Gedenken Krasnogorsk nahe Moskau
Ein Blumenmeer erinnert in Moskau an die Opfer des Terroranschlags von Freitag. Bildrechte: picture alliance/dpa/TASS | Vyacheslav Prokofyev

Nach Anschlag auf Konzerthalle Russland gedenkt Terroropfern

25. März 2024, 07:42 Uhr

Mehr als 130 Tote und 154 Verletzte: Nach dem Terroranschlag auf eine Konzerthalle am Rande von Moskau haben Tausende Menschen der Opfer gedacht. Für Sonntag war ein nationaler Trauertag ausgerufen worden. In Deutschland schüren die Ereignisse Sorgen mit Blick auf die Fußball-EM im Sommer. Frankreich rief als Reaktion die höchste Alarmstufe aus.

Blumen vor dem Russischen Konsulat in Leipzig.
Auch in Leipzig legten Menschen Blumen vor dem früheren russischen Konsulat ab. Bildrechte: MDR/Markus Neumann

Nach dem Terroranschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau mit mehr als 130 Toten haben Menschen in ganz Russland der Opfer gedacht. Viele Trauernde legten am Sonntag am Ort des Geschehens, der Crocus City Hall in Krasnogorsk, Blumen oder Spielzeug nieder. Die Menschenschlange zu dem improvisierten Gedenkort am Zaun des Veranstaltungszentrums erstrecke sich über mehrere Hundert Meter, meldete die Nachrichtenagentur Tass am Mittag.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte den Sonntag zum nationalen Trauertag ausgerufen. Auf den größten Leuchtreklametafeln der russischen Hauptstadt Moskau war eine brennende Kerze vor dunklem Hintergrund zu sehen. Außerdem standen dort das Datum des Anschlags, der 22. März, und der Schriftzug "Wir trauern". 

Gedenken Krasnogorsk nahe Moskau
Die Croscus City Hall nahe Moskau stand am Freitag in Flammen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Moscow News Agency/AP | Sergei Vedyashkin

Beobachter sprachen von einer gedrückten Stimmung in der Millionenstadt, der Terror sei überall Thema. Große Museen, Theater und Kinos waren geschlossen, Großveranstaltungen abgesagt. Szenen der Trauer gab es auch in St. Petersburg und in anderen Städten. Im Ausland schlossen sich Serbien und Nicaragua mit eigenen Trauertagen dem Gedenken an.

Nach Behördenangaben waren vier schwer bewaffnete Männer am Freitagabend in das Veranstaltungszentrum in Krasnogorsk gestürmt und hatten auf Besucher geschossen. Die Zahl der gefundenen Toten belief sich bis Sonntag nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees auf 137. Unter ihnen sind drei Kinder. Die Behörden schlossen nicht aus, dass in dem teilweise ausgebrannten Gebäude weitere Tote gefunden werden. Die Gesundheitsbehörde des Moskauer Umlands sprach am Sonntag von 154 Verletzten. Knapp 110 von ihnen würden noch im Krankenhaus behandelt.

Putin sieht Verbindungen zur Ukraine

Zu dem Angriff vom Freitag hatte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Die russischen Behörden gingen jedoch nicht auf dieses Bekenntnis ein. Vielmehr stellte Staatschef Putin in einer Fernsehansprache eine Verbindung der mutmaßlichen Täter zur Ukraine her. Die Regierung in Kiew wies jegliche Verwicklung in den Angriff zurück.

Die Terrormiliz veröffentlichte am Sonntag ein 90 Sekunden langes Video über den Propagandakanal Amak, das die Attentäter am Anschlagsort zeigen soll. In arabischen Untertiteln heißt es, Amak zeige "exklusive Szenen" der "blutigen Angriffe auf Christen". Am Samstagnachmittag hatte der IS bereits ein Foto veröffentlicht, das die vier mutmaßlichen Attentäter zeigen soll.

Gedenken Krasnogorsk nahe Moskau
Rettungskräfte arbeiten nach dem Anschlag mit mehr als 130 Toten in der Veranstaltungshalle Crocus City Hall. Bildrechte: picture alliance/dpa/Russian Emergency Ministry Press Service/AP

Der Kreml hatte am Samstag die Festnahme von elf Verdächtigen bekanntgegeben. Darunter sollen die vier Angreifer sein, die in der Konzerthalle geschossen und Feuer gelegt hatten. Die vier Angreifer seien in der an die Ukraine und an Belarus grenzenden Region Brjansk festgenommen worden, gab das russische Ermittlungskomitee bekannt. 

Wie die Nachrichtenagentur Tass berichtete, wurden vier der Verdächtigen am Sonntagabend vom Gericht des Bezirks Basmanni formell der Beteiligung an einem terroristischen Angriff beschuldigt. Ihnen drohen demnach lebenslange Haftstrafen. Die Verdächtigen sollen auf Anordnung des Gerichts für zwei Monate in Untersuchungshaft genommen werden, wie die Behörde auf Telegram mitteilte. Drei Verdächtige bekannten sich in allen Anklagepunkten für schuldig.

Internationale Beileidsbekundungen

Der Anschlag in Moskau hatte international scharfe Reaktionen ausgelöst. Beileidsbekundungen kamen unter anderem aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Polens Regierungschef Donald Tusk warnte zudem davor, die Attacke als Vorwand für eine Eskalation zu nutzen. "Wir hoffen, dass diese furchtbare Tragödie nicht – für wen auch immer – als Vorwand für eine Eskalation der Gewalt und der Aggression dient", schrieb Tusk im Onlinedienst X.

Der russische Staatschef Wladimir Putin und Tadschikistans Präsident Emomali Rachmon vereinbarten am Sonntag eine verstärkte Zusammenarbeit in der Bekämpfung des Terrorismus. Zuvor hatten russische Medien wie auch ein Abgeordneter berichtet, dass manche der nach dem Angriff festgenommenen Verdächtigen aus Tadschikistan stammten.

Bundesinnenministerin Faeser warnt vor akuter Terrorismusgefahr

Der Anschlag hat auch in Deutschland Sorgen über die innere Sicherheit mit Blick auf die Fußball-EM im Sommer ausgelöst. Innenministerin Nancy Faeser sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Die Gefahr durch islamistischen Terrorismus bleibt akut". Nach derzeitigen Erkenntnissen sei die Terrorgruppe "Islamischer Staat Provinz Khorasan" für den Terroranschlag in der Nähe von Moskau verantwortlich. Von dieser Gruppe gehe derzeit auch in Deutschland die größte islamistische Bedrohung aus.

Als Reaktion auf den Terrorakt in Russland hat Frankreich die höchste Alarmstufe ausgerufen. Das verkündete Frankreichs Premierminister Gabriel Attal am Sonntagabend im Onlinedienst X. Neben dem Angriff bei Moskau verwies er zur Begründung auch auf "Bedrohungen, denen unser Land ausgesetzt ist". Die höchste Alarmstufe wird in Frankreich ausgerufen, wenn davon ausgegangen wird, dass ein Anschlag unmittelbar droht.

dpa/AFP(lik)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 24. März 2024 | 15:00 Uhr

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