Soziales Alles für lau: Der Umsonstladen in Weimar wird vier Jahre alt

26. September 2022, 13:56 Uhr

Ein Geschäft, in dem Menschen Gebrauchtes kostenlos mitnehmen und wieder verwenden können: Das ist die Idee des Umsonstladens in Weimar. Vor vier Jahren wurde dieser in einer Garage gegründet. Inzwischen ist daraus ein Ladenlokal geworden, das oft besucht wird.

Bedingungslos, lokal und umweltfreundlich - so wirbt der Umsonstladen in Weimar für sich. Seit vier Jahren gibt es die "Schenke" nun schon. Angefangen hat alles 2018.

Verschwendung und Müllberge gingen den Machern der "Schenke" auf den Geist. Sie wollten etwas für mehr Nachhaltigkeit tun und kamen auf die Idee, einen Umsonstladen zu gründen. Ein Geschäft, in dem Menschen Dinge, die sie nicht mehr benötigen, abgeben, aber auch Gebrauchtes kostenlos mitnehmen und damit wieder verwenden können.

In einer Garage in der Weimarer Bauhausstraße durften die Macher für ein halbes Jahr das Projekt testen. Die Idee schlug ein. "In dieser Zeit", sagt Vorstand Stefan Doose, "haben wir viele Mitstreiter gefunden. Die meisten sind bis heute dabei."

Allerdings: Die Garage musste bald geräumt werden. Über ein Jahr lang hatte die "Schenke" keinen Laden, hielt sich mit Einzelaktionen in der Innenstadt am Leben - bis das Angebot der "Alten Feuerwache" kam, Weimars einstiger zentraler Feuerwache, die in ein Quartier zum Leben umgebaut wird. Dort zog der Umsonstladen ein und etablierte sich.

Hochbeete vor dem Laden

Nun, wo die "Alte Feuerwache" umgebaut wird, haben sich die Ehrenamtler einen neuen Laden gesucht. Für kleines Geld konnten sie von Weimars städtischer Wohnungsgesellschaft Wohnstätte einen Laden in der Carl-August-Straße unweit des Bahnhofs mieten. "Die Lage ist perfekt. Wir werden wahrgenommen und gesehen. Wir sind nah am ÖPNV", so Barbara Klawonn, die sich seit Jahren ebenfalls für die "Schenke" im Vorstand engagiert. "Viel Ehrenamt, viel Freizeit gehen dafür drauf. Und das alles noch neben dem Job."

15 Männer und Frauen helfen regelmäßig aus. Sie nehmen Gebrauchtes entgegen, sortieren und reparieren es. "Und dann wird es verschenkt. Unser Laden hat endlich den Namen Laden verdient. Wir haben große Regale, eine Theke, eine Umkleide und Küche", so Barbara Klawonn.

Inzwischen ist der Verein gemeinnützig geworden. "Das", sagt Stefan Doose, "gibt uns viel mehr Spielraum. Wir können Spendenquittungen ausstellen, was für viele Unternehmen attraktiv ist. Und wir sind Arbeitgeber geworden."

Hier kommen alle her. Die, die umweltbewusst und nachhaltig leben möchten. Vor allem aber sind es Studenten, die ihre ersten Buden einrichten wollen.

Barbara Klawonn

Seit einigen Monaten arbeitet Heike im Laden. Viele Jahre war die gelernte Verkäuferin arbeitslos. In der "Schenke" hat sie eine neue Aufgabe gefunden. Gefördert wird ihre Beschäftigung über das Jobcenter Weimar. Barbara Klawonn ist heilfroh, dass das geklappt hat. "Auch wenn es eine Menge Papierkram war. Heike hält uns Ehrenamtlern den Rücken frei. Sie ist durch nichts mehr zu ersetzen."

Auch straffällig gewordene Jugendliche leisten regelmäßig in der "Schenke" Sozialstunden ab. "Auch für die haben wir immer etwas zu tun." Ihr letztes Projekt war der Bau einiger Hochbeete vor der Tür. "Damit wir auch von außen gut aussehen."

Upcycling-Projekt geplant

Die "Schenke" ist Anlaufpunkt für viele Menschen. "Das hat nichts mit sozialen Schichten zu tun. Hier kommen alle her. Die, die umweltbewusst und nachhaltig leben möchten. Vor allem aber sind es Studenten, die ihre ersten Buden einrichten wollen", sagt Barbara Klawonn. Sie finden Geschirr, manchmal auch eine Lampe oder einen Toaster. Große Möbelstücke sind nicht erlaubt. Dafür ist das Ladenlokal zu klein.

Die Größe ist der Wermutstropfen in der Carl-August-Allee. Gern hätten die Macher mehr Platz. Sie bieten inzwischen Näh-Workshops an und wollen Upcycling-Projekte, bei denen Abfallprodukte oder nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte verwandelt werden, starten.

"Auch eine Pflanzenbörse wäre ein Traum", sagt Doose. Doch dafür fehlt der Platz. Vielleicht finden sie eine zweite Lokalität. "Das wäre sensationell, aber dafür", so Barbara Klawonn, "bräuchte es auch weitere Ehrenamtler. Mit unserer Handvoll Leute schaffen wir das nicht." Der Umsonstladen in Weimar ist noch längst nicht am Ziel.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 24. September 2022 | 08:10 Uhr

3 Kommentare

martin am 27.09.2022

Es gibt erfreulicherweise noch eine Menge Menschen die sich - auch neben der Arbeit - sozial und für die Gemeinschaft engagieren und deren Blick über den eigenen Kontostand hinaus geht.

Anni22 am 26.09.2022

Prinzipiell sind solche Projekte hilfreich. Aber unbezahlte "Arbeiter" und Räumlichkeiten für fast umsonst (und auch das muss wer bezahlen, inclusive Heizung, Licht usw.), sind eben eher selten. Weiß nicht, ob das jetzt die Lösung ist.

Frau K. am 26.09.2022

@Anni
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