Gestürzt Lenindenkmäler: Vom Sockel auf den Müll

25. Juni 2020, 05:00 Uhr

Einst thronte Lenin auf hohen Sockeln in allen Ostblockstaaten. Inzwischen sucht man den Sowjetführer in Osteuropa und hierzulande beinahe überall vergebens. Die Kolosse wurden mit viel Phantasie entsorgt.

Früher standen sie in jeder Stadt des sozialistischen Ostblocks prominent auf den größten Plätzen - Statuen, die den Anführer der "Großen sozialistischen Oktoberrevolution" Wladimir Ilyitsch Lenin verewigten. Heute muss man schon größere Anstrengungen unternehmen, um eine von ihnen zu Gesicht zu bekommen. So können vor der Küste der Halbinsel Tarchankut im Westen der Krim nur Taucher die Statuen Lenins und rund 50 anderer sozialistischer Persönlichkeiten besuchen. Die "Allee der Führer" wurde 1992 von dem ukrainischen Taucher Wladimir Brumenski in einer Tiefe von 13 Metern unter Wasser errichtet. In Merseburg, in Sachsen-Anhalt, stand bis 1991 ein 17 Tonnen schweres Lenin-Denkmal im Stadtzentrum am Gotthardteich. Nachdem es mehrere Jahre in einem Hangar gelagert wurde, verkaufte die Stadt es 1997 an ein Spa-Hotel in den Niederlanden, wo man es heute noch im Garten des Hotels bewundern kann.

Nördlichstes Denkmal steht auf Spitzbergen

Noch weiter muss man fahren, um das bronzene Denkmal Lenins zu bewundern, das erst 1988 in der slowakischen Stadt Poprad aufgestellt wurde. Wenige Jahre später landete es dort auf der städtischen Müllhalde, wo der Amerikaner Lewis E. Carpenter es fand und der Stadt für 13.000 Dollar abkaufte. Eigentlich wollte er es in seiner Heimatstadt Issaquah vor einem slowakischen Restaurant aufstellen. Doch er starb 1994 bei einem Autounfall. Seine Familie fand einen neuen Platz für Lenin in einem Vorort von Seattle.

Doch es gibt auch Statuen, die unberührt von allen Wirrungen der Weltgeschichte einfach stehen bleiben. Das Denkmal auf der norwegischen Insel Spitzbergen ist die wohl nördlichste Leninstatue der Welt und wacht dort über die kleine sowjetische Enklave Barentsburg. Seit 1920 förderte die Sowjetunion, heute Russland, mit norwegischer Erlaubnis hier Kohle.

Ein besonders prächtiges Exemplar einer Lenin-Statue wurde 1970 auf dem Leninplatz in Berlin enthüllt. Doch nach dem politischen Umbruch in der DDR wollte man das 19 Meter hohe Denkmal aus ukrainischen Granit nicht mehr. Was war da naheliegender, als den Koloss einfach im märkischen Sand zu vergraben. Der Kopf der Statue jedoch ist 2015 zurückgekehrt. Er wurde wieder ausgegraben und ist seitdem in der Spandauer Zitadelle ausgestellt.

Dieses Thema im Programm: Exakt | 24. Juni 2020 | 20:15 Uhr

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