Lichter leuchten auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt.
Der Erfurter Weihnachtsmarkt ist der größte in ganz Thüringen. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Advent Weihnachtsmärkte in Thüringen: Glühwein-Preise, knappes Personal und teure Musik

23. November 2023, 08:51 Uhr

Glühwein und Waffeln, Schnitzereien und Kerzen - die Weihnachtsmärkte in Thüringen locken wieder mit Wintergenüssen und Kunsthandwerk. Vielen Veranstaltern machen im Jahr 2023 steigende Stromkosten und Personal-Knappheit zu schaffen. Das hat eine Umfrage von MDR THÜRINGEN in verschiedenen Städten ergeben. Diese gehen ganz unterschiedlich damit um. Deshalb wird der Glühwein auch nicht überall teurer.

Glühwein auf Weihnachtsmärkten für drei bis vier Euro

Zwischen drei und vier Euro pro Becher - das kostet der Glühwein in diesem Jahr auf den meisten Thüringer Weihnachtsmärkten. In Zeulenroda sind es im günstigsten Fall sogar nur 2,50 Euro. Unverändert drei Euro verlangen beispielsweise die Anbieter in Bad Blankenburg. In Heiligenstadt kostet die Tasse ebenfalls ab drei Euro. Auf dem ganzen Markt gibt es dort nach Angaben der Stadt mit der "königlichen Glühweintasse" auch ein einheitliches Pfandsystem. In Mühlhausen ist auch ein neues Pfandsystem geplant. In Schleiz denkt man zwar über ein solches System nach - hat es bisher aber noch nicht umgesetzt. Die Preise legen die Händler in Schleiz selbst fest - genauso wie in Königsee im Kreis Saalfeld-Rudolstadt.

Zwei Tassen Glühwein
Die meisten Preise für Glühwein auf Thüringer Weihnachtsmärkten liegen zwischen 2,50 Euro und vier Euro. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Auf dem Eisenacher Marktplatz sind pro Glühwein 3,50 Euro fällig. Damit wird auch der Inflation ein Schnippchen geschlagen, denn der Preis hat sich seit fünf Jahren nicht erhöht. In Nordhausen kostet ein Glühwein zwischen drei und 3,50 Euro, je nach Sorte. Dazu kommen noch einmal drei Euro Pfand für den Becher. In Suhl, Jena und Erfurt ist es etwas teurer - hier werden in der Regel vier Euro fällig. Auch die Stadt Saalfeld geht von durchschnittlich vier Euro pro Glühwein aus.

Höhere Stromkosten für Standbetreiber

Müll, Wasser, Strom: Vieles ist in den vergangenen Monaten teurer geworden. Auch die Weihnachtsmärkte bleiben davon nicht verschont. So reicht die Stadt Weimar nach eigenen Angaben die höheren Stromkosten an die Standbetreiber weiter. Ein Sprecher der Stadt Saalfeld teilte mit, die deutlich gestiegenen Betriebskosten würden zumindest teilweise auf die Händler umgelegt. Neben Strom betrifft das Müllgebühren oder Ausgaben für Sicherheitspersonal. In Schleiz bezahlen die Standbetreiber für den Strom eine Pauschale an die Stadt. Von der Stadtverwaltung hieß es, die deutlichen Mehrkosten würden von der Stadt selbst getragen.

Dagegen bewegen sich die Energiekosten nach Angaben der Stadt Sömmerda im Rahmen und ändern sich nicht wesentlich. Auch Jena, Nordhausen und Heiligenstadt teilten mit, es gebe keine Befürchtungen wegen zu stark gestiegener Preise. Ein Sprecher aus Suhl erklärte, die Stadt habe keinen genauen Überblick, weil die Händler selbst Verträge mit den Stromlieferanten abschließen. Die reinen Standgebühren bleiben in vielen Städten gleich - so in Suhl, Heiligenstadt oder Neustadt/Orla.

Suche nach Kunsthandwerk in Thüringen

Im Wesentlichen bleibt das Angebot in diesem Jahr gleich - ganz egal, ob es sich um den landesweit größten Markt in Erfurt handelt oder um einen klitzekleinen wie in Sitzendorf (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt), der am 9. Dezember stattfindet und nur vier Stunden dauert. Bei der Stadt Schleiz freut man sich, dass die Zahl der Stände von 22 auf 29 in diesem Jahr gestiegen ist: "Der Neumarkt ist von ganz vorne bis ganz hinten voll und wir könnten keinen einzigen Stand mehr unterbringen", heißt es aus dem Rathaus. In Jena sind es mehr Stände als vergangenes Jahr, aber noch weniger als vor Corona.

Ein Problem ist in vielen Städten, genügend Kunsthandwerker zu finden, unter anderem in Heiligenstadt. Auch Neustadt/Orla beklagt einen Rückgang von Händlern mit Kunsthandwerk und traditionell weihnachtlichem Sortiment. Deshalb liegt hier der Schwerpunkt auf dem gastronomischen Angebot. Der private Betreiber des Gothaer Weihnachtsmarkts sieht ebenfalls Probleme, Kunsthandwerker in eine kleinere Stadt zu bekommen. Als Lösung bietet er einen Kunsthandwerkermarkt nur an den Wochenenden an und verlangt nach eigenen Angaben für Künstler und die Händler von Kunsthandwerk keine Standgebühren.

Glasbläser Olaf Tappert 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
3 min

Reporter Marc Neblung hat im Ilm-Kreis ein echtes Thüringer Original getroffen. Olaf Tappert ist Glasbläser aus Gehren und kann mit seinem Werkstoff regelrecht zaubern.

