Zwei Frauen in einem Garten.
Philine Bach mit ihrer Mutter Gisa. Aus Brandenburg ist Philine Bach an die Plinzmühle zurückgekehrt. Bildrechte: Philine Bach

Milda bei Jena "Spüre den Auftrag in mir": Generationenwechsel und Rückkehr in der Plinzmühle

12. März 2024, 10:44 Uhr

Die Plinzmühle in Milda hat eine neue Betreiberin: Nach dem Tod ihres Vaters Jochen Bach im Jahr 2022 übernahm Tochter Philine Bach das Familienunternehmen. Dafür ist sie extra zurück in ihr Elternhaus gezogen. Gemeinsam mit ihrer Mutter Gisa Bach leitet und gestaltet sie nun den Begegnungsort für Kunst und Kultur.

30 Jahre lang lebte Philine Bach in Brandenburg. Dort baute sie sich ein eigenes Leben auf und wurde Archäologin. Doch mit den Jahren habe sie das Gefühl gehabt, dass es Zeit für eine grundlegende Veränderung in ihrem Leben ist. Und so kehrte sie nach dem Tod ihres Vaters zurück zu ihren Wurzeln in ihr Elternhaus.

Nun will Philine Bach die Plinzmühle gemeinsam mit ihrer Mutter erhalten und weiterentwickeln. Aktuell erneuern sie den Eingangsbereich des Hauses und räumen den Garten auf. "Wir nennen es immer das Tun und Sein in Plinz, was wir hier machen." sagt sie dazu.

Wir nennen es immer das Tun und Sein in Plinz, was wir hier machen.

Philine Bach


Doch so ganz aus Brandenburg verschwunden ist die gelernte Archäologin noch nicht. Denn ihren Beruf konnte sie nicht von heute auf morgen an den Nagel hängen. Von den letzten Ausgrabungen stehen noch einige Aufarbeitungen an.

Von der Architektur zur Kunst: Das Ehepaar: Jochen und Gisa Bach

Ihre Eltern, Jochen und Gisa Bach, waren beide in einer Großstadt aufgewachsen: Jochen in Markkleeberg bei Leipzig und Gisa in Berlin. Später hatten sie gemeinsam mit ihren Pferden in Weimar gelebt. 1972 suchten die beiden Architektur-Studenten einen Platz zum Leben für sich und ihre Pferde. Durch eine Zeitungsannonce stießen sie dabei auf die Plinzmühle in Milda.

Ein Ehepaar in einem Garten.
1972 kamen die Architekturstudenten Jochen und Gisa Bach zur Plinzmühle und blieben viele Jahre. Bildrechte: Philine Bach

"Und sie kamen hierher und wussten: Das ist es! Hier wollen sie bleiben", erzählt Tochter Philine Bach freudestrahlend. Jochen und Gisa Bach kauften das Grundstück in Milda - im Gebiet zwischen Jena, Kahla und Blankenhain. Wie Architekten so sind, begannen sie sofort damit, Wände einzureißen und zu bauen. Doch sie waren nicht alleine. Mit ihnen kamen auch Schafe, Enten, Gänse, Hühner, Schweine, Katzen und ein großer Hund. Später bekamen die beiden zwei Kinder: Joscha und Philine. Beide sind in der Plinzmühle groß geworden.

Und sie kamen hierher und wussten: Das ist es!

Philine Bach

Für ihre Eltern, so Philine Bach, sei es sehr wichtig gewesen, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Und genau das konnten sie in der Plinzmühle. Denn abseits vom Dorf hätten ihnen niemand gesagt, wann sie ihre Fenster putzen oder wann sie die Straße kehren müssen.

Getöpferte Figuren stehen in einem Garten.
Kunst im freiläufigen Garten der Mühle. Bildrechte: MDR/Danielle Haupt

Beide blieben aber nicht lange nur Architekten. Jochen entschied sich dazu, Künstler zu werden. Er arbeitete von Zuhause aus und malte Bilder. Gisa hingegen begeisterte sich für das Töpfern. Von ihrer Arbeit konnten beide zu DDR-Zeiten gut leben. Währenddessen besuchte Jochen immer häufiger Galerien und versuchte, dort auszustellen.

Bilder stehen vor einer Wand.
In der Mühle stehen noch die Bilder von Jochen Bach. Bildrechte: MDR/Danielle Haupt

In Plinzmühle eigene Galerie und Stammpublikum aufgebaut

Da er eine eher introvertierte Persönlichkeit gewesen sei, so seine Tochter, wollte er aber nicht im Rampenlicht stehen. Deshalb habe er sich nach der Wende dazu entschieden, die Plinzmühle umzubauen und darin seine eigene Galerie aufzubauen: die "Kleine Galerie Plinz". Seitdem hat der Künstler immer neue Werke von sich ausgestellt. Die Kulturarena in Jena hat ihn dazu inspiriert, auch in der Plinzmühle Kulturveranstaltungen anzubieten.

Er hat sich seine Kultur sozusagen zu sich geholt.

