Forschung Jenaer Forscher erhalten Zukunftspreis für neuartiges Mikroskop

27. Oktober 2022, 11:46 Uhr

Für die Entwicklung eines Mikroskops, das lang andauernde Beobachtungen lebender Zellen ermöglicht, sind die Jenaer Forscher Thomas Kalkbrenner, Ralf Wolleschensky und Jörg Siebenmorgen mit dem renommierten Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet worden.

Für die Entwicklung eines neuen Mikroskops ist ein Forscherteam aus Thüringen mit dem Deutschen Zukunftspreis 2022 ausgezeichnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh die renommierte Auszeichnung am Mittwochabend in Berlin an die Physiker Thomas Kalkbrenner, Ralf Wolleschensky und Jörg Siebenmorgen. Sie entwickelten die Mikroskop-Technik bei Carl Zeiss Microscopy in Jena.

Bei der bisherigen Fluoreszenzmikroskopie wird eine mit Biomarker präparierte Probe - Zellen oder Mikroorganismen - mit Laserlicht bestrahlt. Das Licht regt die Biomarker-Moleküle zum Leuchten an, sichtbar werden biologische Vorgänge. Das Problem dabei: Das Laserlicht kann Proben beeinflussen oder schädigen. Das von den Forschern entwickelte Mikroskop soll das verhindern.

Das Laserlicht wird so zielgenau gebündelt, dass immer nur ein winziger Teil der Zelle dem Laser ausgesetzt ist. Die Strahlenbelastung für die gesamte Zelle sinkt damit erheblich.

Neue Möglichkeit zur Beobachtung von lebenden Zellen

Das schonende Verfahren und eine hohe Bildauflösung ermöglichen laut den Entwicklern neue Möglichkeiten für eine langdauernde Beobachtung lebender Zellen über Minuten oder Stunden. "Nur wenn wir die Prozesse beobachten können, können wir sie auch verstehen", sagte Kalkbrenner zu Beginn der Preisverleihung.

Das Verfahren sei eine große Chance für die Grundlagenforschung an lebenden Zellen und zum anderen für Erkenntnis in der Medizin wichtig. So konnten Forschende mit der neuen Mikroskopietechnik verfolgen, wie in Malaria-Parasit in eine lebende Blutzelle eindringt und verschiedene Schritte des Parasitenkreislaufs untersuchen. So konnten sie herausfinden, dass durch das Ausschalten bestimmter Proteine der parasitäre Kreislauf unterbrochen werden könnte.

Zukunftspreis mit 250.000 Euro dotiert

Der Deutsche Zukunftspreis ist mit 250.000 Euro dotiert und eine Auszeichnung für Technik und Innovation. Die Marktreife ist eine Voraussetzung für den Preis.

Die Nominierten stehen in einer Reihe nebeneinander. Im Hinter- und Vordergrund ist jeweils ein Periodensystem der Elemente zu sehen sowie Elementproben, die in durchsichtigen Blöcken eingefasst sind.
Diese drei Teams waren für den Deutschen Zukunftspreis 2022 nominiert. Bildrechte: Deutscher Zukunftspreis

Das Gewinnerteam trat gegen zwei weitere Teams an: Eine Forschergruppe aus Baden-Württemberg ging mit einer Turbo-Ladestation für E-Autos ins Rennen. Ein Team der Brainlab AG in München und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf war für eine verbesserte Bestrahlungsmethode, die speziell bei Lungenkrebspatienten die Heilungschancen erhöhen soll, nominiert.

MDR/dpa (sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 26. Oktober 2022 | 20:00 Uhr

2 Kommentare

Maria A. am 26.10.2022

Es gibt sie doch noch - die gute Nachricht! Dazu kann man sogar kommentieren. Bloß fällt einem dazu einfach zu wenig ein... Stressfreien Wochenausklang allerseits.

Holger 1 am 26.10.2022

Ja der mdr übertrifft sich mal wieder selbst

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