Zwei Polizisten stehen vor einer Schule in Erfurt.
Die Polizei fand am Dienstag nach den Drohungen an den Erfurter Schulen nichts Verdächtiges. Bildrechte: MDR/Martin Wichmann

Kriminalität Polizei gibt Entwarnung nach erneuten Drohungen - mehrere Schüler medizinisch betreut

24. Oktober 2023, 20:21 Uhr

Nach erneuten Drohungen gegen Schulen in Erfurt und die Radiosender Antenne Thüringen, Top40 sowie Landeswelle in Weimar hat die Polizei Entwarnung gegeben. Mehrere Schüler mussten jedoch medizinisch betreut werden.

Nach den Drohmails an drei Schulen in Erfurt und bei drei Radiosendern in Weimar hat die Polizei am Dienstag vorerst Entwarnung gegeben. Alle Schulen und das gemeinsame Sendezentrum sind nach Angaben der Polizei abgesucht worden. Dabei sei nichts Verdächtiges gefunden worden. Mehrere Schüler und eine Lehrerin mussten jedoch medizinisch versorgt werden. Hintergrund sei die psychisch belastende Situation gewesen, sagte eine Polizeisprecherin.

Wenn Schüler, Eltern, Lehrer oder andere Ratsuchende eine Beratung in der aktuellen Situation benötigen, können sie sich direkt an den Schulpsychologischen Dienst wenden. Hier finden Sie die Ansprechpartner für Erfurt.

Polizei: Voraussichtlich ab Mittwoch wieder Unterricht an Erfurter Schulen

Am Dienstagmorgen waren in der Gemeinschaftsschule "Steigerblick" in Erfurt-Hochheim, in der IGS am Johannesplatz und in der Gemeinschaftsschule am Herrenberg in Erfurt Emails eingegangen, in denen mit Gewalt gedroht wurde. Daraufhin gab es einen Großeinsatz der Polizei und auch Straßensperrungen. Laut der Erfurter Polizei wurden die Kinder nach der Evakuierung der drei Schulen zum Teil in Sporthallen untergebracht, zum Teil von Eltern abgeholt. Nach der Entwarnung kann nach Angaben der Polizei an den drei Schulen voraussichtlich ab Mittwoch wieder unterrichtet werden.

Die Erfurter Kriminalpolizei untersucht nun die Droh-Emails und deren Herkunft. Ermittelt werde wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat, sagte die Erfurter Polizeisprecherin Julia Neumann MDR THÜRINGEN.

Wo finden Schüler, Eltern oder Lehrer psychologische Hilfe?

Ein Polizist steht vor einem Streifenwagen
In Erfurt hatte die Polizei aufgrund der Drohungen etwa die Wartburgstraße gesperrt. Bildrechte: MDR/Ulrike Hähnel

E-Mail mit Hamas-Bezug in Weimar eingegangen

In Weimar wurde außerdem am Dienstagmorgen das gemeinsame Sendezentrum von Antenne Thüringen, Landeswelle Thüringen und Radio Top40 wegen einer Bombendrohung evakuiert. Die Landeswelle veröffentlichte auf ihrer Internetseite, dass sie eine Droh-Mail über einen Absender ohne Klarnamen auf Englisch und Arabisch bekommen haben. Darin hieß es demnach: "Wir haben Sprengkörper in Wert von 20 Millionen Euro".

Die unbekannten Täter hatten laut Polizei erklärt, im Namen der "Hamas" im Sende-Gebäude Sprengstoff versteckt zu haben. Dieser sollte laut der Drohung am Vormittag explodieren. Da kein Sprengstoff entdeckt wurde, gab die Polizei das Gebäude um 12 Uhr mittags wieder frei. Die Jenaer Polizei ermittelt nun, ob die Absender der palästinensischen Terrororganisation "Hamas" angehören.

Ein Polizeiauto steht vor einem Schild.
Aufgrund der Drohung bei den Radiosendern Antenne Thüringen, Top40 und Landeswelle wurde das gemeinsame Sendegebäude, das ehemalige Coca-Cola-Verwaltungsgebäude in Weimar, geräumt. Bildrechte: MDR/Johannes Krey

Innenminister: Bekannte "Gefährder" werden verstärkt beobachtet

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) erklärte, dass es wegen der schwierigen Lage im Nahen Osten in Thüringen eine abstrakte Gefährdungslage gebe. Der Minister bestätigte die Angaben der Polizei, dass die Urheber noch unbekannt seien. Es könne sich auch um schlechte Streiche, um Aktionen von Trittbrettfahrern oder von der rechten Seite handeln. Maier verwies darauf, dass bundesweit die Behörden bekannte "Gefährder" nun sehr genau in den Blick nähmen. Dazu laufe eine länderübergreifende Koordination.

Was sind Gefährder? Als Gefährder bezeichnet die Polizei Menschen, denen sie schwere politisch motivierte Gewalttaten zutraut - bis hin zu Terroranschlägen.

Die Einstufung von Menschen als Gefährder liegt grundsätzlich in der Zuständigkeit der Polizeibehörden der Länder.

Quelle: tagesschau.de

"Ich verurteile diese Bedrohungen", erklärte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke). Sie zielten auf den Frieden an den Schulen: "Ich rufe auf zu Wachsamkeit und Besonnenheit." Aus dem Bildungsministerium hieß es, den Schulen stünden umfangreiche Handreichungen zum Umgang mit Krisen und Notfällen zur Verfügung. Der Thüringer CDU-Fraktionsvorsitzende Mario Voigt kritisierte die Drohungen scharf: "Diejenigen, die unsere Schulen und die Thüringer Presse bedrohen, sind Staatsfeinde", sagte Mario Voigt und forderte: Falls es sich um politisch motivierte Taten handeln sollte, müsse "der Rechtsstaat hart durchgreifen".

Weitere Drohungen in Sachsen, Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen

Auch zwei Schulen in Sachsen wurden am Dienstag nach Drohungen geräumt. Ebenfalls gab es an weiteren Orten in Deutschland Bombendrohungen, etwa in Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie in Berlin im Hauptbahnhof, beim Willy-Brand-Haus der SPD und beim Sender RTL.

Bombendrohungen in mehreren Bundesländern am Montag

Bereits am Montag hatte es in mehreren Bundesländern Bombendrohungen an Schulen gegeben, darunter auch in Erfurt. Die Polizei in Bayern gab dabei an, dass es sich um eine E-Mail mit Hamas-Bezug handelte. Auch das ZDF in Mainz wurde wegen einer Bombendrohung kurzzeitig geräumt.

Hinweis der Redaktion: Anders als zunächst berichtet gingen bei den Schulen in Erfurt am Dienstag keine Bombendrohungen ein, sondern allgemeine Gewalt-Androhungen. Wir haben dies korrigiert.

MDR (jhi/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. Oktober 2023 | 08:00 Uhr

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