Ein Taxi fährt aus Protest gegen Uber Kreise durch das Prager Stadtzentrum.
Ein Taxi hat sich aus Protest den Slogan "Stop Uber" auf sein Fahrzeug gesprüht. Bildrechte: IMAGO

Prag Taxifahrer protestieren gegen Uber

21. Februar 2018, 11:15 Uhr

Wer in dieser Woche ein Taxi in Prag ruft, könnte leer ausgehen, angesichts der tagelangen Proteste der dortigen Taxifahrer gegen den US-Fahrdienstleister Uber. Der Unmut der Taxifahrer ruft Spitzenpolitiker auf den Plan. Am Mittwoch wollen der Regierungschef und der Verkehrsminister mit den Betroffenen zusammenkommen.

Vor ein paar Tagen habe ich meine Freunde Hans und Anička besucht und für den Rückweg ein Taxi genutzt. Natürlich plauderten der Fahrer und ich über die Proteste gegen den Fahrdienstvermittler Uber, zu denen die Taxifahrer in dieser Woche täglich in der tschechischen Hauptstadt aufrufen wollen. Staus sind damit in Prag einmal mehr vorprogrammiert. Der Fahrer erzählte, wie unfair er es finde, dass er Prüfungen machen müsse, um eine Lizenz von der Prager Stadtverwaltung zu erhalten, während die Uber-Fahrer auch ohne diese Papiere Fahrgäste befördern dürften. 

Wieviel Taxi steckt in Uber?

Ist Uber mit einem Taxi vergleichbar oder nicht? Auch die tschechischen Richter sind sich nicht einig. In der zweitgrößten Stadt Tschechiens - in Brünn – sprach das Landgericht im vorigen Juni ein vorläufiges Verbot aus. Die Richter argumentierten, dass Uber ähnlich wie ein Taxi-Unternehmen arbeite, nicht aber dieselben gesetzlichen Anforderungen erfülle. Das Oberlandesgericht Olmütz hob die Entscheidung im Herbst jedoch wieder auf. So kann Uber auch in Brünn seine Dienste wieder anbieten. 

Taxiprotest in Prag
Der Protest der Taxifahrer verstopft so manche Straße in Prag. Bildrechte: Helena Šulcová

Sowohl Taxifahrer als auch Uber-Fahrer benötigen ein Führungszeugnis und ein TÜV-geprüftes Fahrzeug. Das Online-Portal Technet.cz schrieb dieser Tage, der Unterschied aber sei, dass ein Taxifahrer alle zwölf Monate eine technische Überprüfung seines Fahrzeugs benötige und mehrere Prüfungen ablegen müsse – beispielsweise über das Straßennetz der Stadt. Außerdem würde jede Tarifänderung vom Tschechischen Metrologie-Institut überprüft. Das Institut kontrolliert regelmäßig die Taxameter der Fahrer, um Manipulationen zu verhindern.

Uber ist ein US-Unternehmen. Es vermittelt in vielen Städten der Welt per App Fahrten in verschiedenen Angebots- und Preisklassen. Das Unternehmen ist vor allem für etablierte Taxiunternehmen ein unliebsamer Konkurrent.

Taxifahren - früher eine Goldgrube

Ich nutze beide Dienstleister, je nachdem wer schneller da ist. Was das Finanzielle betrifft, ist Uber günstiger. Prager Touristen werden vermutlich weiter auf Taxifahrer setzen. In der Vergangenheit wurden sie in Reiseführern immer wieder vor möglichen Betrügern gewarnt. Weit verbreitet war in den 1990er-Jahren der sogenannte Turbo-Knopf, mit dem Taxifahrer ihr Taxameter während der Fahrt manipulieren konnten, ohne dass es der Fahrgast mitbekam.

Turbo hieß er deshalb, weil er schneller lief und am Ende mehr Kilometer auf der Uhr standen, als das Taxi tatsächlich gefahren war. Aus drei Kilometern wurden bei besonders dreisten Fahrern gern mal 20. Entsprechend viel konnte so eine Fahrt einbringen. Mit Touristen, die weder die notwendigen Orts- noch Sprachkenntnisse hatten, um sich zu wehren, hatten die schwarzen Schafe der Zunft besonders leichtes Spiel.

Inzwischen hat Tschechien viel unternommen, um solchen Betrügern das Handwerk zu legen – vor allem mit Blick auf das Image seiner Hauptstadt. Aber ganz gefeit vor der Abzocke ist man auch heute nicht. Selbst eine Prag-Kennerin wie ich nicht. Für mich unvergesslich ist, wie ich vor zwei Jahren in der Nacht mit einem Taxi nach Hause wollte. Der Fahrer weigerte sich, weil ihm die zwei Kilometer Strecke zu kurz war und riet mir auch noch: "Gehen Sie zu Fuß!"

Uber soll stärker reguliert werden

Der Taxifahrer, der mich am Freitagabend von meinen Freunden nach Hause fuhr, war aber ehrlich und höflich. Er sagte, die Konkurrenz mache sich bemerkbar, er selbst habe sie schon zu spüren bekommen, denn er verdiene dadurch weniger. Ins Detail wollte er nicht gehen. Schätzungen zufolge soll auf jeden der 2.000 Taxifahrer in Prag ein Uber-Fahrer kommen. Am Mittwoch wollen sich Premierminister Andrej Babiš und Verkehrsminister Dan Ťok mit Vertretern der Taxi-Branche in Prag treffen. Die Regierung plant eine Gesetzesnovelle, mit der der Dienstleister Uber stärker reguliert werden soll. Sollten die neuen Regelungen nicht weitreichend genug sein, werden die Taxifahrer ihren Protest fortsetzen.

Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: Radio | 20.12.2017 | 11:00 Uhr

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