Kultur Ein Hauch von Metal und Größenwahn: Bruce Dickinson in Leipzig

Die britische Heavy-Metal-Band Iron Maiden ist mit über 130 Millionen verkauften Alben weltweit eine der bekanntesten und beliebtesten Bands. Ihr Frontmann Bruce Dickinson ist ein Weltstar, ein Multitalent und erst im vergangenen Jahr endete mit der "Legacy of the Beast"-Tournee eine der größten Stadientourneen der Band. Sänger Dickinson ist es gewohnt, riesige Hallen zu füllen, laut zu machen und mit Feuer zu spielen. Doch im Leipziger Haus Auensee sprach er vor nur wenigen hundert Fans über sein Leben und seine Karriere. MDR SACHSEN-Reporterin Sina Meißgeier war dabei.

Bruce Dickinson von Iron Maiden tritt am 15. August 2019 in Cincinatti auf.
So sieht Iron-Maiden-Sänger Bruce Dickinson in Action aus. Hier bei einem Konzert 2019 in den USA. Bildrechte: dpa

"666 - The Number of the Beast" - das sind wohl die berühmtesten und die berüchtigsten Liedzeilen der britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden. Aufgewachsen in einer verschlafenen Kleinstadt bei Sheffield in Großbritannien bei seinen Großeltern und mit 13 Jahren in ein Jungsinternat gesteckt, schien es fast unvermeidlich, dass aus dem musikinteressierten Spross ein Hard Rocker wird.

Heute ist Bruce Dickinson 64 Jahre alt, dreifacher Vater und war 30 Jahre mit seiner Frau verheiratet, bis sie sich 2019 scheiden ließen. Darüber spricht er am Abend überhaupt nicht, wohl aber über den Krebs im Mundbereich, gegen den er 2015 kämpfte und der für ihn als Sänger das Karriereende hätte bedeuten können. "Erst wenn du krank bist, siehst du plötzlich, wo überall Krankenhäuser stehen", berichtet er von seinen Erlebnissen nach der Krebsdiagnose, die er kurz vor Weihnachten bekam.

Bruce Dickinson bei Spoken-Word-Performance in Leipzig
Bruce Dickinson spricht in seiner One-Man-Show vor Hunderten Fans in Leipzig. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Schwarze Jeans statt verrückte Hosen

Der Einladung zum intimen Abend mit Bruce Dickinson sind mehrere hundert Fans gefolgt - viele tragen Iron-Maiden-Pullover oder ärmellose Jeansjacken mit Aufnähern. Bruce Dickinson dagegen steht in schwarzer Jeans, Shirt und Kapuzenjacke mit roten Turnschuhen auf der Bühne. Ein völlig ungewohntes Bild, denn bei Konzerten trägt er die verrücktesten Hosen.

Dickinson erzählt chronologisch aus seinem Leben und vergisst auch nicht, lebhaft von Drogen wie blauen Aufputschpillen und Marihuana zu berichten. Oder von wilden Nachtfahrten beispielsweise von Schottland nach London, um vom Konzert zu einem Anwaltstermin zu kommen. All das lässt sich so oder so ähnlich in seiner 2018 auf Deutsch erschienenen Autobiographie "What does this button do?" nachlesen.

Iron Maiden: Legacy of the Beast
2016 hat die Band auch ein Videospiel veröffentlicht. Bildrechte: Roadhouse Games

Ein gefeierter Metal-Gott

Er bietet ein ziemlich durchchoreographiertes Programm, das an erwartbaren Stellen Lacher hervorbringt, und spricht über 90 Minuten hindurch: auf Englisch und ganz frei. Nur einmal pausiert er kurz, um an seinem Bier zu nippen. Der Abend mit Bruce Dickinson zeigt: Hard Rock und Heavy Metal sind beliebte Musikrichtungen. Die Sängerinnen und Sänger werden für die Fans häufig zu großen Helden - nicht nur auf dem "Wacken Open Air", dem größten Metal-Festival der Welt, sondern bei jedem Auftritt.

Metal ist ein Lebensgefühl. Ich höre diese Musik, seit ich Jugendliche bin. Aber das war eben erst in den frühen 2000er-Jahren. Und ich bin eine Frau. Ich kann also nicht nachempfinden, wie es für ältere männliche Metaller sein muss, einem ihrer Idole so nah zu sein. Ein Journalist aus Kassel ist für ein Online-Metal-Magazin bei der Veranstaltung und ich spüre, wie für ihn am Abend ein Lebenstraum in Erfüllung geht.

Bildergalerie Heavy Metal: Bruce Dickinson auf der Bühne mit Iron Maiden

Iron Maiden ist eine Band der Superlative: hart, laut und weltbekannt. Sänger Dickinson bespielt riesige Hallen. Doch im Leipziger Haus Auensee erzählte er aus seinem Leben vor nur wenigen hundert Fans.

