Ostern im Osten Wasserschlacht als Balzritual in Polen

Das polnische Osterfest ist sehr religiös geprägt, da 95 Prozent der Polen römisch-katholischen Glaubens sind. Am Ostersamstag füllen die Familien einen kleinen Korb mit "Święconki", symbolhaften Osterspeisen: bemalten Eiern, Brot, einem Osterlamm aus Schokolade, Teig oder Butter, außerdem Salz, Wurst und Meerrettich.

Ein Priester segnet Lebensmittel in einer Kirche am Karsamstag.
Segnung der Osterkörbchen Bildrechte: imago/newspix

Die Körbchen, auch "Koszyk" genannt, werden mit Immergrün, Schleifen und Spitzendeckchen geschmückt. Am Ostersamstag tragen die Familien sie in die Kirche und lassen sie vom Priester segnen und mit Weihwasser besprengen. Die geweihten Speisen aus diesen Körbchen spielen eine zentrale Rolle beim opulenten Frühstück, mit dem am Ostersonntag die 40-tägige Fastenzeit gebrochen wird. Man verzehrt sie gemeinsam zu Beginn des Gastmahls und wünscht sich alles Gute.

Der "nasse Montag"

Am Ostermontag steht ein anderer Brauch im Mittelpunkt. Dann ist nämlich "Śmigus-Dyngus". Junge Männer begießen junge Frauen auf der Straße mit Wasser; in den Familien begießen Kinder die Erwachsenen. Der Brauch soll nach christlicher Lesart an die Taufe des polnsichen Königs Mieszko I. im Jahre 966 erinnern, mit der Polen den christlichen Glauben annahm. In Wahrheit dürften aber eher heidnische Rituale für "Śmigus-Dyngus" Pate gestanden haben: die symbolische Reinigung zu Frühlingsbeginn.

Jugndliche bespritzen ein Mädchen mit Wasser
Der "Nasse Montag" hat in Polen Tradition Bildrechte: imago/ITAR-TASS

Das ursprünglich maßvolle Bespritzen ist mittlerweile vielerorts ausgeartet und einer regelrechten "Wasserschlacht" gewichen, da Jugendliche mit Wasserpistolen, Wassereimern oder Wasserbomben bewaffnet am "nassen Montag" auf Opferjagd gehen. Dabei hat das Ritual durchaus "Balzcharakter", denn je hübscher ein Mädchen ist, desto begehrenswerter ist es aus sicht der jungen Männer. Das Durchnässtwerden bis auf die Knochen gefällt allerdings nicht allen Frauen. Viele schließen sich am Ostermontag in ihren Wohnungen ein, um nicht auf der Straße plötzlich von einem Eimer Wasser überrascht zu werden. Der Ostermontag ist in Polen regelmäßig auch der Tag mit dem höchsten Wasserverbrauch im ganzen Jahr.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR um 4 | 22.03.2016 | 16:00 Uhr

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