Stadtgeschichte Altes Messegelände in Leipzig: Ein Blick auf eine sächsische Prestige-Baustelle

16. Januar 2022, 10:00 Uhr

Einst war es das Fenster zur Welt – heute ist das Alte Messegelände in Leipzig wohl eine der spannendsten und teuersten Baustellen in Sachsen. Derzeit wird dort eine der ehemals größten und schönsten Messehallen zurück- und in Teilen wiederaufgebaut. Rund 190 Millionen Euro kostet das Projekt, das auch ein Stück Stadtgeschichte wiederaufleben lässt.

Auf dem Alten Messegelände in der Prager Straße in Leipzig entsteht mit dem Rück- und Neubau einer der Messehallen in den kommenden drei Jahren ein neues Stück Stadtgeschichte. Das Herzstück des Neubaus wird das Atrium, überdacht von einer mächtigen und fast 100 Jahre alten Stahlkonstruktion.

Im Gebäude wird das Leipziger Amt für Jugend und Familie ein neues Zuhause finden. Im hinteren Teil entsteht ein Innovationszentrum für die schon länger auf der Alten Messe heimische Bio-City. Im bereits fertigen Portikus auf der Nordseite residiert seit zwei Jahren das Leipziger Stadtarchiv.

Faszination für Leipziger Künstler

Die Leipziger Fotografin Angela Liebich stieß eher zufällig auf die Baustelle und war sofort fasziniert von ihr: "In dieser Phase, wo jetzt diese Halle rückgebaut wurde, zu sehen, was eigentlich im Originalzustand noch dahinter steckt, das war doch höchstspannend, das festzuhalten", sagte sie im Gespräch mit MDR SACHSEN.

Über 100 Jahre wechselvolle Geschichte

Das heutige Alte Messegelände blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Eröffnet wurde es 1913. Im gleichen Jahr fand dort eine internationale Baufachmesse statt. Zu Hochzeiten Ende der 1920er Jahre bestand das Messegelände aus ingesamt 17 Messehallen und kleineren Bauten.

Die Messehalle 9 wird auch Achilleion genannt und ist in den Jahren 1923 und 1924 erbaut. Benannt wurde sie nach einem Palast auf der griechischen Insel Korfu, der im Auftrag der österreichischen Kaiserin Sissi errichtet worden war und eine bekannte Statue des sterbenden Gottes Achilles beherbergt.

Die Halle wurde als Zentrum für den Bereich Maschinenbau errichtet. Aber auch als Sportpalast genutzt. So fanden hier unter anderem legendäre Radsportwettbewerbe und sogar Boxkämpfe statt.

Umnutzung durch die Sowjetunion

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Messegelände schwer zerstört, aber danach wiederaufgebaut. Dabei ist die Messehalle 9, die Anfang der 1950er Jahre in Messehalle 12 umnummeriert wurde, als Messehauptquartier der Sowjetunion verwendet und architektonisch zum Teil stark verändert worden. Die Messehalle ist deshalb vielen als "Russischer Pavillon" in Erinnerung.

Im Gesamtbild wird es so aussehen, dass eine Halle entsteht, die aus allen Epochen und an jeder Ecke Abbilder haben wird, sodass man sehen kann, wie sich diese Halle im Laufe der Zeit entwickelt hat.

Kai Thalmann Geschäftsführer Leipziger Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft

Alte Messe - Neues Konzept

Nach dem Umzug der Messegesellschaft in das neue Areal am nördlichen Stadtrand im Jahre 1995 war es ruhig geworden um das Gelände am Völkerschlachtdenkmal. In den Messehallen 5 und 7 fanden noch bis Mitte der 1990er Jahre Konzerte statt. An der Messehalle 1 wies damals ein großes Schild auf den Verkauf der Grundstücke und Hallen hin. Der Immobilienmarkt ließ den Versuch der Stadt Leipzig rasch scheitern, die Alte Messe zu einem guten Preis zu verkaufen.

Also musste ein neues Konzept her. Der rund 190 Millionen Euro teure Neubau ist Teil davon. 2025 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Die Umnutzung des Geländes zum Gewerbegebiet wird von der Leipziger Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft (LEVG) betrieben.

Quelle: MDR(rk/sm)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 14. Januar 2022 | 16:30 Uhr

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