Iron Maiden
Die britische Heavy Metal-Band Iron Maiden wurde 1975 von Bassist und Songschreiber Steve Harris gegründet (3.v.r.). Bildrechte: EMI Music
Iron Maiden
Die britische Heavy Metal-Band Iron Maiden wurde 1975 von Bassist und Songschreiber Steve Harris gegründet (3.v.r.). Bildrechte: EMI Music
Bruce Dickinson von Iron Maiden
Die Band begeistert Millionen Menschen mit ihrem Sound und vor allem der Bühnenpräsenz ihres Frontmannes Bruce Dickinson. Bildrechte: dpa
Bruce Dickinson der Gruppe Iron Maiden auf der Bühne
Sänger Bruce Dickinson ist auch für seinen verrückten Hosenstil bekannt. Bildrechte: dpa
Bruce Dickinson von Iron Maiden
Eddie ist das Maskottchen der Band und mindestens genauso bekannt und beliebt wie die Band selbst. Bildrechte: dpa
Bruce Dickinson von Iron Maiden
"Fear of the Dark", "The Number of the Beast" oder "Children of the Damned" sind nur einige der weltbekannten Songs von Iron Maiden. Die Band hat über 130 Millionen Alben verkauft. Bildrechte: dpa
Iron Maiden
Im Gegensatz zu opulenten Konzerten trat Bruce Dickinson am 27. Januar 2023 im Haus Auensee in Leipzig in ganz intimer Atmosphäre auf. Bildrechte: dpa
Bruce Dickinson bei Spoken-Word-Performance in Leipzig
Für eine Spoken-Word-Performance machte er Station in Leipzig. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Konzert der Gruppe  Iron Maiden
Bruce Dickinson ist auch ausgebildeter Pilot. Bildrechte: dpa
Konzert der Gruppe Iron Maiden
Darauf nimmt er gerne Bezug und auch darauf, dass er sich selbst nicht ganz so ernst nimmt. Bildrechte: dpa
Dieses undatierte von der Royal Mail herausgegebene Foto einer von 12 neuen Briefmarken, zeigt Dave Murray, Bruce Dickinson und Janick Gers, Mitglieder der britischen Heavy-Metalband Iron Maiden, bei einem Auftritt im Januar 2001 in Rio de Janeiro.
Am Abend in Leipzig berichtete er auch von seinem Treffen mit Queen Elizabeth II. und der Tatsache, dass Iron Maiden und er ein Briefmarkenset der britischen Royal Mail zieren. "Aber darauf erkennt mich sowieso keiner", sagte er scherzend. Bildrechte: dpa
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Selbstironie und einige seltsame Witze

Ich dagegen fühle mich weit weg von Dickinson, denn da schwingt ein Hauch von Größenwahn mit. In seinen Erzählungen steckt zwar Selbstironie, aber die kann er einbringen, weil er unfassbar reich und berühmt ist. Zum Beispiel sagt er über die Feuershows der Band: "Wir sind wie Rammstein, aber die Billigvariante" - nun ja, es ist wohl eher umgekehrt und ich glaube, das weiß der Iron-Maiden-Frontmann auch genau.

Die private Boeing 747 "Ed Force One" der britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden, ist auf dem Flughafen Schiphol gelandet.
Bruce Dickinson fliegt die private Boeing 747 "Ed Force One" selbst, denn er ist auch ausgebildeter Pilot. Bildrechte: dpa

Dickinson reißt auch einige Witze über den Missbrauch in der Kirche oder die Corona-Pandemie. So überlegt er nämlich, wie ein blauer Strich über seinem Mund auf einem alten Bild vielleicht der Ursprung des Virus gewesen sein könnte. Dann erzählt er etwas von einer chinesischen Wäscherin, die das Tuch mit der blauen Substanz nach China bringt, von wo aus sich 40 Jahre später Covid-19 ausbreitet. Diese Theorie sei so glaubhaft wie andere, resümiert er.

Außerdem nicht zu vergessen: ab und an ein Peniswitz. Doch das verzeihe ich ihm, denn er ist nun einmal ein Weltstar in einem harten Business. Und jetzt ohne Ironie: Wenn es einen Ort gibt, an dem man sich als Frau sicher und respektiert fühlt, dann ist es unter Metallern. Diese Erfahrung durfte ich schon auf vielen Konzerten machen.

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MDR

3 Kommentare

Michail Bakunin vor 8 Wochen

Zitat "Außerdem nicht zu vergessen: ab und an ein Peniswitz. Doch das verzeihe ich ihm, denn er ist nun einmal ein Weltstar in einem harten Business."

Sexismus ist also in Ordnung, wenn man reich und berühmt ist!? Oder wie soll man diese Aussage bewerten?

Sachse14442 vor 8 Wochen

Hätte man dahin nicht einen Experten schicken sollen, anstatt Sina M.?
Natürlich macht Rammstein mehr Feuer, aber dies kann sie ja nicht vergleichen, hat vermutlich nicht einmal paar youtube Videos von Beiden gesehen.

Anita L. vor 8 Wochen

Meine Jungs sind im Juni zum Konzert in Leipzig und freuen sich jetzt schon darauf wie Bolle.

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