Ein Mann spricht in ein Funmikro.
Tobias Herrmann vom THW Thüringen am Standort Altenburg wird künftig Einsatzübungen planen. Deswegen informiert sich der 44-Jährige über den Aufbau Richtfunk-Mastanlagen. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Grossübung Waldbrand oder Hochwasser – THW übt mit Super-Antennen den Ernstfall

19. Mai 2024, 17:48 Uhr

Bei Waldbränden oder anderen Umweltkatastrophen müssen Rettungskräfte schnell helfen. Wie auch beim Hochwasser im Saarland kommt es da auf Minuten an. Damit die Kommunikation einwandfrei funktioniert, haben Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks aus ganz Deutschland in Dresden mit speziellen Richtfunk-Antennen geprobt.

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Im Katastrophenfall muss es bekanntermaßen schnell gehen, daher muss auch die Kommunikation zwischen Rettungskräften und Koordinierungsstellen einwandfrei sein. Das sei beim Hochwasser 2002 nicht optimal gelaufen, erklärt Sebastian Saul vom Technischen Hilfswerk (THW). "Damals war das Problem, dass in Dresden die Landesdirektion nicht mehr mit dem Regierungsviertel kommunizieren konnte", erklärt er. Durch das Hochwasser seien alle Kommunikationswege zwischen den Behörden gekappt gewesen, weil es keine drahtlose Verbindung gegeben habe.

Szenario geprobt: Waldbrand in Altenberg

Man habe daraus gelernt, spezielle Einsatzteams seien in der Folge entstanden, die im Ernstfall die Kommunikation aufrechterhalten, erklärt Sebastian Saul. Er koordiniert an diesem Wochenende als Übungsleiter mehr als 70 Einsatzkräfte des THW bei einer Großübung.

Das Szenario: Im Großraum Dresden – konkret in Altenberg im Osterzgebirge – wüten schwere Waldbrände, der Digitalfunk der Einsatzkräfte kommt an seine Grenze und das Festnetz fällt durch einen Sabotageakt aus.

Ein Mann und eine Frau vom THW sprechen miteinander.
Bis die Richtfunk-Antennen einsatzbereit sind, können bis ein bis zwei Stunden vergehen. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Kommunikation über bis zu 40 Meter hohe Antennen

Einheiten aus Dresden, Baden-Württemberg, Brandenburg und Bayern proben bis Montag, wie sie eine stabile Richtfunkverbindung zwischen der sächsischen Landeshauptstadt und Altenberg einrichten, erklärt Saul. Ziel der Übung sei die Kommunikation der fiktiven Behörden und Einsatzkräften mit der Landesdirektion Sachsen sicherzustellen. "Die Stellen, die für den Katastrophenschutz zuständig sind, müssen kommunizieren können. Damit können im Ernstfall zum Beispiel zusätzliche Feuerwehr- oder Sanitätskräfte angefordert werden", erklärt Saul.

Ein Mann und eine Frau vom THW sprechen miteinander.
Übungsleiter Sebastian Saul ist mit dem bisherigen Übungsablauf zufrieden. Die Aufbauzeiten für die Richtfunk-Antennen seien eingehalten worden. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Die Einheiten errichten dafür eine Richtfunkverbindung zwischen dem THW-Ortsverband Dresden, der Einsatzstelle "Babisnauer Pappel" in Kreischa und der Einsatzstelle "Hofeweg Altenberg". Zum Einsatz kommen dabei Mastkraftwagen, die als Träger für bis zu 40 Meter hohe Antennen dienen.

40.000 Telefonate gleichzeitig übertragbar

Und diese Antennen haben es in sich, wenn die Verbindung erst einmal einwandfrei funktioniert. "Wir können mit diesem System bis zu 400 Megabit, also zum Beispiel bis zu 40.000 Telefonate parallel übertragen", erklärt Saul. Wenn das Wetter mitspielt. Denn Schnee und Regen könne die Richtfunkverbindung stören.

Wir können mit diesem System bis zu 400 Megabit, also zum Beispiel bis zu 40.000 Telefonate parallel übertragen.

Sebastian Saul

Aber auch Häuser, Hügel oder Baumkronen könnten die Richtfunkverbindung stören. "Wir sind bei so einer Richtfunkverbindung immer auf eine Sichtverbindung angewiesen. Die beiden Antennen müssen sich also 'sehen' können", erklärt Saul.

Ein Mann kontrolliert eine Funkantenne.
Die Antennen auf den Richtfunkmasten können bei guten Wetterbedingungen das Vierfache eines herkömmlichen Internetanschlusses in einer Wohnung leisten. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Unterstützung bei Waldbränden

Was an diesem Wochenende nur Szenario ist, war vor zwei Jahren Realität und kann es wieder werden. "Wir waren 2022 im Einsatz und haben die Polizei unterstützt, um den Digitalfunk im Waldbrandgebiet Sächsische Schweiz zu gewährleisten", erklärt Saul. Gerade mit Blick auf das Hochwasser in Saarland oder auch die wieder absehbar hohe Waldbrandgefahr in Sachsen, seien solche Übungen sehr wichtig.

Zwei Männer kontrollieren etwas an einem Laptop.
Die Richtfunk-Antennen aufzubauen ist das eine. Einige Zeit braucht es, um eine einwandfreie Verbindung zwischen den Antennen herzustellen. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Mit dem bisherigen Übungsablauf an diesem Wochenende sei Übungsleiter Sebastian Saul zufrieden. "Die Aufbauzeiten haben so funktioniert, wie wir es uns vorgenommen hatten. Ich sehe dem sehr positiv entgegen, dass wir unser Übungsziel heute erreichen."

MDR (phb)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 19. Mai 2024 | 19:00 Uhr

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