Waldbrand in der sächsischen Schweiz
Juli/August 2022: Feuer im Nationalpark Sächsische Schweiz Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Dienstags direkt | 06.06.2023 | 20-23 Uhr Ein Jahr nach den Bränden in der Sächsischen Schweiz - sind wir inzwischen besser geschützt?

07. Juni 2023, 00:56 Uhr

Wie ist die Lage in Sachsens Wäldern? Ist die Region inzwischen besser auf mögliche Brände vorbereitet? Darüber haben wir bei Dienstags direkt gesprochen.

Drei Männer und zwei Frauen sitzen in einem Hörfunk-Studio 116 min
Bildrechte: Robert Fink
116 min

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 07.06.2023 00:47Uhr 116:29 min

Audio herunterladen [MP3 | 106,6 MB | 128 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/dienstags/podcast-dienstags-direkt-waldbraende-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Die Auswirkungen der Brände in der Sächsischen Schweiz waren gravierend und die Schäden in der Natur und den betroffenen Gemeinden deutlich sichtbar. Seitdem haben sowohl die Natur als auch die beteiligten Akteure große Anstrengungen unternommen, um sich von den Bränden zu erholen.

Wenn ich heute durchs Heimatgebirge wandere, dann muss ich schon eine Weile suchen. Oder besser gesagt: Ich muss genau wissen, wo ich suche. Wenn ich die Stellen finden will, wo der Waldbrand im Juli gewütet hat. Schließlich ist die Sächsische Schweiz bei diesem Inferno sozusagen noch mit einem blauen Auge davongekommen.

Thorsten Kutschke | Autor und Moderator von MDR-BIWAK

Die Sächsische Schweiz ist mehr als ein Waldgebiet.

Wohnen wir nicht in einer wunderschönen Gegend? Manchmal halte ich auf meinem morgendlichen Weg zur Arbeit inne und entdecke einen schönen Moment.

Silke Großmann | Bürgermeisterin Lohmen lohmen.de

Als die Brände gelöscht und die letzten Glutnester beseitigt waren, ging es um schnelle Hilfsmaßnahmen und Schadensanalyse. Experten-Teams untersuchten das Ausmaß der zerstörten Waldflächen und identifizierten Bereiche, in denen dringender Handlungsbedarf bestand.

Diese Großschadenslagen können auch finanziell nur gemeinsam bewältigt werden.

Armin Schuster | Staatsminister des Innern sachsen.de

Es wurden Maßnahmen ergriffen, um die sogenannte Wiederbewaldung einzuleiten und den Schutz der geschädigten Flächen vor Erosion zu unterstützen. In den Diskussionen nach den Bränden tauchte immer wieder ein Thema auf: Totholz. Und Fragen wie: Hat es den Brand beschleunigt und warum lässt man es überhaupt im Wald?

Immer öfter müssen Wanderwege gesperrt und freigesägt werden, todkranke Bäume vorsorglich gefällt in schwierigem Gelände, wenn sie Straßen, Häuser oder Rettungswege bedrohen. Weil die Käfer schneller fressen als die Waldarbeiter der Nationalparkverwaltung sägen können, steigt der Anteil des Totholzes im Wald rapide an. Häufig wiederkehrende extreme Trockenperioden in den letzten fünf Jahren tun ihr übriges: Der Wald stirbt.

Thorsten Kutschke | Autor und Moderator von MDR-BIWAK

Eine vom Land Sachsen beauftragte Kommission sah Totholz jedoch nicht als Ursache für den Großbrand. Mit rund 100 Handlungsvorschlägen soll in Sachsen die Waldbrandgefahr bekämpft werden. Die Maßnahmen waren im Abschlussbericht der Expertenkommission enthalten. Die hatte den Bericht zu den Waldbränden im März vorgestellt.

Ich möchte gemeinsam mit den Gemeinden vor Ort den Nationalpark bewahren und entwickeln.

Uwe Borrmeister | Leiter Nationalpark Sächsische Schweiz 

Die Wiederbewaldung war ein entscheidender Schritt, um die betroffenen Gebiete zu regenerieren. Zahlreiche Baumpflanzaktionen wurden von Freiwilligen, Gemeinden und Umweltschutzorganisationen organisiert.

Toter Fichtenwald begünstigt Waldbrände, Brandgefahr bleibt dauerhaft bestehen. Waldumbau mit standortgerechten Baumarten ist erforderlich.

Rainer Petzold | Sächsischer Bergsteigerbund e. V.

Im Sommer 2022 brannten in Sachsen nicht nur Flächen im Nationalpark Sächsische Schweiz. Betroffen waren beispielsweise auch das Naturschutzgebiet Gohrischheide sowie die Region Arzberg. Mehr als 1.000 Hektar Wald fielen den Flammen in Sachsen zum Opfer.

Es bleibt die Skepsis, ob die getroffenen Maßnahmen ausreichen und die Angst vor neuen Katastrophen - mit weit größerem Ausmaß.

Die bedrückenden Bilder der Brände aus der Sächsischen Schweiz zeigen, wie hoch die Kosten des verschleppten Klimaschutzes bereits sind - und dass dieser mit voller Wucht bei uns ankommt.

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt | Nachhaltigkeitsforscher, BUND

Verkohlte Bäume 2022 in der Böhmischen Schweiz
Was bleibt zurück vom Waldbrand in der Sächsischen Schweiz 2022? Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Unsere Gäste:

Thorsten Kutschke in der Sächsischen Schweiz nach dem großen Waldbrand
Thorsten Kutschke Bildrechte: Julia Flor

  • Thorsten Kutschke | Moderator der MDR-Fernsehsendung BIWAK

Armin Schuster
Armin Schuster Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Wir mussten jeden Brand gesondert betrachten – etwa aufgrund von Eigentumsverhältnissen. Auch ist entscheidend für die Finanzierung, ob Katastrophenalarm ausgelöst wurde. [...] Diese Großschadenslagen können auch finanziell nur gemeinsam bewältigt werden. Aktuell gehen wir von Gesamtkosten von ca. 15 Millionen Euro aus.

Ein junger Mann schaut in die Kamera
Thomas Kunack Bildrechte: Sachsenfoto

  • Thomas Kunack | Bürgermeister von Bad Schandau

Ich möchte gemeinsam mit den Gemeinden vor Ort den Nationalpark bewahren und entwickeln.

Prof. Felix Ekardt bei einem Vortrag.
Prof. Felix Ekardt Bildrechte: Prof. Felix Ekardt

Die bedrückenden Bilder der Brände aus der Sächsischen Schweiz zeigen, wie hoch die Kosten des verschleppten Klimaschutzes bereits sind - und dass dieser mit voller Wucht bei uns ankommt.

Prof. Felix Ekardt

Moderation:

Sina Peschke
Bildrechte: MDR / Martin Jehnichen

Redaktionelle Betreuung: Stephan Wiegand
Leitung: Ines Meinhardt