Die leeren Stühle im Plenarsaal des Thüringer Landtags
Mitte April kann der Untersuchungsausschuss formal im Erfurter Landtag eingesetzt werden. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Michael Frömmert

'Ndrangetha Nach MDR-Recherche: Linke, SPD und Grüne beschließen Mafia-Untersuchungsausschuss

17. März 2021, 15:44 Uhr

Als Reaktion auf Recherchen des MDR und Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) haben die Thüringer Linken, Grünen und SPD einen Mafia-Untersuchungsausschuss auf den Weg gebracht. Der Ausschuss soll die Umstände von verdeckten Ermittlungen im Mafia-Milieu aufarbeiten, die vor 20 Jahren eingestellt wurden. Im April kann der Ausschuss formal im Landtag eingesetzt werden.

Nach den Mafia-Recherchen des MDR und der FAZ zum sogenannten FIDO-Verfahren in Thüringen haben die Fraktionen der Linken, SPD und Grünen am Mittwoch als Reaktion einen gemeinsamen Untersuchungsausschuss im Landtag beschlossen. Das teilten Sprecher der Fraktionen von Linken und Grünen mit. Mit den Stimmen der drei Parteien sei das erforderliche Quorum von einem Fünftel der Abgeordneten erreicht, hieß es in einer Pressemitteilung der Linken. Demnach könne der Landtag den Untersuchungsausschuss in seiner Sitzung vom 21. bis 23 April formal einsetzen.

Der Ausschuss solle die parallel begonnene Aufklärungsarbeit des Innen- und Justizausschusses bündeln und mit weiteren Befugnissen versehen. Innenausschuss-Mitglied Katharina König-Preuss (Die Linke) sagte, im ersten Schritt gehe es vor allem darum, sämtliche Akten der am FIDO-Verfahren beteiligten Behörden zu sichern und auszuwerten.

Vor 20 Jahren: Verdeckte Ermittler eingeschleust

Nach Recherchen des MDR und der FAZ hatten Bundeskriminalamt und Thüringer Landeskriminalamt vor 20 Jahren einen verdeckten Ermittler in eine Gruppe der kalabrischen 'Ndrangheta in Erfurt eingeschleust. Die Operation fand im Rahmen eines großen Mafia-Verfahrens mit dem Codenamen FIDO statt.

Offenbar aufgrund von Behördenstreitigkeiten und Kompetenzgerangel wurde die Quelle überraschend aus dem Einsatz wieder abgezogen. In der Folge sollen alle verdeckten Operationen eingestellt und das Verfahren Stück für Stück beendet worden sein. Damals beteiligte Fahnder kritisierten, dass es keinen sachlichen Grund gegeben habe, das Verfahren einzustellen.

Quelle: MDR THÜRINGEN/ls

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 17. März 2021 | 13:30 Uhr

6 Kommentare

Harka2 am 18.03.2021

Es gab schon gute Gründe, das Verfahren vor 20 Jahren einzustellen. Fragt mal die Mafia-Bosse wie wichtig denen das damals war und was sie sich das haben kosten lassen.

Stealer am 18.03.2021

@Frank2020: Die größte Krise ist der Klimawandel, aber ich nehme an den meinen Sie nicht. Die Pandemie ist sicherlich problematisch, aber seit dem 2. Weltkrieg hatten wir hier Hunger danach, einen niedergeschossenen Aufstand, einen drohenden Atomkrieg, eine vergiftete Umwelt, die DDR allgemein und die Wende mit all ihren sozialen Auswirkungen. Die Superlative sollten Sie besser sein lassen, das wirkt befremdlich.

mattotaupa am 17.03.2021

"bei dem ich persönlich nichts Skandalöses erkennen kann." der, laut beteiligten unbegründete, abzug eines erfolgreich eingeschleusten verdechten ermittlers und in der folge der unkontrollierte ausbau von mafia-strukturen ist nicht ein klein wenig anrüchig für sie? es wird doch sonst auch gefragt, wem welche entscheidung genutzt hat und mit welcher intention sie getroffen wurde. "Wir befinden uns in der größte Krise seit dem 2. Weltkrieg" ein parlament sollte schon allein aufgrund der anzahl der mitglieder multitasking-fähigkeiten aufweisen. es soll sogar firmen geben, die mehr als einen auftrag annehmen oder behörden mit mehr als einer aufgabe.

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