Pandemie Pflegeheime im Bundesvergleich besonders stark von Corona betroffen

01. März 2023, 05:11 Uhr

Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren in Thüringer Pflegeheimen im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders viele Bewohner an Covid-19 erkrankt. Auch bei den Mitarbeitern hat Corona Spuren hinterlassen.

Thüringer Pflegeheime sind während der Pandemie bundesweit mit die größten Corona-Hotspots gewesen. Das geht aus dem am Dienstag in Erfurt vorgestellten Pflegereport der Krankenkasse Barmer hervor. Demnach waren auf dem Höhepunkt der Krise im Januar 2021 mehr als 15 Prozent der Heimbewohner in Thüringen an Covid-19 erkrankt. Einen höheren Wert habe es mit 18,3 Prozent nur in Sachsen gegeben.

Thüringer Infektionsrate am höchsten

Die Infektionsrate in den Pflegeheimen war damit in Thüringen fast doppelt so hoch wie bundesweit (acht Prozent) und fünfmal höher als im Schnitt der Thüringer Gesamtbevölkerung. Zudem sind besonders viele dort betreute Menschen, die sich mit Corona infiziert hatten, gestorben - deutschlandweit hat fast jeder zweite Corona-Tote zuvor in einem Pflegeheim gewohnt.

Auch bei den Mitarbeitern hat Corona Spuren hinterlassen. Laut Pflegereport waren in Thüringen so viele Pflegerinnen und Pfleger wegen einer Corona-Infektion krankgeschrieben wie in keinem anderen Bundesland. Den höchsten Krankenstand in Thüringen gab es im März 2022, als unter den Pflegehilfskräften 240 von 10.000 und unter den Pflegefachkräften 204 von 10.000 Beschäftigten wegen Covid-19 als arbeitsunfähig gemeldet waren. Die Infektionsraten beim Pflegepersonal seien zeitweise zehnmal höher als in allen sonstigen Berufen insgesamt gewesen, so die Barmer. Bundesweit lagen die Spitzenwerte der Corona-Arbeitsunfähigkeiten nur bei 160 je 10.000 Beschäftigten.

Barmer fordert mehr Pflegepersonal

Inzwischen hat die Pandemie ihren Schrecken für viele Menschen verloren. Die Lage habe sich beruhigt, sagte die Barmer-Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk. Dazu beigetragen hätten auch die Corona-Impfungen. Die strengen Auflagen sowie pandemiebedingten Ausfälle hätten Bewohnern wie Pflegekräften allerdings viel abverlangt.

Nur mit mehr Personal könne sichergestellt werden, dass keine Abwärtsspirale aus Überforderung der Mitarbeiter und erhöhten Krankenständen entstehe. Thüringens Bevölkerung sei die zweitälteste in Deutschland. Dziuk plädierte für Schutzkonzepte mit Augenmaß bei künftigen Infektionswellen. Kontaktsperren und Besuchsverbote müssten möglichst vermieden werden, damit Heimbewohner nicht vereinsamten.

Mehr Geld für Schutzausrüstung

Außerdem fordert Dziuk, dass die coronabedingten Mehrausgaben etwa für Schutzausrüstung oder Tests aus Steuermitteln finanziert werden. Da die bisherigen Bundeszuschüsse die entstandenen Kosten zur Bewältigung der Pandemiekosten nicht komplett deckten, sei die Pflege stark belastet. Um Familien und Kommunen zu entlasten, sollte außerdem das Land Thüringen analog wie bei den Krankenhäusern in die Finanzierung der Investitionskosten in der stationären Pflege einsteigen.

In Thüringen gibt es laut dem Statistischen Landesamt mehr als 166.450 Pflegebedürftige - davon werden rund 23.750 vollstationär betreut. Knapp 35.600 Beschäftigte sind in der ambulanten und stationären Pflege tätig - in insgesamt 573 Pflegeheimen und 503 ambulanten Diensten. 

Die Barmer hat nach eigenen Angaben rund 200.000 Versicherte in Thüringen. Das entspricht einem Anteil von zehn Prozent der Bevölkerung im Freistaat.

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MDR (kb/jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. Februar 2023 | 18:00 Uhr

3 Kommentare

astrodon am 01.03.2023

Die höheren Zahlen sind der Tatsache geschuldet, dass der Altersschnit in Thüringen und Sachsen mit am höchsten ist - wir sind ein Land der Hochbetagten und der Schwerstpflegefälle. Das hat mit "Schutzmassnahmen" herzlich wenig zu tun.

Haller am 01.03.2023

Die Frage was von allem auch eine Folge der sogenannten "Schutzmassnahmen" ist ebenfalls umstritten.

Haller am 01.03.2023

Gott bewahre.

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