Nordhausen Was zu den Gerüchten um die Causa Buchmann bekannt ist

04. Mai 2023, 16:53 Uhr

Ein Foto des suspendierten Oberbürgermeisters Kai Buchmann sorgt für Diskussionen. Das Pressebild zeigt Buchmann, wie er mit seinen Entlassungspapieren das Rathaus verlässt. Unterstützer wittern eine gezielte Inszenierung. Auch ein unterbrochener Livestream des Nordhäuser Kreistags füttert die Debatte weiter. Was an den Gerüchten dran ist.

Porträt Regionalkorrespondent Armin Kung
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Die Luft im engen Nordhäuser Kreistagssaal ist stickig. Doch als der Abgeordnete Kai-Uwe Liebig (Bürgerliste Südharz) am Mittwochabend ans Rednerpult tritt, wird sie regelrecht dick. Liebig lehnt sich zum Mikrofon und sagt, er wolle den Elefant im Raum benennen: den fehlenden Kreistagsabgeordneten Kai Buchmann, der suspendierte Oberbürgermeister von Nordhausen und ebenfalls Mitglied der Kreistagsfraktion Bürgerliste Südharz.

Liebig bezeichnet die Umstände um Buchmanns Entlassung als merkwürdig. Er fragt Landrat Matthias Jendricke (SPD), warum ein Fotograf genau zu dem Zeitpunkt vor dem Rathaus stand, als der Oberbürgermeister das Gebäude verließ. Liebig suggeriert mit seinen Fragen, dass der Fotograf gezielt vor dem Rathaus postiert wurde, um Buchmann zu demütigen.

Landrat Nordhausen
Kritische Fragen aus dem Kreistag an Landrat Matthias Jendricke (SPD) Bildrechte: Matthias Jendricke

Ausgerechnet in diesen Minuten, in denen Kai-Uwe Liebig seine Fragen stellt, fällt plötzlich der Online-Livestream des Kreistags aus.

Ein demokratisch gewählter Oberbürgermeister wird per Bescheid entlassen, ein Fotograf wartet auf dessen Abgang aus dem Rathaus, und als Kritik im Kreistag geäußert wird, bricht der Livestream ab. Ein gefundenes Fressen für Gerüchte und Verschwörungstheorien. MDR THÜRINGEN hat mit den Beteiligten gesprochen.

Der Fotograf

Silvio Dietzel ist freier Pressefotograf und Betreiber des Affenwalds Straußberg. Er sei bekannt wie ein bunter Hund, sagt er MDR THÜRINGEN. Hinweise bekomme er oft. Auch am Morgen des 31. März.

Er sei an diesem Freitagmorgen für den Affenwald zum Einkaufen in Nordhausen gewesen. Gegen 8.20 Uhr klingelte sein Handy. Die Nummer sei anonym gewesen. Offenbar werde im Rathaus gerade der Oberbürgermeister entlassen, sagte die Stimme am anderen Ende. Daraufhin sei er zum Rathaus gefahren und habe vor dem Haupteingang gewartet.

Laut Dietzel verließ der Oberbürgermeister das Gebäude durch einen Nebeneingang, deshalb habe er Buchmann beinahe verpasst. Die Stimmung war nicht feindlich. Er und Buchmann kennen sich und kamen miteinander ins Gespräch, so Dietzel weiter. Nachdem Buchmann es abgelehnt habe, über die Suspendierung zu reden, machte der Fotograf seine Bilder.

Dietzel könne nicht sagen, wer ihm den Tipp gegeben hat. Selbst wenn er es wüsste, würde er seine Hinweisgeber schützen. Er betonte gegenüber MDR THÜRINGEN, dass ihm die ganze Szenerie aber nicht wie von langer Hand geplant erschien.

Der abgebrochene Livestream

Als Kai-Uwe Liebig über einen Monat später das umstrittene Pressefoto im Kreistag kritisiert, bricht der Livestream plötzlich ab. Wieder Nahrung für Spekulationen. Doch Stefan Künkel von der Firma Plenum-TV dementiert gegenüber MDR THÜRINGEN die Gerüchte. Plenum-TV bietet für mehrere Kommunen Livestreams der Sitzungen an. Bei dem abgebrochenen Stream in Nordhausen handelt es sich um einen seltenen, aber bekannten technischen Fehler.

Durch den Softwarebug konnten 15 bis 20 Minuten nicht live übertragen werden. Dennoch seien die Aufnahmen nicht verschwunden. Der Mitarbeiter von Plenum-TV habe korrekt reagiert, und den Kreistag weiter aufgezeichnet. Die Aufnahme ist inzwischen hochgeladen und wieder online verfügbar. Der fehlende Abschnitt könne ab der sechsten Minute geschaut werden. Es sei aber zu aufwendig, die Zeitmarker neu zu setzen. User müssten sich manuell durch das Video klicken, hieß es.

Auch Kreissprecherin Jessica Piper teilte MDR THÜRINGEN mit, dass es Zufall gewesen sei, dass die Aufzeichnung genau bei der Rede von Kai-Uwe Liebig unterbrochen worden sei.

Kai-Uwe Liebig hofft, dass sein Antrag für einen Untersuchungsausschuss im Juni auf die Tagesordnung des Kreistages kommt. Unterdessen hat der Stadtrat Nordhausen einen eigenen Untersuchungsausschuss vorerst abgelehnt. Der Hauptausschuss solle darüber diskutieren, ob der Stadtrat überhaupt zuständig sei.

MDR (aku/dr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten regional | 04. Mai 2023 | 16:30 Uhr

6 Kommentare

Echternordhaeuser vor 51 Wochen

Lasst die Gerichte entscheiden. Der Rechtseeg steht dem Bürgermeister doch offen Dafür sind sie da. Alles andere ist Stochern im Nebel. Meiner früheren Heimatstadt wünsche ich, dass ihr bei Wahl im Herbst ein Neustart gelingt und sie nach Jahren der Stagnation wieder in alter Stärke neu beginnen kann. Seit fsst zehn Jahren dümpelt das einzig stolze Nordhausen dahin, obwohl die Potenziale sehr groß sind.

martin vor 51 Wochen

Wenn aus dem AfD-Fanclub von Bränden gesprochen wird, wird mir richtig warm - aber nicht ums Herz. Aber möge "tpass" weiter von der blaubraunen Revolution schwadronieren.

TomTom vor 51 Wochen

"Der Laden brennt schon" ist nur eine unglückliche Formulierung, oder mehr? Und was bitte zeigen dann die AfD-Anhänger? Ihr wahres Gesicht? Also, dass man nicht nur Fotografen verpügeln kann? Wissen Sie, solche albernen Verallgemeinerungen bezüglich Posten usw. in Verbindung mit Drohungen, dass dann die Saubermänner der AfD an die Macht kommen, das macht mir regelrecht Angst. Weder Wähler noch Personal sind bisher in der Öffentlichkeit als sympathische und empathische Mitbürger aufgefallen oder durch tolle Leistungen. Stattdessen durch Gebrüll, negatives Gerede, Planlosigkeit und Drohungen gegen alles, was nicht dem eigenen Weltbild entspricht. Mögt ihr auf ewig eine Minderheit bleiben. Es ist besser für alle.

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