Dienstag, 16.07.2019: Sprache

Dobry den,
dobroje utro
dobre ranje, 

guten Morgen, heute mal auf Tschechisch, Russisch und Sorbisch. Aber wenn Sie jetzt denken, dass ich hier mit Sprachbegabung kokettiere, da muss ich Sie enttäuschen. Da ist nicht viel los bei mir, ich bin eben ein gelernter DDR-Bürger.

Auf Russisch kann ich nur noch etwas aus der Leninbiografie, hilft heute nicht unbedingt weiter. Meine Sorbischkenntnisse sind quasi nicht vorhanden, zum Mißvergnügen meines sorbischen Verwandtschaftsteils. Und auf Tschechisch kann ich grade mal Bier bestellen, was allerdings vor Ort durchaus hilfreich sein kann.

Nein, nicht viel los mit Sprachen bei mir. Leider. Aber wir Deutschen werden ja verwöhnt, weil wir uns auf die anderen verlassen. Meine liebe Freundin Magdalena aus Breslau spricht hervorragend Deutsch. Mein Freund Josef, gebürtiger Prager natürlich auch. Nebenbei auch noch Polnisch.

Es ist interessant, sich mal mit Sprachen zu beschäftigen. Wie die Völkerstämme vor unvordenklichen Zeiten herumgezogen sind und sesshaft wurden.

Die Bibel erzählt das Entstehen von Sprachen anders. Seinerzeit wollten die Menschen einen Turm zum Himmel bauen, um Gott zu gleichen. Menschliche Überheblichkeit. Gott habe die Bauleute verwirrt, indem er verschiedene Sprachen geschaffen hat. Plötzlich verstand man sich nicht mehr. Das Bauprojekt endete mittendrin. Schöne Geschichte, hatte ich gedacht, bis ich las, dass man die Fundamente des Turms von Babel tatsächlich gefunden hat. Schau einer an.

Wenn ich heute in unsere Gesellschaft sehe, dann stelle ich fest, dass man sich sogar trotz gleicher Sprache oft nicht mehr versteht. Man redet aneinander vorbei, manchmal habe ich den Eindruck, man will sich nicht verstehen. Die sozialen Netzwerke sind da ein trauriger Beweis. Es wird geschimpft und gepöbelt. Ohne Pause. Zuhören ist aus der Mode gekommen. Gegenseitiges Verstehen ist out. Vom großen Theologen Martin Buber stammt der berühmte Satz "Alles wirkliche Leben ist Begegnung".

Aber um sich zu begegnen, muss man sich verstehen. Und man muss es wollen.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.