17. Juni 1953 Altbundespräsident Gauck ruft bei Gedenken in Chemnitz zu Solidarität auf

17. Juni 2023, 19:20 Uhr

Zum 70. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 gab es an zahlreichen Orten in Sachsen Gedenkveranstaltungen. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer und Altsbundespräsident Gauck riefen dazu auf, Freiheit und Demokratie zu bewahren und anderen bei ihrem Freiheitskampf zu helfen.

Bei der Gedenkveranstaltung zum 17. Juni in Chemnitz hat Altbundespräsident Joachim Gauck dazu gemahnt, anderen beizustehen, die für ihre Freiheit kämpfen. "Aus unserer Erinnerung an einst erwächst Solidarität jetzt!", sagte Gauck. Auch wenn die "Verteidiger von Freiheits- und Menschenrechten" zeitweilig unterlägen - "so wie wir einst -, sind wir ihnen, mit denen wir unsere Werte teilen, Beistand schuldig", sagte Gauck. "Wir wollen ihnen eine Stimme geben, wenn sie am Reden gehindert werden, und wir wollen ihnen Gehör verschaffen, wenn sie die Öffentlichkeit suchen - ob in Russland, in Belarus oder im Iran."

Chemnitzer Gedenken am Mahnmal für Stalinismus-Opfer

In Chemnitz wurde am am Mahnmal für die Opfer des Stalinismus auf dem Kaßberg an den Volksaufstand 1953 erinnert. Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) und der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) nahmen an der Gedenkveranstaltung teil. Gauck besuchte in Chemnitz zudem das ehemalige Kaßberg-Gefängnis, das wegen des Häftlingsfreikaufs ein Ort der Erinnerung an DDR-Unrecht und die deutsche Teilung ist.

Kretschmer besucht Gedenkveranstaltung in Görlitz

In vielen Städten und Gemeinden in Sachsen wurde am Sonnabend an den Volksaufstand in der DDR vor 70 Jahren erinnert - unter anderem in Leipzig, Bautzen und Plauen. Auf der zentralen Festverantaltung der Landesregierung im Kulturforum Neue Synagoge in Görlitz rief Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) dazu auf, Freiheit und Demokratie zu bewahren. "Der 17. Juni ist ein wichtiger Tag, an dem wir an mutige Männer und Frauen erinnern, die in den Jahrzehnten der kommunistischen Diktatur die Fackel der Freiheit immer wieder neu entzündeten."

Der 17. Juni ist ein wichtiger Tag, an dem wir an mutige Männer und Frauen erinnern, die in den Jahrzehnten der kommunistischen Diktatur die Fackel der Freiheit immer wieder neu entzündeten.

Michael Kretschmer (CDU) sächsischer Ministerpräsident

Besonders gedenke man denen, die für ihr Freiheitsstreben mit Misshandlung und Gefängnis bestraft wurden oder sogar ihr Leben verloren. Auch nach der blutigen Niederschlagung des Volksaufstandes sei die Sehnsucht nach Freiheit geblieben. Diese sei schließlich im Herbst 1989 in der Friedlichen Revolution erfolgreich erkämpft worden, sagte Kretschmer.

An Veranstaltung nahmen auf Einladung des Ministerpräsidenten auch der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Stephan Harbarth, und der frühere polnische Präsident Bronislaw Komorowski teil. Görlitz war die Stadt in Sachsen, in der der Volksaufstand vom 17. Juni am weitesten fortgeschritten war. Dort war es gelungen, die SED zu entmachten. Für wenige Stunden wurde die Stadt von einem Bürgerkomitee demokratisch regiert.

Sowjetische Panzer am 17.6.1953 auf dem Marktplatz in Leipzig
Sowjetische Panzer bereiten am 17. Juni 1953 auch auf dem Marktplatz in Leipzig dem Volksaufstand ein Ende. Bildrechte: picture alliance/dpa

55 Tote bei Volksaufstand vor 70 Jahren

Am 17. Juni 1953 hatten mehr als eine Million Menschen in der DDR gegen die SED-Diktatur protestiert. In rund 700 Orten gingen Bürgerinnen und Bürger für Freiheit und Demokratie auf die Straße. Der Aufstand wurde gewaltsam niedergeschlagen. Mindestens 55 Menschen wurden getötet.

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MDR (sth/Jonas Breitner)/dpa/epd

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 17. Juni 2023 | 10:00 Uhr

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