Philine Bach

Dabei hat er stets die Künstler eingeladen, die er selbst mochte. "Er hat sich seine Kultur sozusagen zu sich geholt", sagt Philine Bach mit einem Lächeln auf den Lippen. Das habe so gut geklappt, dass der Künstler alle drei Wochen eine regelmäßige Kulturveranstaltung anbieten konnte. Viele Menschen seien gekommen. Es habe sogar ein kleines Stammpublikum gegeben. Gemeinsam hätten sie die Bilder des Künstlers betrachtet und auch gekauft. Jochen Bach konnte von seiner Kunst leben, was nicht viele Künstler von sich behaupten können.

Nach rund 50 Jahren in der Plinzmühle starb der Künstler Jochen Bach Ende 2022. Viele hatten Angst, dass dieser Ort mit ihm zusammen verloren geht. Doch seine Familie beschloss, den Ort weiterzuführen und weiterzuentwickeln.

Ein Mann steht in einem Garten.
Jochen Bach in seinem Garten. Bildrechte: Philine Bach

Skulpturengarten inzwischen bekannter als Kunstgalerie

Da es Jochen Bach nicht gereicht hatte, die Kulturveranstaltungen nur drinnen anzubieten, baute er im Außenbereich eine Kulturbühne. Mit der Zeit entstand um die Bühne herum ein Skulpturengarten: der "Garten der Stille". Jahr für Jahr seien neue Elemente dazugekommen, berichtet Philine Bach. Jede seiner Skulpturengruppen erzählt eine eigene kleine Geschichte. Mittlerweile ist der Skulpturengarten bekannter als die Galerie.

Obwohl der Garten "Garten der Stille" heißt, ist es dort gar nicht so still. Die Bäume rascheln, die Vögel singen und die beiden Bäche, die den Garten umgeben, plätschern vor sich hin. Den Namen hat der Garten von Jochen Bach erhalten. Er selbst mochte die Stille. Deshalb hat er dem Garten den Namen "Garten der Stille" gegeben - in der Hoffnung, die Besucher mögen sich auch dementsprechend verhalten.

In der Plinzmühle hängen zahlreiche Kunstwerke von Jochen Bach. Sie sind so vielseitig wie der Künstler selbst. Seine ersten Bilder stammen aus den 1960er- bzw. 1970er-Jahren. Jochen sei ein Nachtmensch gewesen, so seine Tochter. Fast jede Nacht habe er in seinem Atelier gemalt, von Landschaften über Stillleben bis hin zu abstrakten Bildern. In den vergangenen zehn Jahren malte er dabei vor allem stilisierte Gesichter, die sogenannten "Behüteten".  Diese Kunstwerke zeigen eine oder zwei Personen, oftmals Frauen. Sie alle tragen verschiedene Kopfbedeckungen, meistens Hüte, weshalb der Künstler ihnen den Namen "die Behüteten" gegeben hat.

Getöpferte Figuren stehen in einem Garten.
Von Jochen Bach geschaffene Skulpturen finden sich überall bei der Plinzmühle. Bildrechte: MDR/Danielle Haupt

Plinzmühle: Ein Ort mit Geschichte

Plinz ist ein geschichtsträchtiger Ort. Die Plinzmühle als Mühlenstandort gibt es schon seit dem Mittelalter. Neben der Plinzmühle gab es in diesem Tal aber noch andere Mühlen, die sogenannten Rückersmühlen. Dazu zählten die Untermühle, die Ober- und Schlagmühle sowie die Glücksmühle. Seit den 60er-Jahren ist die Plinzmühle schon nicht mehr in Betrieb. Der kleine Mildaer Ortsteil Plinz an der Plinzmühle gehörte früher einer Familie. Zwei Wohnhäuser wurden zu dieser Zeit unter den Schwestern der Familie aufgeteilt. Jochen und Gisa Bach kauften dann die Mühle von einer der Schwestern. Seitdem leben beide Familien friedlich und freundschaftlich zusammen.

Ich spüre den Auftrag in mir, diesen Ort zu erhalten für die nächste Generation.

Philine Bach

"Plinz wird es auch nach uns noch geben. Ich spüre den Auftrag in mir, diesen Ort zu erhalten für die nächste Generation", erzählt Philine Bach. Für sie ist der Gedanke tröstlich, dass es diesen Ort gibt und dass er bestand hat.

Für Philine Bach ist die Plinzmühle ihr Heimatort. Sie und ihr Bruder sind dort groß geworden. Beide hätten hier eine schöne Kindheit gehabt. Auch wenn der Ort etwas abseits liegt - einsam hätten sie sich nie gefühlt, erzählt sie. Im Gegenteil, sie hätten die Ruhe genossen.

Während der Saison sei es aber nur selten komplett ruhig gewesen. Denn zwischen April und November zog es viele Besucher nach Plinz. Täglich waren es zwischen 20 und 200. Während dieser Zeit seien tolle Gespräche und gute Freundschaften entstanden.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Nachmittag | 17. März 2024 | 13:00 Uhr

1 Kommentar

Atze71 vor 6 Wochen

Toller Ort. Immer ein Besuch wert.
Schön das es dort weitergeht.

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