So 14.03.2021 19:32Uhr 02:56 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/ilmenau-ilmkreis/video-500510.html

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Gutes Personal für Weihnachtsmarktstände ist knapp 

Die großen Weihnachtsmärkte in Thüringen dauern vier Wochen und länger - da ist es für die Händler manchmal schwer, genug Personal zu finden. In Saalfeld etwa hat ein Händler abgesagt und als Grund dafür ausschließlich Personalmangel angegeben. In Schleiz heißt es, die Händler müssten auf jeden Fall früher und besser planen, dann funktioniere es. Die Stadt Sömmerda teilte mit, dass ausreichend Personal organisiert wurde - ebenso in Zeulenroda-Triebes. Nach Angaben aus Jena ist es grundsätzlich schwierig, für vier Wochen Weihnachtsmarkt gutes Personal zu finden. Akute Probleme der Standbetreiber seien aber nicht bekannt. Auch in Schmalkalden wird es nach Angaben der Stadt immer schwieriger, Händler, die es schaffen, über die gesamte Zeit Personal vorzuhalten.

Unter anderem in Nordhausen und in Weimar gibt es eine Wechselhütte: Hier wechseln die Händler und damit das Angebot immer wieder. Das macht es für die Besucher interessanter - und die Händler können auch dann am Weihnachtsmarkt teilnehmen, wenn sie nicht für die ganze Dauer genug Personal finden. In Nordhausen können auch Vereine die Wechselhütte nutzen.

Teure Gebühren für Weihnachtsmusik

Für viele Besucher gehört zum Bummel über den Weihnachtsmarkt auch die entsprechende Musik - von "Stille Nacht" bis "Last Christmas". Auch das treibt so manchem Veranstalter aber Sorgenfalten auf die Stirn. Denn wenn bei öffentlichen Veranstaltungen Musik gespielt wird, werden dafür Gebühren fällig. Das Geld muss an die Verwertungsgesellschaft Gema gezahlt werden, die es dann an die Künstler weiterleitet. Die Gebühren richten sich unter anderem nach der Zahl der Besucher und der Größe des Markts. Viele Städte müssen seit diesem Jahr deutlich mehr bezahlen. Im Suhler Rathaus spricht man von einem "Hammer".

Auch in Saalfeld findet man deutliche Worte. Hier wären 12.000 Euro an Musikgebühren fällig - das könne man sich nicht leisten. Deshalb wird der Markt nicht zentral mit Musik beschallt. Einen ähnlichen Schritt geht Weimar. Nach Angaben aus dem Rathaus sind die Gebühren "um ein Vielfaches gestiegen". Deshalb müsse künftig jeder Standbetreiber selbst entscheiden, ob er bei sich Musik spielt und das dann entsprechend bei der Gema anmeldet.

In Sömmerda heißt es, die Gebühren seien leicht gestiegen, weil das Rahmenprogramm erweitert wurde. Problematisch sei das aber nicht. Auch in Jena gibt es nur einen moderaten Anstieg. Gotha und Nordhausen gehen einen anderen Weg. Sie spielen nur noch Gema-freie Musik - also klassische Werke oder Volkslieder, für die keine Gebühren fällig werden. Bad Blankenburg spielt wegen der hohen Kosten zur Adventsmeile gar keine Musik. 

Extras für die Besucher: Glühwein-Pyramide und Mitternachtsmarkt

Neben den Hütten und Ständen gibt es bei den meisten Weihnachtsmärkten in Thüringen große und kleine Extras. Ein paar Beispiele: In Nordhausen steht in diesem Jahr zum ersten Mal eine große Glühwein-Pyramide. In Neustadt/Orla öffnet im Stadtmuseum die Advents-Druckerei. In Saalfeld bereiten die Vereine jeden Tag die Spezialität "Detscher" frisch zu. Und der Weihnachtsmarkt in Zeulenroda hat eine tägliche Weihnachtsmann-Sprechstunde, die Turmbläser zu Gast - und freitags und samstags bis Mitternacht und damit besonders lange geöffnet.

MDR (ost/mw)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 22. November 2023 | 17:10 Uhr

32 Kommentare

Matthi vor 22 Wochen

Natürlich ist alles teurer geworden, was natürlich die Standbetreiber weitergeben. Kein Standbetreiber stellt sich auf dem Weihnachtsmarkt wenn untern Strich nichts rumkommt. Zu der GEMA Gebühren Erhöhung wird sich aufgeregt auf der anderen Seite GEZ Erhöhungen werden von den Ländern ohne große Diskussion beschlossen. Wenn die GEMA Gebühren sich unteranderen nach den Besucherzahlen richtet, müssen die Städte wie Erfurt wo sehr sehr viele Gäste mit Busen usw. kommen eben mehr Zahlen.

Ilse vor 22 Wochen

martin

Sie scheinen näher an der Realität, als ein Bürohengst.

Es gibt eben Geschäftsbereiche, die real gar nicht ohne Selbstausbeutung funktionieren können u. u.U. nur oder zeitweise mit Schwarzarbeit u.o. Betrug sich am Leben erhalten können, abhängig vom Tagesgeschäft oder man macht eben dicht.

martin vor 22 Wochen

@ilse: Tja, auch in der Gastronomie wird es "ein gewisses Umdenken" bei einigen Anbietern geben (müssen). Wer kein Küchen- oder Servicepersonal bekommt, weil seine Arbeitsbedingungen nicht stimmen, muss die Bude abschließen oder seine Arbeitsbedingungen (dazu zählt nicht nur der theoretische Stundenlohn) der Marktlage anpassen.

Und ja, in gewissen Konstellationen haben sowohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer "Interesse" an Schwarzarbeit. Aber darum dürfte es in diesem Beitrag ja eher nicht gehen.

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