25.05.2019 | 07:00 Uhr Zunahme bei Briefwahlen - Kommunen in Sachsen schieben Sonderschichten

Die Zahl der Briefwähler in Dresden hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Zur Europa- und Kommunalwahl 2009 haben nach Angaben der Stadt nur etwa 37.500 Wähler die Möglichkeit genutzt, vor dem Wahlsonntag ihre Stimme abzugeben. Fünf Jahre später waren es schon 55.000 und dieses Jahr sind bereits mehr als 80.000 Briefwahlanträge eingegangen. Der Rekord liegt bei knapp 100.000 Briefwählern bei der Bundestagswahl 2017.

Auch in Leipzig nutzen immer mehr Menschen die Briefwahl. In der Messestadt hat sich ihre Anzahl sogar in nur fünf Jahren fast verdoppelt. Bei den Wahlen 2014 wurden nach Aussage der Stadt knapp 40.000 Briefwahlunterlagen ausgestellt. In diesem Jahr waren es eine Woche vor der Wahl 75.000 Anträge. Wegen der hohen Nachfrage sei es zu langen Bearbeitungszeiten gekommen. Damit die Wahlunterlagen dennoch rechtzeitig verschickt werden konnten, mussten 30 Mitarbeiter der Stadtverwaltung am vergangenen Wochenende eine Sonderschicht einlegen.

Spitzenreiter in einer aktuellen MDR SACHSEN-Umfrage unter den Gemeinden mit den höchsten Briefwähleranteilen bei der Wahl 2014 ist die Gemeinde Kreischa. Dort haben von knapp 3.650 Wahlberechtigten bis Donnerstag 805 Personen Wahlscheine beantragt. Das sind 22 Prozent.

Folgen der Briefwahl kostspielig

Mit der Zahl der Briefwähler steigen auch der Aufwand und die Kosten für die Kommunen. So müssen vor der Wahl zeitnah alle Anträge abgearbeitet werden. Dafür ist teils zusätzliches Personal notwendig. Einige Kommunen verstärken zudem ihre Briefwahlvorstände, die am Wahltag die Umschläge öffnen, die Zulässigkeit prüfen und die Stimmen auszählen. Wegen des Mehraufwands beginnen die Wahlhelfer vielerorts schon am Nachmittag mit dem Öffnen der Wahlumschläge. Die Umschläge mit den Stimmzetteln bleiben aber bis 18 Uhr verschlossen.

Die Briefwahl ist für die Kommunen auch teurer als die Urnenwahl am Wahlsonntag. Wie die Stadt Freiberg auch Nachfrage von MDR SACHSEN mitteilte, entstehen pro Briefwähler Mehrkosten in Höhe von rund vier Euro für das Porto. Vor allem in kleineren Kommunen seien die Versandkosten aber nicht ganz so hoch, da die Wähler die Briefe oft auch im Briefkasten des Rathauses abgeben. Hinzu kommt, dass einige Briefwähler auch direkt im Briefwahlbüro ihre Stimme abgeben. In Dresden nutzen nach Angaben einer Stadtsprecherin rund 600 Personen täglich die Möglichkeit der Sofortwahl, in der Woche vor der Wahl sogar bis zu 900.

Die Landeshauptstadt Dresden kritisiert die große organisatorische Herausforderung für die Verwaltung durch die Briefwahl. Sie appelliert an die Bürger, am Wahlsonntag in die Wahllokale zu gehen. Dies sei schließlich der von den Wahlgesetzen vorgesehene "Normalfall" der Wahl.

Quelle: MDR/cb

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 24.05.2019 | 12:30 Uhr in den Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden

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