Ein Mauersockel an einem Bürgersteig in Bad Langensalza
Die Stadt Bad Langensalza wollte die illegal abgerissene Mauer bislang nicht wiederaufbauen. Die Bürgerinnen und Bürger können nun ihre Meinung in einer Online-Umfrage abgeben. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Unstrut-Hainich-Kreis Wiederaufbau von Mauer in Bad Langensalza: Stadt startet Online-Umfrage

08. September 2023, 10:52 Uhr

Im Streit um den Wiederaufbau der Garnisonsmauer in Bad Langensalza befragt die Stadt nun die Bürgerinnen und Bürger per Online-Umfrage. Das Votum will Bürgermeister Reinz (pl) in sein Gespräch mit Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mitnehmen.

Die Stadt Bad Langensalza befragt die Einwohner in einer Online-Umfrage zum Wiederaufbau der Garnisonsmauer. Laut Bürgermeister Matthias Reinz (pl) wird unter anderem gefragt, ob man für oder gegen den Wiederaufbau der illegal abgerissen Mauer ist.

Er habe sich an Ministerpräsident Bodo Ramelow gewandt, um den Wiederaufbau abzuwenden, so Reinz. Die Online-Umfrage läuft noch bis zum 30. September.

Die Untere Denkmalschutzbehörde hatte vor drei Jahren festgelegt, dass die Stadt die 2018 abgerissene Mauer wieder aufbauen muss. Dagegen hatte die Stadt geklagt und vor dem Verwaltungsgericht Weimar verloren. Nun muss das Oberverwaltungsgericht entscheiden, ob sie die Berufung der Stadt zulässt.

Reinz: Wiederaufbau der Mauer ist Steuergeldverschwendung

Nach ersten Einschätzungen würde der Wiederaufbau mindestens 142.000 Euro kosten, so Reinz. Viel Geld, das für sinnvolle Projekte auch in der Denkmalpflege verwendet werden könne. Ein Wiedererrichten sei unverhältnismäßig und Steuergeldverschwendung. Es müssten bestehende Denkmäler erhalten werden und nicht solche, die nicht mehr existieren.

Reinz äußerte zudem, er wolle sich nicht mit der Denkmalschutzbehörde streiten, sondern einen Kompromiss suchen. Bisher sei kein Vorschlag der Stadt akzeptiert worden.

Teil der abgerissenen Garnisonsmauer in Bad Langensalza
Die Stadt schätzt die Kosten für den Wiederaufbau der Mauer auf minstestens 142.000 Euro. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Isabelle Fleck

Streit um Wiederaufbau zieht sich seit Jahren

Der Streit um den Wiederaufbau der Garnisonsmauer in Bad Langensalza dauert schon seit 2018 an. Der städtische Bauhof hatte in diesem Jahr einen 100 Meter langen Abschnitt der Mauer ohne behördliche Erlaubnis auf Anordnung des damaligen Bürgermeisters Bernhard Schönau (FDP) abgerissen.

Der inzwischen verstorbene frühere Bürgermeister war im Jahr 2020 zu 4.000 Euro Bußgeld verurteilt worden. Schönau hatte vor dem Amtsgericht Mühlhausen gesagt, die Mauer sei baufällig gewesen. Es habe "Gefahr in Verzug" bestanden.

MDR (jw)

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 08. September 2023 | 07:30 Uhr

21 Kommentare

W.Merseburger vor 33 Wochen

Harka2,
als langjähriger Schöffe bin ich mit Gerichtsurteilen vertraut und kenne auch ihr Zustandekommen. Allerdings ist so ein Urteil nicht unumstösslich. Urteile werden sehr oft durch Widerspruch einer oder beider Parteien meist bei höherer Instanz bewertet und oft neu verhandelt, wodurch plötzlich andere Urteile ausgesprochen werden. Selbst von gestandenen Juristen ausgearbeitete Gesetze scheitern wie bekannt manchmal vor dem Verfassungsgericht in Karlsruhe.

Harka2 vor 33 Wochen

@W.Merseburger
Gerichtsentscheidungen werden nicht getroffen, um zu gefallen. Gerichtsentscheidung sorgen für die korrekte Anwendung der bestehenden Gesetze, welche es nicht ohne Grund gibt.

Harka2 vor 33 Wochen

Schlimmer noch: Nachdem ein Gericht die Wiedererrichtung gefordert hat, gibt die Stadt weiter Geld für Prozesse und Umfragen aus, statt einfach der Gerichtsentscheidung zu folgen.

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