Vereinbarung für den Notfall Deutschland will Corona-Patienten aus Tschechien aufnehmen

16. Oktober 2020, 14:26 Uhr

Die Corona-Pandemie in Tschechien droht außer Kontrolle zu geraten. Die Zahl der Infizierten ist, auf die Einwohnerzahl bezogen, mehr als zehn Mal so hoch wie in Deutschland. Das Militär baut in Prag bereits ein Feldkrankenhaus, um die Kranken versorgen zu können. In dieser Situation hat auch Deutschland Hilfe angeboten und sich bereit erklärt, tschechische Covid-Patienten aufzunehmen.

Deutschland wird im Notfall tschechische Covid-Patienten aufnehmen. Das gab der tschechische Außenminister Tomáš Petříček bekannt. "Es handelt sich um einen Ausweichplan für den Fall, dass unser eigenes Gesundheitswesen überlastet wäre. Wir hoffen, dass es nicht nötig sein wird, möchten aber auf jedes Szenario vorbereitet sein", sagte Petříček dem Nachrichtenportal iDNES.cz. Auch die Ministerpräsidenten von Sachsen und Bayern erklärten, ihre Länder würden tschechische Patienten mit schweren Krankheitsverläufen aufnehmen.

Deutschland stellt Corona-Betten, Tschechien zahlt

Auf jurstischer Seite sei alles geregelt, sagte Tschechiens Außenminister Petříček - es gebe eine Rahmenvereinbarung und Tschechien werde die eventuellen Behandlungskosten übernehmen. Unklar sei allerdings noch, wie viele Betten Deutschland für Corona-Patienten aus Tschechien bereitstellen will. Als im Frühling, während der ersten Pandemie-Welle, ähnliche Gespräche stattfanden, war Petříček zufolge von einigen Dutzend Betten die Rede.

Premier Babiš: Katastrophale Corona-Zahlen

Dass unsere Nachbarn die Hilfe schon bald bitter nötig haben könnten, belegt ein Blick in die Corona-Statistik. Auf 100.000 Einwohner kommen in Tschechien 660,8 Covid-Infizierte - in Deutschland ist die Zahl mit 59,6 mehr als zehn Mal niedriger. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen steuert auf die 10.000 zu. Fast 85.000 Menschen kämpfen derzeit mit einer Coronavirus-Infektion, fast 3.000 von ihnen liegen in einem Krankenhaus. Ministerpräsident Andrej Babiš bezeichnete die derzeitigen Corona-Zahlen als "katastophal". Seine Regierung befürchtet, dass die regulären Kliniken bald an ihre Grenzen stoßen - das Militär wird daher in Prag ab Sonnabend ein Feldkrankenhaus mit 500 Betten errichten.

Lockdown seit Mittwoch

Wegen der grassierenden Corona-Pandemie wurde in Tschechien am Mittwoch ein neuer Lockdown verhängt. Die Schulen sind zum Fernunterricht übergegangen. Alle Sehenswürdigkeiten wie Museen, Schlösser, Kunstgalerien und Zoos bleiben geschlossen, ebenso Sporthallen, Schwimmbäder und Wellnesseinrichtungen. Gottesdienste, Sportveranstaltungen, Discos, Theatervorstellungen, Konzerte und Messen sind ebenfalls tabu.

Restaurants dürfen Speisen nur noch im Straßenverkauf oder per Lieferservice anbieten. Große Einkaufszentren bleiben vorerst geöffnet, dürfen aber höchstens zu zweit betreten werden. Außerdem müssen die Betreiber das kostenlose WLAN abschalten, um Menschenansammlungen - vor allem von Jugendlichen - zu verhindern.

Grenzen zu Tschechien bleiben vorerst offen

Die Grenzen zwischen Deutschland und Tschechien bleiben aber in beiden Richtungen geöffnet. Nach der sächsischen Corona-Verordnung dürfen tschechische Bürger für maximal 24 Stunden ohne Quarantäne in den Freistaat einreisen, Deutsche dürfen sich bis zu 48 Stunden in Tschechien aufhalten.

(baz)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. Oktober 2020 | 06:00 Uhr

Ein Angebot von

Mehr Politik in Osteuropa

Logo MDR 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 26.08.2024 | 11:13 Uhr

Die Hälfte der ukrainischen Oblasten sind nach Angaben von Ministerpräsident Denys Schmyhal am frühen Montagmorgen von Russland angegriffen worden. In Kiew brachten sich die Menschen in Schutzräumen in Sicherheit.

Mo 26.08.2024 09:02Uhr 00:39 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/video-ukraine-angriffe-russland-schutz-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Osteuropa

Nachrichten

Eine Tatra Straßenbahn steht in braunem Wasser 1 min
So ist beispielsweise die Donau in der slowakischen Hauptstadt Bratislava an vielen Stellen über die Ufer getreten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 18.09.2024 | 17:53 Uhr

Die Donau ist in der slowakischen Hauptstadt Bratislava an vielen Stellen über die Ufer getreten. Zwar zieht sich das Wasser in einigen Regionen Europas zurück, in anderen wird der Höchststand aber noch erwartet.

Mi 18.09.2024 15:24Uhr 00:35 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-hochwasser-bratislava-slowakei-hoehepunkt-donau-flut-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Ein mit einer Drohne aufgenommenes Foto zeigt die überflutete niederschlesische Kleinstadt im Südwesten Polens 1 min
Im Nordosten Tschechiens begannen am Montag schon teilweise die Aufräumarbeiten. Bildrechte: picture alliance/dpa/PAP | Maciej Kulczynski
1 min 16.09.2024 | 20:32 Uhr

Die starken Niederschläge haben auch zu schwerem Hochwasser in den Nachbarländern geführt. In Polen brach ein Staudamm und flutete eine Stadt. In Tschechien mussten 250.000 Menschen evakuiert werden.

Mo 16.09.2024 17:31Uhr 00:52 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-polen-tschechien-hochwasser-flut-aufraeumen-dammbruch-katastrophenzustand100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video