Sonnabend, 20.07.2019: Fürchtet Euch nicht…

Kennen Sie das auch? Wenn Sie im Internet irgendwas bestellt haben, merken das die kleinen Männchen im Computer und bieten Ihnen ungefragt immer wieder Vergleichbares an. So geschieht mir das auch bei Filmen. Die scheinen zu wissen, was ich gerne angucke.

So boten die mir den Spielfilm an über den polnischen Papst "Karol - Ein Mann, der Papst wurde". Nee, dachte ich. Schon der Titel … Brrr. Wieder eine gutgemeinte Schmonzette mit melodramatischer Musik und schmachtenden Ordensschwestern? Muss ich nicht haben. Aber die Neugier siegte. Und - ich habs nicht bereut. 

Na gut, ganz ohne Pathos gings nicht ab. Aber das Leben dieses Mannes war ja auch ein einziges Abenteuer. Ein Genuss für jeden Drehbuchschreiber. Ein spannender Film, und authentisch.

Immer wieder zog sich durch den Film das Credo dieses Mannes: "Fürchtet Euch nicht! Dank Jesus seid Ihr nicht allein." Er trug das vor sich her in den Schrecken des Dritten Reiches, die er ausschreiten musste. Dunkelste Zeit. Und dann in der bedrückenden Zeit des Kommunismus. Wieder Schikanen, wieder Gewalt. Und immer wieder: "Fürchtet Euch nicht!"

Fürchtet Euch nicht, rief er, als er sich mühsam vom Attentat erholte. 

Und zu vieler Überraschung, auch zu meiner, hörte er mit diesem Ruf nach 1990 nicht auf. Das Böse sei jetzt nicht weg von dieser Welt. Es kleide sich nur anders und nennt sich jetzt Zeitgeist. Knickt davor nicht ein. Fürchtet Euch nicht.

Nachdem ich mir diese vier Teile angesehen hatte, musste ich durchatmen. Welche innere Kraft dieses Mannes. Klar fürchte und sorge ich mich manchmal im Heute und im Hier. Ich fürchte mich vor der Zukunft dieses Landes in seiner Zerrissenheit. Ich fürchte mich vor dem Tun vermeintlicher Heilsbringer und Welterklärer. Ich sorge mich um die Werte dieses Landes, in der die Sprache Goethes und Hölderlins vergendert wird und man das Schulschwänzen geradezu freudig toleriert.

Aber hinter meiner Sorge kann ich mich zum Glück hinter diesem Papst verstecken. Er hat Schrecklicheres erlebt als ich und sich dennoch nie gefürchtet. Ich glaube, ich kann seinem Rat trauen.

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