Biber an einem Flussufer
Rund 650 Biber gibt es derzeit in Thüringen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Wolfram Steinberg

Artenschutz Biber nach Thüringen zurückgekehrt: Hunderte Tiere heimisch

03. Januar 2024, 07:10 Uhr

Der Biber ist in Thüringen wieder heimisch geworden. Wie das Kompetenzzentrum "Wolf Biber Luchs" des Umweltministeriums mitteilte, gibt es derzeit rund 650 Biber im Land. Dabei galt das Tier Anfang der 2000er-Jahre quasi als ausgestorben. Aber wussten Sie, dass der Biber das größte Nagetier Europas ist? Oder dass sie ihre Bauten oft über Jahrzehnte hinweg bauen und sie dann oft mit mehreren Generationen zusammen leben?

2007 wurden in Thüringen zum ersten Mal wieder Biber-Bauten gesichtet und die großen Nagetiere nachgewiesen, nachdem sie deutschlandweit nahezu ausgerottet waren. Der Grund dafür: Bejagung - unter anderem wegen des Pelzes, Fleisches und des Duftsekretes "Bibergeil".

Mittlerweile haben die Tiere wieder einen großen Teil ihrer ursprünglichen Reviere an Werra, Saale, Ilm, Unstrut und Gera in Besitz genommen. Laut Britta Krämer vom Kompetenzzentrum "Wolf Biber Luchs" ist dies ein großer Erfolg. "Den Bibern geht es gut", sagt sie. Etwa 650 Exemplare und 185 Reviere weisen darauf hin. Die Zahlen für die Biberpopulation des Kompetenzzentrums beruhen auf Zufallsbeobachtungen und Meldungen an die Naturschutzbehörden der Kommunen, wie ein Ministeriumssprecher mitteilte.

Im Überblick: Biber Biber sind vor allem nachts und in der Dämmerung aktiv. Sie haben eine markante Kelle als Schwanz und große, orangefarbene Nagezähne, die stetig nachwachsen. Zu ihrer Nahrung gehören junge Zweige, Knospen, Blätter und die Rinde von Bäumen. Biber sind die größten Nagetiere Europas.

Es ist verboten, die streng geschützen Tiere zu fangen, zu töten, zu stören oder ihre Bauten und Dämme zu beschädigen. Ausnahmen sind unter Zustimmung der Unteren Naturschutzbehörde im Einzelfall möglich. (Quelle: Nabu Thüringen)

Der Biber nimmt Naturschützern Arbeit ab

Der Biber fühlt sich in Thüringen sehr wohl. Das könnte vor allem an den für ihn optimalen Gegebenheiten liegen: Der perfekte Fluss sollte ein fast unberührtes Ufer bieten. Viele Bäume, große Wurzeln und Möglichkeiten, sich verstecken zu können, sind für Biber überlebenswichtig. Haben sie sich in einem Gebiet angesiedelt, tragen die Tiere maßgeblich zur Artenvielfalt bei.

Vom Biber angenagter Baumstamm am Ufer der Gera
Biberspuren an der Gera in Erfurt: Viele Bäume, große Wurzeln und Möglichkeiten, sich verstecken zu können, sind für Biber wichtig. Bildrechte: Stadtverwaltung Erfurt/Jens Düring

"Biber können durch ihre Lebensraumgestaltung aus einem geraden, artenarmen, der Sommerhitze ausgesetztem Gewässer in kurzer Zeit eine kleine Bach- oder Flussaue machen. Sie gestalten das, wo jede Menge anderer Tier- und Pflanzenarten Lebensraum finden. Und das machen die Biber einfach, weil sie es können, und die schicken keine Rechnung", erklärt Jan Schöne von der Nabu-Biberstation in Torgau. Damit ist der Biber ein wichtiger und natürlicher Helfer im Kampf gegen den Artenschwund, wofür sonst teure Projekte in Auftrag gegeben werden müssten.

Biber verursachen auch Schäden

Biber sind aber auch für Schäden verantwortlich. So drohte im vergangenen Jahr in Ilmenau der Hauptdamm eines großen Teiches im Ortsteil Unterpörlitz wegen Biberschäden zu brechen. Der Damm wurde provisorisch gesichert, der Gesamtschaden wurde auf rund 90.000 Euro geschätzt. Der Kreistag stimmte Mitte Dezember den notwendigen Ausgaben für die Sanierung zu.

Auch Grundstückbesitzer mit Gärten am Wasser melden Schäden. Ebenso sind umgefallene Bäume an Flüssen oder Biberburgen an manchen Stellen ein Problem, da es so zu Überschwemmungen kommen kann.

Fischzucht- und Mühlenbetreiber sind mit Blick auf den Biber ebenfalls skeptisch. So bereiteten Löcher im Teichdamm dem Pulvermühlenbesitzer Siegried Heertsch im Saale-Orla-Kreis Schwierigkeiten. Gleichzeitig frisst der Biber Bäume; Weiden sind besonders gefährdet.

Für Biber-Schäden in Thüringen kommt mittlerweile zum Teil auch das Land auf. Laut Kompetenzzentrum sieht eine Förderrichtlinie vor, dass Prävention oder Entschädigungen zum Teil übernommen werden.

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Landschaftsarchitekten des Waldes und DDR-Exportschlager - Biber in der Dübener Heide 45 min
Landschaftsarchitekten des Waldes und DDR-Exportschlager - Biber in der Dübener Heide Bildrechte: MDR/Peter Ibe

MDR (tr/uka)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 03. Januar 2024 | 18:05 Uhr

14 Kommentare

Harka2 vor 19 Wochen

Mag sein, aber der Landwirt ist auch die falsche Adresse, um für die Sünden der Menschen zu büßen. Der muss auf seinen Flächen Gewinn erwirtschaften. Das geht mit Agrar-Produkten, die er verkauft oder mit Schutzmaßnahmen für Tiere und Pflanzen, für die er entschädigt werden muss.

Harka2 vor 19 Wochen

@MDR-Team
Und niemand bezweifelt das auch, nur muss eine Wiederansiedlung immer seriös und somit mitunter auch kritisch betrachtet werden. Nun ist der Biber niedlich und frist keine Schafe, aber genau wie beim Wolf, sollte dies nicht zu einer Jubelarie oder zur Trophähenjagd ausarten. Den Wolf hat man mit vom Land unterstützten Schutzmaßnahmen weitgehend im Griff, nun muss auch zum Biber eine Lösung her, welche z.B. Landwirte für geflutete Flächen kompensiert.

Harka2 vor 19 Wochen

@Na Hoppla
Nein, man kann NICHT reagieren, weil ein Eingriff in die Biberbauten verboten ist. In der Lausitz ist das inzwischen ein ernstes Problem geworden, da die Bieber dort fleißig Nutzflächen fluten.

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