Eskalation in Nahost Wasserversorgung im südlichen Gazastreifen wieder hergestellt
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16. Oktober 2023, 00:42 Uhr
Israel hat nach eigenen Angaben die Wasserversorgung für den Süden des Gazastreifens wiederhergestellt. Diese war vorübergehend vollständig von der israelischen Regierung gesperrt gewesen. Zugleich verschiebt Israel seine Bodenoffensive gegen die Hamas. Im Grenzgebiet zum Südlibanon hat Israel einen vier Kilometer breiten Streifen zu einer Sperrzone erklärt. Die Bundeswehr flog mit drei Transportmaschinen rund 160 Menschen von Israel nach Deutschland.
- Wasserversorgung in Südgaza wieder hergestellt
- Israel verschiebt Bodenoffensive
- Israel erklärt vier Kilometer breiten Streifen an der Grenze zum Libanon zur Sperrzone
- Hilfslieferungen stauen sich an ägyptischer Grenze
- Bundeswehrmaschinen aus Israel in Wunstorf gelandet
Mögliche Grenzöffnung für ausländische Bürger in Ägypten
Der einzige Grenzübergang aus dem Gazastreifen zum Nachbarland Ägypten soll einer ägyptischen Sicherheitsquelle zufolge am Montag für die Ausreise von ausländischen Staatsangehörigen geöffnet werden. Demnach laufen dafür die Vorbereitungen. Auch die Einfuhr von humanitären Hilfslieferungen über den Grenzübergang Rafah solle ermöglicht werden, heißt es.
Der Grenzübergang ist wegen israelischer Luftangriffe derzeit geschlossen. Er ist der einzige Übergang zum Gazastreifen, der nicht von Israel kontrolliert wird.
Wasserversorgung in Südgaza wieder hergestellt
Israel hat nach eigenen Angaben die Wasserversorgung für den Süden des Gazastreifens wiederhergestellt. Die Leitungen seien wieder geöffnet. Es solle die Zivilbevölkerung dazu bringen, den Norden des Palästinensergebiets Richtung Süden zu verlassen. Zuvor hatte der nationale Sicherheitsberaters des US-Präsidialamtes, Jake Sullivan, darüber beim Fernsehsender CNN informiert.
Mehr als 600.000 Bewohner des Gazastreifens haben sich dem israelischen Militär zufolge inzwischen auf den Weg nach Süden gemacht. Die Zahl entspricht in etwa der Bevölkerung von Leipzig. Die Evakuierungen gingen weiter, teilt die Armee mit.
Israel verschiebt Bodenoffensive
Die israelische Armee hatte am Sonntag ein weiteres Zeitfenster für eine Evakuierung von Zivilisten aus dem Norden des Gazastreifens in Richtung Süden geöffnet. Es schloss um 13 Uhr.
Zu der befürchteten Bodenoffensive kam es bislang nicht. Die Nachrichtenangentur dpa berichtet unter Berufung auf Informationen der "New York Times", das israleische Militär habe die Offensive aufgrund von Wetterbedingungen und der deswegen erschwerten Sicht für Piloten und Drohnen vertagt.
Israel erklärt Grenzstreifen zum Libanon zur Sperrzone
Nach wiederholten Angriffen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz aus dem Südlibanon auf Israel hat die israelische Armee einen vier Kilometer breiten Streifen im Gebiet zur Sperrzone erklärt. Wie die israelische Armee mitteilte, ist es verboten, diese Zone zu betreten. Zivilisten, die dort wohnten, habe man angewiesen, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten.
Außerdem kündigte die Armee an, dass die Nutzung von GPS-gestützten Navigationssystemen eingeschränkt werde. Die Lage an der Grenze zum Libanon wird immer angespannter. Nach israelischen Militärangaben wurden am Sonntag neun Rakten vom Libanon aus auf Israel abgefeuert. Die Raketenabwehr habe fünf der Geschosse abgefangen. Die israelische Armee erwidere das Feuer und greife die Abschussorte im Libanon an, hieß es in der Mitteilung.
Der Iran warnt Israel unterdessen, dass bei einem weiteren Vorgehen gegen die Palästinenser eine Ausweitung des Konflikts drohe. "Wenn die zionistischen Aggressionen nicht aufhören, haben alle Parteien in der Region die Finger am Abzug", zitiert die Nachrichtenagentur Fars den iranischen Außenminister Hossein Amirabdollahian.
Hilfslieferungen stauen sich an ägyptischer Grenze
Auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel stauen sich Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Nach Angaben von Augenzeugen ist der Grenzübergang Rafah weiter geschlossen. Auf ägyptischer Seite seien Betonblockaden noch nicht geräumt worden. Eine baldige Öffnung des Grenzübergangs scheint daher unwahrscheinlich. Von israelischer Seite ist der Gazastreifen vollständig abgeriegelt und die Einfuhr von Treibstoff und Lebensmitteln gestoppt.
Erste Bundeswehrmaschinen aus Israel in Wunstorf gelandet
Am Sonntag landeten drei Bundeswehrmaschinen mit ausgeflogenen Passagieren aus Israel in Deutschland. Ein erster Militärtransporter vom Typ A400M erreichte am frühen Sonntagmorgen den Militärflugplatz im niedersächsischen Wunstorf. An Bord waren nach Bundeswehr-Angaben 51 Passagiere. Eine zweite Maschine mit 29 Passagieren sei gegen 7 Uhr gelandet. Das dritte Flugzeug, ein Airbus 321, landete am Nachmittag.
Insgesamt wurden mit den Maschinen 160 Menschen von Israel nach Deutschland geflogen. Dem Verteidigungsministerium zufolge handelt es sich bei den Flügen jedoch "nicht um den Einstieg in eine militärische Evakuierung, da weiterhin kommerzielle Ausreisemöglichkeiten bestehen". Airlines hatten teilweise ihre Linienflüge wegen der gefährlichen Lage unterbrochen.
Reisewarnung für Israel, Palästinensische Gebiete und Libanon
Das Auswärtige Amt gab am Sonntagvormittag eine Reisewarnungen heraus. Der Krisenstab der Bundesregierung warnt demnach vor Reisen nach Israel, in die gesamten palästinensischen Gebiete und in den Libanon. Für den Gazastreifen und Teile des Libanons gab es bereits seit Längerem eine Warnung.
Das Amt ruft alle deutschen Staatsbürger vor Ort auf, sich in die Krisenvorsorgeliste ELEFAND einzutragen. Dem Amt zufolge ist der Flughafen in Tel-Aviv weiterhin geöffnet. Zudem gebe es am Sonntag einen Sonderflug der Fluggesellschaft Condor von Akaba in Jordanien nach Deutschland. Bei Bedarf könnten weitere Luftwaffenflüge eingerichtet werden. Im Falle einer Lageverschlechterung stehe die Bundeswehr auch für eine militärische Evakuierungsoperation bereit.
Zahl der Toten steigt weiter
Radikal-islamische Hamas-Terroristen hatte vor einer Woche einen Großangriff auf Israel gestartet. Auf israelischer Seite wurden nach vorläufigen Angaben mehr als 1.400 Menschen getötet, bei den folgenden Angriffen der israelischen Armee auf den Gazastreifen starben nach Angaben der Hamas-Behörden bisher mehr als 2.600 Menschen. Das waren binnen einer Woche schon mehr als bei dem letzten großen Gaza-Krieg von 2014, der 50 Tage dauerte.
dpa (kar,lmb)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Oktober 2023 | 15:00 Uhr