Ein Mann trägt Netto-Tüten
Vor einem Jahr einigte sich der Handel darauf, Plastiktüten zu reduzieren. Die festen, mehrfach verwendbaren Tragetaschen sind allerdings bei vielen Ketten weiterhin im Sortiment. Bildrechte: IMAGO / Eibner

Klimaschutz Ein Jahr Einkaufen ohne Plastikbeutel

04. Januar 2023, 19:15 Uhr

Vor einem Jahr hat sich der Handel freiwillig selbst verpflichtet, weniger Plastiktüten zu verkaufen und stattdessen ökologische Alternativen anzubieten. Bei den Leipzigerinnen und Leipzigern hat offenbar ein Umdenken eingesetzt. Der Trend geht weg von Plastiktüten, hin zu mehrfach nutzbaren Alternativen.

Christopher Nerlich von der Konsumgenossenschaft schätzt, dass der Verkauf von Plastiktüten in den Filialen in Leipzig im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent zurückgegangen ist. Der Ansatz, Plastikmüll zu reduzieren, komme bei den Kundinnen und Kunden gut an. Verbannen will man die Plastikbeutel aber dennoch nicht aus den Märkten. "Wir haben uns im Unternehmen dafür entschieden, den Kunden nicht zu bevormunden und eine Vielzahl von Verpackungsmaterialien anzubieten, wo der Kunde dann selbst vor Ort entscheiden kann, was er haben möchte und was er in dem Moment auch bereit ist auszugeben."

Höhere Materialkosten für Papiertüten

Denn die umweltfreundlicheren Papiertüten kosten im Schnitt etwa 5 Cent mehr als die altbekannten Plastiktüten. "Das ist dem Umstand geschuldet, dass die Materialkosten wesentlich höher sind. In letzter Zeit sind vor allem auch die Preise für Papiergrundstoffe massiv nach oben gegangen, was es leider nicht möglich macht, die Papiertüte niedriger zu bepreisen, als das für Kunststoff noch der Fall ist."

In letzter Zeit sind vor allem auch die Preise für Papiergrundstoffe massiv nach oben gegangen.

Christopher Nerlich Konsumgenossenschaft

So sind auch die sogenannten Hemdchenbeutel im Obst- und Gemüseregal weiterhin verfügbar. Hier hatte Nerlich vor einem Jahr eigentlich Abhilfe versprochen.

Kunden denken um

Man wolle den Kundinnen und Kunden die Entscheidung überlassen und die haben sich bereits vielfach umgestellt, heißt es. Nerlich geht davon aus, dass viele von ihnen ihre Plastiktüten wiederverwenden: "Wir sehen es immer ganz deutlich im Stadtbild, weil oft Tüten im Umlauf sind, die wir gar nicht mehr im Sortiment führen, sondern die wahrscheinlich schon seit vielen Jahren irgendwo in Familienbesitz sind."

Ähnliches Bild bei allen Discountern

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Discountern wie Aldi, Penny, Lidl oder Kaufland. Auch hier sind die Hemdchenbeutel weiterhin im Obst- und Gemüseregal zu finden. Penny setzt auf robuste Tragetaschen für 99 Cent an der Kasse, bei Aldi ist die leichtere Variante für 50 Cent weiterhin im Sortiment. Alternativ gibt es Papiertragetaschen, die allerdings in der Herstellung sehr viel Energie benötigen und oftmals nicht so robust sind wie ihre Plastikpendants.

Stoffbeutel statt Plastiktüte

Der Großteil der befragten Leipzigerinnen und Leipziger setzt bereits eigenständig auf wiederverwendbare Transportmöglichkeiten für die Einkäufe: "Ich benutze meistens Stoffbeutel. Ich ärgere mich immer, wenn ich die mal vergessen hab", sagt eine Kundin.

Ich benutze meistens Stoffbeutel. Ich ärgere mich immer, wenn ich die mal vergessen hab.

Leipzigerin

"Ganz selten kauf' ich dann auch mal so eine kräftigere Plastiktüte und die benutz' ich dann auch öfter." Ein Kunde sagt: "Meistens nehme ich mir irgend so eine Kiste, die im Supermarkt sowieso schon da ist oder ich hab zu Hause einen einfachen Pappkarton, den ich mitnehme." Eine Kundin gibt zu bedenken, "an Plaste müsste man eigentlich woanders anfangen zu sparen."

Plastiktüte fliegt in blauen Himmel. Aus Silbermond Video "Leichteste der Welt"
Um weniger Plastik in Umlauf zu bringen hatte sich der Handel vor einem Jahr selbst verpflichtet, weniger Plastiktüten zu verkaufen. Das soll auch die Umwelt entlasten. (Symbolbild) Bildrechte: MDR JUMP

Kunden wünschen sich weniger Verpackungen

Das sehen auch andere Kunden so. "Was ich mit mehr wünschen würde", sagt eine Leipzigerin, "wenn die Industrie schon umstellen würde, und nicht noch alles drei Mal in Plaste verpackt." Sie kaufe daher möglichst unverpacktes Gemüse und habe dazu meistens Stoffbeutel im Gepäck. "Wenn ich einkaufen gehe, ärgere ich mich, wenn zum Beispiel die Paprika lose da liegt, aber dann trotzdem noch drei Stück in einer Plasteverpackung daneben. Das muss ja nicht sein."

MDR (Ulrike Köhler, ltt)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 03. Januar 2023 | 16:30 Uhr

11 Kommentare

Tom0815 am 05.01.2023

@Atheist
Vielleicht einfach mal den Artikel lesen? Darin wird niemand belehrt und es werden zu dem von Ihnen angesprochenen "Problem" Lösungsvorschläge genannt. Könnte man jetzt auch selbst drauf kommen, aber sei's drum.

W.Merseburger am 05.01.2023

kleiner Hinweis werter Atheist,
warum nur Dederonbeutel? Da wären noch Nylon- oder Perlonbeutel! Aber die kamen ja bei gleicher chemischer Struktur aus der westlichen Welt und waren somit "gut"!! Und noch etwas: Kochwurst wurde oder wird noch in hygienischer Polyamidfolie verpackt in den Handel gebracht. Polyamid = Dederon, Perlon bzw. Nylon!

goffman am 05.01.2023

Ich nehme immer Beutel von zu Hause mit zum Einkaufen, kaufe Obst und Gemüse ohne Verpackung.
Sollte der Fall eintreten, dass ich zu wenig Beutel dabei habe oder ganz ohne spontan einkaufe, dann benötige ich trotzdem keinen weiteren Mehrwegbeutel. In dem Fall wäre Mehrweg vmtl. sogar mehr Müll und Ressourcenverschwendung, als wenn ich Einweg kaufe.

Ich denke, mit einer Plastiksteuer oder spürbaren CO₂-Steuer wäre mehr geholfen gewesen, damit die Menschen ihre Beutel wiederverwenden und generell Müll reduzieren.

Höhere Gebühren für Privatpersonen für die Abfallentsorgung wären jedoch wieder kontraproduktiv, da sie die Gefahr der Wild-Entsorgung erhöhen.

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