest der Anteil des Energieversorgers mit Sitz in Dresden an dem Ausstoß soll in den nächsten Jahrzehnten aber deutlich weniger werden. Den Plan zur Dekarbonisierung stellte das Unternehmen am Dienstag bei einer Pressekonferenz vor.

Mit 600.000 Kunden bezeichnet sich Sachsenenergie selbst als den größten kommunalen Energieversorger Ostdeutschlands. Der Jahresumsatz liegt bei fünf Milliarden Euro. Im besten Fall will das Unternehmen im Jahr 2035 klimaneutral Strom und Wärme erzeugen. Mit Verzögerungen bei der Umsetzung soll es spätestens 2045 soweit sein.

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Definition Dekarbonisierung Im Begriff Dekarbonisierung versteckt sich das Wort carbon – also der Kohlenstoff. Dekarbonisierung bezeichnet vereinfacht gesagt die Abkehr vom Kohlenstoff. Konkret bedeutet Dekarbonisierung, dass CO2-intensive Prozesse durch CO2-arme oder -neutrale Prozesse ersetzt werden sollen. Das heißt zum Beispiel, den Strom aus Solar- oder Windenergie zu ziehen und in Häusern strombetriebene Wärmepumpen anstelle von Ölkesseln zu benutzen. Für eine erfolgreiche Dekarbonisierung müssten alle CO2-emittierenden Technologien ersetzt werden. MDR Wissen

Mehr erneuerbare Energien und Wasserstoff-Kraftwerke

Dazu beitragen soll laut Sachsenenergie vor allem ein massiver Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung. Mehr grüne Energie würde jedoch nach Ansicht des Unternehmens auch bedeuten, dass das Stromsystem und die Preise stärker schwanken.

Hier seien mehr Wasserstoff betriebene Heizkraftwerke nötig, die bei möglichen Stromlücken einspringen könnten. Aufgrund hoher Betriebskosten wären solche Kraftwerke jedoch wirtschaftlich nur in Zeiten hoher Strompreise sinnvoll, sagt der Konzern.

Für die Verbraucher wird die Klimaoffensive des Unternehmens zunächst keinen volleren Geldbeutel bedeuten. "Sonne und Wind stehen zwar grundsätzlich kostenlos zur Verfügung, aber es muss natürlich Infrastruktur gebaut werden, um sie einzufangen und nutzbar zu machen", sagte Sachsenenergie-Vorstandsmitglied Axel Cunow. Die Energiepreise würde perspektivisch eher steigen als sinken. "Wir müssen schauen, dass wir das in einem erträglichen Maße halten," so Cunow.   

Zwei Personen im Anzug während einer Pressekonferenz
Frank Wustmann (l.) und Axel Cunow (r.) haben am Freitag die Pläne von Sachsenenergie zur Dekarbonisierung vorgestellt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Sachsenenergie: Abwärme besser nutzen

Sachsenenergie will Technologien finanzieren, die unabhängig vom Strompreis Wärme produzieren können wie Solarthermie, Tiefengeothermie oder Abwärme aus Industrieprozessen. Insgesamt will das Unternehmen bis 2045 rund 13 Milliarden Euro in nachhaltige Infrastruktur investieren.

Gerade in Dresden wäre zudem noch Potenzial bei der CO2-Einsparung. So könne die Abwärme von Abfall- und Kläranlagen besser genutzt werden. Um die Fernwärmesysteme zu optimieren, will Sachsenenergie das Volumen von Großwärmespeichern ausbauen. So soll erzeugte Wärme besser zwischengespeichert werden. "Es gibt nicht die eine Lösung für die Umstellung. Es wird eher eine Vielzahl von einzelnen Maßnahmen sein", sagte Vorstandsmitglied Cunow.

Rechenzentrum der TU Dresden liefert ab 2024 Fernwärme

Als positives Beispiel nennt Sachsenenergie eine Kooperation mit der TU Dresden. Seit Mai 2023 entsteht neben den Hochleistungsrechnern des Lehmann-Zentrums auf dem Campusgelände ein Technikbauwerk, das die überschüssige Wärme der Spitzencomputer nutzen soll.

Drei Wärmepumpen werden dafür eingerichtet, die die Wärme für das Fernwärmenetz der Sachsenenergie aufbereiten. Von der Abwärme könnten laut der Universität 3.700 Dresdner Haushalte profitieren. Insgesamt würde der Bau eine CO2-Reduktion von mehr als 100 Tonnen pro Jahr bedeuten.

Unternehmen wünscht sich Förderung in Millionenhöhe

Ob der Konzern wirklich schon 2035 klimaneutral ist, macht das Unternehmen von einigen Voraussetzungen abhängig und äußert dabei Wünsche in Richtung Politik. Dresden müsse bis dahin besser mit Wasserstoff sowie Industriewärme versorgt und an entsprechende Systeme angeschlossen werden.

Genehmigungsverfahren müssten laut Sachsenenergie beschleunigt werden und man erhoffe sich "umfangreiche Förderungen" in dreistelliger Millionenhöhe. Andernfalls seien die Maßnahmen zur CO2-Reduktion bis 2035 nicht wirtschaftlich, so das Unternehmen.  

Zwar sei es technisch möglich, die Klimaziele schnell umzusetzen, aber es würde von vielen weiteren Faktoren abhängen, die nicht von Sachsenenergie selbst beeinflusst werden könnten. "Auch wird der Zugriff auf Fachpersonal und die gesellschaftliche Akzeptanz für die erforderlichen Umsetzungsmaßnahmen vor Ort entscheidend sein", sagt das Unternehmen.

MDR (mad/Birgit Hettwer)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 10. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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