Menschen sitzen in einem Raum
Das Interesse am Thema Vertriebene war groß im Katholisches Jugend- und Erwachsen-Bildungshaus Marcel Callo
in Heiligenstadt.
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Geschichte Zeitzeugen und Bistum erinnern in Heiligenstadt an Vertriebene nach 1945

27. Oktober 2023, 18:24 Uhr

Über das Schicksal der Vertriebenen aus den ehemaligen Ost-Gebieten des Deutschen Reichs sprachen Wissenschaftler, Kirchenvertreter und Zeitzeugen in Heiligenstadt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren zwölf Millionen Deutsche aus dem ehemaligen Osten des Deutschen Reiches und aus Ostmitteleuropa nach Deutschland gekommen. Fast 700.000 dieser Vertriebenen fanden Aufnahme in Thüringen.

In Heiligenstadt (Eichsfeld) ist an das Schicksal Vertriebener aus den ehemaligen Ost-Gebieten des Deutschen Reichs erinnert worden. Wissenschaftler, Kirchenvertreter und Zeitzeugen berichteten am Donnerstagabend über die Erlebnisse Vertriebener in den Jahren nach 1945 in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und in der DDR.

Christel Köhler 4 min
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4 min

Vier Millionen Menschen suchen in der sowjetischen Beatzungszone eine neue Heimat - Christel Köhler ist eine von ihnen und erzählt. (Filmausschnitt aus "Damals in der DDR")

MDR FERNSEHEN Di 16.08.2005 22:05Uhr 04:03 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/video143838.html

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In der Diskussionsrunde ging es vor allem darum, welche Probleme und Herausforderungen es bei der Integration der Menschen im Eichsfeld gab. So berichtete Zeitzeuge Winfried Bartsch (85) aus Mackenrode, dass er und seine Familie bei ihrer Ankunft auf viel Ablehnung gestoßen seien.

Bei Ankunft im Eichsfeld auf viel Ablehnung gestoßen

Er begründete die Skepsis der Einheimischen mit Unwissenheit. Viele hätten gar nicht gewusst, dass beispielsweise Breslau bis Kriegsende deutsch war und sie somit auch Deutsche. Auch die Sprachbarriere sei ein großes Hindernis gewesen, weil im Eichsfeld platt gesprochen wurde und auch die Schlesier ihren eigenen Dialekt mitgebracht hätten.

Ein älterer Mann sitzt an einem Tisch
Zeitzeuge Winfried Bartsch floh nach Kriegsende mit seiner Familie von Breslau nach Mackenrode. Bildrechte: MDR/Marie-Theres Engemann

Historiker Dr. Torsten Müller verwies auf den Umgang der DDR-Regierung mit den Vertriebenen. Demnach sei "kulturelle Sonderidentität" durch die SED verboten gewesen und verfolgt worden. Die Geschichte von Flucht und Vertreibung in der DDR sei folglich tabuisiert worden.

Fast 700.000 Vertriebene auf Thüringer Gebiet aufgenommen

Weitere Vorträge und Diskussionen zu dem Thema werden auch in Neustadt an der Orla (7. November) und in Erfurt (28. November) angeboten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren zwölf Millionen Deutsche aus dem ehemaligen Osten des Deutschen Reiches und aus Ostmitteleuropa in das von den Siegermächten verwaltete und aufgeteilte Deutschland gekommen. Fast 700.000 dieser Vertriebenen fanden Aufnahme in Thüringen.

MDR (mte/gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 27. Oktober 2023 | 14:30 Uhr

3 Kommentare

Nudel81 vor 26 Wochen

War im Westen nicht besser auch da war die Vertriebenen nicht willkommen. Heutzutage führen Großstädte wie die USA und Russland völkerrechtlichwidrige Kriege und Deutschland muß sich mit den Folgen rumärgern.

Untertan vor 26 Wochen

zu aller erst sollte man auf die Ursache verweisen die zur Vertreibung führte. Auf den deutschen Angriffskrieg sowohl auf Polen, als auch die Annektion der Tschechoslowakei. Und wenn man die DDR mit ins Boot holt, dann sollte man auch die wirtschaftliche Situation unmittelbar nach dem Krieg nicht vergessen.

Nudel81 vor 26 Wochen

Da sieht man mal wie heutzutage Flüchtlinge bei uns verwöhnt werden.

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