"Unhaltbare Zustände" Streit um Betriebsklima im Hotel auf der Wartburg
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01. Februar 2022, 19:51 Uhr
Beim Hotel auf der Wartburg gibt es Kritik am Führungsstil. Die Gewerkschaft NGG wirft der Leitung vor, Angestellte einzuschüchtern und die Arbeit des Betriebsrats zu behindern. Die Hotelgruppe wies die Vorwürfe zurück.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten prangert "unhaltbare Zustände" im Fünf-Sterne-Hotel auf der Wartburg an. In einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung heißt es, Beschäftigte des renommierten Hotels würden eingeschüchtert, die Arbeit des Betriebsrates torpediert. Mitglieder des Betriebsrates würden gezielt gemobbt.
Was dort abgeht, ist mir als Gewerkschaftssekretär noch nie untergekommen.
Der Geschäftsführer der NGG-Region Thüringen, Jens Löbel, sagte, Vergleichbares habe er noch nie erlebt. "Was dort abgeht, ist mir als Gewerkschaftssekretär noch nie untergekommen." Im Haus herrsche ein "Klima der Angst und Resignation", und das sei schon lange vor Beginn der Corona-Pandemie so gewesen. Das Hotel gehört zur Arcona Hotel & Resorts Gruppe.
Gewerkschaft: Regelmäßig werden Arbeitnehmerrechte missachtet
Laut Gewerkschaft verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen seit dem Weggang des langjährigen Direktors 2019 massiv. Regelmäßig werden laut NGG Arbeitnehmer- und Mitbestimmungsrechte missachtet. Aktuell versuchten die Geschäftsführer, den Betriebsrat "mundtot" zu machen, etwa bei der Frage fristloser Kündigungen.
Betriebsrat und Beschäftigte haben nach Aussage des Gewerkschafters schon mehrfach um Hilfe gebeten. So soll die Betriebsleitung nicht nur aggressiv aufgetreten sein, sondern mehrfach auch arbeitsunfähig geschriebene Mitarbeiter zuhause aufgesucht haben. Das sei rechtswidrig, so Löbel. Aufforderungen des Betriebsrates, das Verhalten zu ändern, hatten laut Löbel nur sehr kurzzeitig Erfolg.
Die Betriebsräte konnten aus unserer Sicht ihre Tätigkeit stets und ohne Behinderung durchführen.
Die Arcona-Hotelgruppe wies die Gewerkschaftskritik am Betriebsklima im Hotel auf der Wartburg als überzogen zurück. Man führe laufend Gespräche mit dem Betriebsrat und sei immer offen für einen zielführenden Dialog, so Geschäftsführer Alexander Winter. Auch er wünsche sich einen konstruktiveren Umgang miteinander. "Die Betriebsräte konnten aus unserer Sicht ihre Tätigkeit stets und ohne Behinderung durchführen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Betriebsratschef fristlos gekündigt
Dem Betriebsrats-Chef wurde im vergangenen Jahr fristlos gekündigt - aus fadenscheinigen Gründen, so die Gewerkschaft. Das Hotel auf der Wartburg hat 55 Beschäftigte und ist eines von zwei Fünf-Sterne-Häusern in Thüringen.
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. Februar 2022 | 19:00 Uhr
Matthi am 02.02.2022
Da hat die Hotelleitung auf der Wartburg ganze Arbeit geleistet, noch schlechtere Werbung fürs Hotel kann man nicht machen. Den Mitarbeitern kann ich nur Empfehlen sucht euch einen besseren Arbeitgeber und die Rostocker Betreiber Firma sollte nachdenken ob der Hoteldirektor der richtige auf dem Posten ist. Ich für meinen Teil werde solche Zustände nicht unterstützen und dem Hotel fernbleiben. Es gibt genug andere Hotels in Thüringen die ihre Mitarbeiter Fair behandeln.
Sozialberuflerin am 02.02.2022
Mir ist nicht ganz klar, warum das in den Medien thematisiert werden muss!
Sollten die Anschuldigungen stimmen, hat keiner der 55 Angestellten einen fähigen Anwalt, der da die Rechtslage für den betreffenden Mitarbeiter bearbeitet, verdeitigt und wieder herstellt?
Es gibt den Weg, über den Betrieberat hinaus, wenn dieser seine Aufgabe nicht ernst oder wahr nimmt!
Wenn diese " unhaltbarren Zustände" schon so lange dort herrschen, ist mir unverständlich, wieso es solange möglich ist?
Angst um den Job? Im Gastgewerbe? Echt jetzt?
Sind die Anschuldigungen berechtigt, sollte in jedem Fall dagegen vorgegangen werden
Aber vielleicht sollten auch andere Umstände, die das erst ermöglichen, auch geprüft werden
Liest sich für mich ein bissel einseitig, der Bericht!
tinatrallala am 02.02.2022
Auch und gerade in Thüringen ist es leider übliche Praxis der Arbeitgeber die Angestellten zu demütigen. Das beginnt bei der schlechten Entlohnung und endet bei der Menschlichkeit. Die Angst, welche uns über Generationen an trainiert wurde ist nicht zu unterschätzen. Auch Werte wie Pflichtgefühl und Zuverlässigkeit sind schwer auszutreiben. Von großen Unternehmen und im öffentlichen Dienst wird besonders gern davon Gebrauch gemacht, die Arbeitnehmer in den "neuen Bundesländern" auszupressen und immer nur zu fordern. Vom Nehmen wird man ja auch nicht ärmer. Betriebs- und Personalräte bestehen gern aus mausgrauen, recht stillen Leuten die mit verschränkten Armen auf den Boden schauen...