Ganzjahrestourismus Sachsen setzt auf Natur, Radeln, Camper und Wintersport

06. Juli 2023, 14:40 Uhr

Für Camper und Caravanurlauber in Sachsen will der Freistaat mehr tun und Stellplätze ausbauen. Aber auch für Wanderer, Radfahr-Fans und Pilger sollen mehr Angebote entstehen. In der letzten Sitzung vor der Sommerpause des Sächsischen Landtags hatte die CDU das Thema Ganzjahrestourismus in die Aktuelle Stunde eingebracht.

Zwei Männer liegen in einem Zelt und sehen in den Sonnenaufgang. Zwischen ihnen sitzt ein Hund.
Willkommen in Sachsen: Familien, Camping-Freunde, Naturliebhaber und Individualtouristen will Sachsens Regierung als Urlauber in den Freistaat locken. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Westend61

Der Klimawandel und individuelle Ansprüche haben das Reisen in den vergangenen Jahren teils stark verändert. Sachsens Regierungskoalition will deshalb die Tourismusbetriebe im Land zukunftsfester machen. Ihr Plan sieht unter anderem mehr Barrierefreiheit vor, zudem soll es künftig mehr Stellplätze für Camping- und Caravantouristen geben.

"Da haben wir Nachholbedarf", sagte der tourismuspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag, Jörg Markert. Nur drei Prozent aller bundesweit verfügbaren Stellplätze fänden die Urlauber in Sachsen. Zudem setze sich der Reisetrend Natur fort. Daher sollen die Bereiche Pilgern und Wandern ausgebaut werden.

Werbung für Kultur und Kulinarik, Hilfen für Wintersportregionen

Die Regierungskoalition will außerdem das Marketing fürs Reiseland Sachsen stärken, den Blick auf Kulturerlebnisse und Kulinarik-Reisen lenken und Kurorte unterstützen. Dafür wurde ein neues Förderprogramm mit 7,2 Millionen Euro aufgelegt, das Mitte Juli startet. Damit sollen vor allem die Wintersportregionen ihre Abhängigkeit vom Skitourismus verkleinern. Dennoch: Der Wintersport bleibe ein wichtiges Standbein für den Tourismus in Sachsen, betonte CDU-Politiker Markert: "Wir können darauf nicht verzichten."

Dem stimmte auch Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) zu, verlangte aber neben den klassischen Winterreisen mehr übergreifende Ansätze. Als Beispiel verwies sie auf Mountainbike-Parks in den Mittelgebirgen.

Ja, wir müssen uns weiter strecken, dass Gäste das ganze Jahr über nach Sachsen kommen.

Barbara Klepsch (CDU) Sachsens Ministerin für Kultur und Tourismus

Biker im Bikepark Oberhof auf der Strecke
Sachsen will mit Bikeparks in den Mittelgebirgen als Mountainbike-Hotspot europaweit vorne mitmischen. (Symbolbild) Bildrechte: MDR/Christian Heilwagen

Grüne für nachhaltigen Radtourismus und mehr Barrierefreiheit

Kritische Worte zum Wintersport in schneelosen Winterwochen fanden die SPD und Grüne. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Liebscher, sagte, man sollte "nicht stur noch mehr Technik und Energie auffahren und an Altbewährtem festhalten".

Statt Fördergelder für noch mehr Schneekanonen aufzuwenden, sprach er sich für nachhaltigen Tourismus aus. Radtourismus und barrierefreie Angebote seien in Sachsen "sehr unterdurchschnittlich" entwickelt, meinte Liebscher. Auch im Erzgebirge sei Radtourismus denkbar - und mit Blick auf E-Bike-Nutzer nicht nur für besonders Sportliche.

Radtourismus ist mehr als der Elberadweg.

Gerhard Liebscher verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag

AfD hätte mehr Hilfen für Gastronomen erwartet

Der AfD geht das Förderprogramm der Regierungskoalition nicht weit genug. Im ländlichen Raum basiere Tourismus auf mehr als auf Outdoor-Aktivitäten, sagte der Gastronom und AfD-Abgeordnete Mario Kumpf. Er hätte sich mehr Entlastungen und Unterstützung für Gastronomiebetriebe gewünscht, den Wegfall der Biersteuer und Zuschüsse für energetische Sanierungen. Laut Kumpf würden sich Touristen auch an Windrädern beim Wandern in Wäldern stören und an Solaranlagen in der Landschaft oder auf Dächern.

Linke will Sachsen als Touristen in Blick nehmen

Die Linke kritisierte, dass die Staatsregierung den Tourismus nur im Kontext von Touristen sehe, die von außerhalb kämen. Aber immer mehr Menschen in Sachsen könnten sich keine Urlaube mehr leisten. Laut Linken-Vize-Fraktionsvorsitzender Antje Feiks seien das 2021 rund 20 Prozent der Sachsen gewesen.

Es mag nach Träumerei klingen, aber ich möchte, dass jeder, der es möchte, auch verreisen kann. Und die Tourismusanbieter sollen nicht bis zur Erschöpfung arbeiten müssen.

Antje Feiks Vize-Fraktionsvorsitzende der Linken im Sächsischen Landtag

Sie verlangte ein Umdenken: Tourismusbetreiber und Gastgeber sollten vom Freistaat dabei unterstützt werden, ihre Türen für sozial Bedürftige und sozial Engagierte zu öffnen. Wegen des Fachkräftemangels in der Branche müssten mehr Beschäftigungsmodelle angeschoben werden, dass beispielsweise eine Fachkraft für mehrere Projekte arbeitet. Auch Feiks sprach sich für mehr Hilfen von Gastronomiebetreibern auf dem Land aus.

Tourismus als Wirtschaftsfaktor in Sachsen

  • Im Tourismusbreich in Sachsen gibt es 190.000 Arbeitsplätze in 9.000 Betrieben. Die Branche erwirtschaftet rund acht Milliarden Euro im Jahr.
  • 57 Prozent aller Kommunen im Freistaat sagen, der Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
  • Im Referenzjahr 2019 vor der Corona-Pandamie zählte Sachsen knapp 8,5 Millionen Gästeankünfte und insgesamt 20,7 Millionen Übernachtungen. Das Jahr galt als Rekordjahr.
  • Laut Tourismusministerin Klepsch sieht der Trend in diesem Jahr so aus, als könnte Sachsen an die Werte von 2019 anknüpfen.
  • Allerdings fehlten der Branche Fachkräfte. Die Umsatzentwicklung komme in diesem Jahr schwer voran (-1,4 Prozent).


Quelle: Redebeiträge der CDU in der Aktuellen Debatte am 6. Juli 2023, Sächsischer Landtag

MDR (kk)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Dresden | 06. Juli 2023 | 16:30 Uhr

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