Gäste an einer Bar
Die ehrenamtlichen Wirte zapfen ein Bier nach dem anderen und führen Buch auf den Deckeln. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

Bürger gegen Kneipensterben Wie ehrenamtliches Engagement in Wechmar ein Wirtshaus rettet

26. Oktober 2024, 13:11 Uhr

Mit der zweiten Coronawelle 2021 wurde die letzte Dorfkneipe in Wechmar geschlossen. Kurz danach wurde die Idee geboren, den "Goldenen Löwen" in die eigene Hand zu nehmen. Viele machen mit, inzwischen gab es schon 21 Kneipenabende, immer am letzten Freitag im Monat.

Die Kneipe ist kaum eine Dreiviertelstunde geöffnet, da sitzen schon rund 30 Leute an den Tischen. Es ist laut, fast jeder Tisch ist im "Goldenden Löwen" besetzt. Familien, Nachbarn, Freunde sitzen auf einfachen Holzstühlen an einfachen Holztischen. Sie spielen Karten oder reden einfach miteinander. Denn es ist Freitagabend, die Woche ist rum.

Männer sitzen an einem Tisch.
Im Löwen treffen jetzt wieder Generationen aufeinander. Das finden alle schön, die herkommen. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

Es gibt immer viel zu erzählen. Um 20 Uhr kommen sechs junge Männer in die Gaststube, klopfen auf jeden Tisch. Das ist schon immer im Dorf der Kneipengruß.

Und sie bekommen von jedem einen Klopfer zurück, man schaut sich ins Gesicht und sagt sich freundlich "Guten Abend". Dann setzen sich die Männer und essen erstmal eine Bockwurst. Es gibt auch Leberkäse, steht mit Kreide auf der Tafel links neben dem Küchen-Eingang.

Idee gegen das Kneipensterben

"Wir halten es einfach mit dem Essen", sagt Mitorganisator Jörg Faulstich von der Interessengemeinschaft "Kneipenabend Wechmar". "Essen ist nicht wichtig. Sich wieder treffen, miteinander reden, streiten, lachen, Bierchen trinken."

Eine Frau lacht in die Kamera.
Nicole Hartrumpf kümmert sich ehrenamtlich um den Tresen. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

Mit der zweiten Coronawelle 2021 machte auch die letzte Dorfkneipe in Wechmar zu. Im Januar 2022 hatten der Präsident des FSV-Eintracht Wechmar, Jörg Faulstich, und seine Freunde die Idee, den "Goldenen Löwen" in die eigene Hand zu nehmen.

Sie gründen die IG, gingen beim ersten Mal in Vorkasse und verkauften genug, um den Kneipenabend zu wiederholen. Mittlerweile lief schon der 21., immer am letzten Freitag im Monat.

Und sie helfen alle - ob in der Küche, am Tresen oder als Bedienung. Neben Jörg auch Mandy und Nicole. Je nachdem, wer eingeteilt wurde.

Es gibt Helles und Pils vom Fass, Weizen und alkoholfreies Bier in der Flasche. Cola, Limo und Wasser und natürlich wandern auch die Schnapsrunden durch die Kneipe, serviert auf einem silbernen Tablett aus den 1980er-Jahren.

Gemeinschaftsprojekt kommt gut an im Ort

Aufgeschrieben wird auf Bierdeckeln, gezählt später in bar. Oder vielleicht morgen, jeder kennt jeden in Wechmar. So ist das im Dorf - überall.

eine Bockwurst mit Send auf einem Pappteller
Beim Blick auf die Karte merkt man schnell, dass man nicht in einer gewinnorientierten Kneipe sitzt. Bildrechte: MDR/Adi Rückewold

Das Gebäude gehört der Gemeinde. Und die ist froh, dass wieder Leben in den Löwen einkehrt. Am Tresen und auf den gut 80 Plätzen wird es mittlerweile immer lauter, unterhalten kann man sich nur noch nah am Ohr. Und es kehrt zurück, was im "Löwen" lange nicht mehr präsent war: Freude und Gemeinschaft.

Die Bürger von Wechmar öffnen ihre Kneipe übrigens das nächste Mal wieder am 29. November - ab 19 Uhr.

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Bildrechte: MDR JUMP
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MDR JUMP Mo 23.09.2024 17:00Uhr 00:45 min

https://www.mdrjump.de/channel/greiner-wahnsinn/video-kneipe-ohne-alkohol-100.html

Rechte: MDR JUMP

Video
Zwei Frauen undd zwei Männer stehen in einer Küche hinter einem Tisch mit angericchteten Speisen. 30 min
Bildrechte: MDR / Heike Opitz

MDR (gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 25. Oktober 2024 | 06:50 Uhr

1 Kommentar

Thomas S. vor 6 Wochen

Das find ich richtig gut. Die wichtigste Frage in Deutschland, die so großartige Projekte immer kaputt macht ist: Wie hält’s du’s mit dem Finanzamt, der Berufsgenossenschaft, dem Zoll, der Hygiene, etc? Ohne solche Fragen gäb es gewiss mehr gesunde dörfliche Geselligkeit, die Millionen für hoch wissenschaftliche Demokratieprojekte sparen könnte.

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