Dienstags direkt | 06.06.2023 | 20-23 Uhr Ein Jahr nach den Bränden in der Sächsischen Schweiz - sind wir inzwischen besser geschützt?
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07. Juni 2023, 00:56 Uhr
Wie ist die Lage in Sachsens Wäldern? Ist die Region inzwischen besser auf mögliche Brände vorbereitet? Darüber haben wir bei Dienstags direkt gesprochen.
Die Auswirkungen der Brände in der Sächsischen Schweiz waren gravierend und die Schäden in der Natur und den betroffenen Gemeinden deutlich sichtbar. Seitdem haben sowohl die Natur als auch die beteiligten Akteure große Anstrengungen unternommen, um sich von den Bränden zu erholen.
Wenn ich heute durchs Heimatgebirge wandere, dann muss ich schon eine Weile suchen. Oder besser gesagt: Ich muss genau wissen, wo ich suche. Wenn ich die Stellen finden will, wo der Waldbrand im Juli gewütet hat. Schließlich ist die Sächsische Schweiz bei diesem Inferno sozusagen noch mit einem blauen Auge davongekommen.
Die Sächsische Schweiz ist mehr als ein Waldgebiet.
Wohnen wir nicht in einer wunderschönen Gegend? Manchmal halte ich auf meinem morgendlichen Weg zur Arbeit inne und entdecke einen schönen Moment.
Als die Brände gelöscht und die letzten Glutnester beseitigt waren, ging es um schnelle Hilfsmaßnahmen und Schadensanalyse. Experten-Teams untersuchten das Ausmaß der zerstörten Waldflächen und identifizierten Bereiche, in denen dringender Handlungsbedarf bestand.
Diese Großschadenslagen können auch finanziell nur gemeinsam bewältigt werden.
Es wurden Maßnahmen ergriffen, um die sogenannte Wiederbewaldung einzuleiten und den Schutz der geschädigten Flächen vor Erosion zu unterstützen. In den Diskussionen nach den Bränden tauchte immer wieder ein Thema auf: Totholz. Und Fragen wie: Hat es den Brand beschleunigt und warum lässt man es überhaupt im Wald?
Immer öfter müssen Wanderwege gesperrt und freigesägt werden, todkranke Bäume vorsorglich gefällt in schwierigem Gelände, wenn sie Straßen, Häuser oder Rettungswege bedrohen. Weil die Käfer schneller fressen als die Waldarbeiter der Nationalparkverwaltung sägen können, steigt der Anteil des Totholzes im Wald rapide an. Häufig wiederkehrende extreme Trockenperioden in den letzten fünf Jahren tun ihr übriges: Der Wald stirbt.
Eine vom Land Sachsen beauftragte Kommission sah Totholz jedoch nicht als Ursache für den Großbrand. Mit rund 100 Handlungsvorschlägen soll in Sachsen die Waldbrandgefahr bekämpft werden. Die Maßnahmen waren im Abschlussbericht der Expertenkommission enthalten. Die hatte den Bericht zu den Waldbränden im März vorgestellt.
Ich möchte gemeinsam mit den Gemeinden vor Ort den Nationalpark bewahren und entwickeln.
Die Wiederbewaldung war ein entscheidender Schritt, um die betroffenen Gebiete zu regenerieren. Zahlreiche Baumpflanzaktionen wurden von Freiwilligen, Gemeinden und Umweltschutzorganisationen organisiert.
Toter Fichtenwald begünstigt Waldbrände, Brandgefahr bleibt dauerhaft bestehen. Waldumbau mit standortgerechten Baumarten ist erforderlich.
Im Sommer 2022 brannten in Sachsen nicht nur Flächen im Nationalpark Sächsische Schweiz. Betroffen waren beispielsweise auch das Naturschutzgebiet Gohrischheide sowie die Region Arzberg. Mehr als 1.000 Hektar Wald fielen den Flammen in Sachsen zum Opfer.
Es bleibt die Skepsis, ob die getroffenen Maßnahmen ausreichen und die Angst vor neuen Katastrophen - mit weit größerem Ausmaß.
Die bedrückenden Bilder der Brände aus der Sächsischen Schweiz zeigen, wie hoch die Kosten des verschleppten Klimaschutzes bereits sind - und dass dieser mit voller Wucht bei uns ankommt.
Unsere Gäste:
Wir mussten jeden Brand gesondert betrachten – etwa aufgrund von Eigentumsverhältnissen. Auch ist entscheidend für die Finanzierung, ob Katastrophenalarm ausgelöst wurde. [...] Diese Großschadenslagen können auch finanziell nur gemeinsam bewältigt werden. Aktuell gehen wir von Gesamtkosten von ca. 15 Millionen Euro aus.
Ich möchte gemeinsam mit den Gemeinden vor Ort den Nationalpark bewahren und entwickeln.
Die bedrückenden Bilder der Brände aus der Sächsischen Schweiz zeigen, wie hoch die Kosten des verschleppten Klimaschutzes bereits sind - und dass dieser mit voller Wucht bei uns ankommt.
Moderation:
Redaktionelle Betreuung: Stephan Wiegand
Leitung: Ines Meinhardt