Das Wort zum Tag, 04.01.2020: Gottesgeschenk

"Weißt du eigentlich wie schön das ist?"
Um ihre Tochter zu entlasten, hatte sich die Omi einmal selbst wieder den Tragegurt für das Baby umgebunden. Nach kurzem Protest ist der Säugling inzwischen eingeschlafen und hat den Kopf auf dem Brustbein der Großmutter abgelegt, als sei es das beste Ruhekissen der Welt. Die kleinen Hände bergen sich unter den Achseln der Oma. Die Temperatur des einschlafenden Kindes erwärmt das Herz der Frau, die selbst vier Kindern das Leben geschenkt hat - wie wir so sagen.

Aber wer gibt hier eigentlich wem? Die Mutter dem Kind oder das Kind der Mutter?

Mögen die Neugeborenen auch die ganze Zeit und Aufmerksamkeit der Eltern fordern mit wenig Schlaf in der Nacht, randvoll gefüllten Windeln und einem Bauch, der immer hungrig zu sein scheint. Gerade die Großmutter empfindet das wohl noch stärker, was ein Kind dem Erwachsenen zu geben im Stande ist.

Wie es wohl mit Maria war?

Die biblischen Erzählungen über das Kind nach der Geburt in Bethlehem sind knapp. Die große Weltpolitik beschert dem Kind eine Flucht aus Lebensgefahr. Nicht das, was man einer Mutter wünscht. Vielleicht aber hat sie genau das auch gespürt, was ein Kind zu geben in der Lage ist, gerade dadurch, dass es sich uns so absichtslos und angewiesen in unsere Arme legt.

Es ist nicht weniger als ein Umdenken über Gott selbst eingeleitet, was mit der Geburt des Christuskindes initiiert wurde. Stell dir vor, Gott ist nicht in erster Linie ein Fordernder, ein Kontrolleur, ein Beherrscher; er ist vielmehr einem Geschenk ähnlich, was sich uns hingibt und dadurch die Seiten in uns wach ruft, die unsere kostbarsten sind: Fürsorge. Zuversicht. Liebe zum Leben. Freude durch Hingabe. So sind wir doch geschaffen. Noch weihnachtet es.

Ein Kind - sehr menschlich und zugleich ein Wunder, das uns die Ewigkeit nahe bringt.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Thomas Bohne

Thomas Bohne

1957 in Leipzig geboren | katholischer Priester seit 1989 | Mitglied in der Gemeinschaft Oratoriums zu Leipzig seit 1991 | Abitur, Ausbildung zum Gärtner | Theologiestudium am Theologisch-Philosophischen Studium in Erfurt von 1982-1989 | Kaplan in Greiz (Thüringen) von 1989-1991 | 1991 Eintritt in das Oratorium zu Leipzig, 1991-2000 Seelsorger in den Pfarreien Leipzig-Lindenau und Leipzig Gohlis | ab 2001 Militärseelsorger am Standort Leipzig, in dieser Zeit 2004/2005 und 2007/2008 in Afghanistan (Kabul und Feyzabad) | ab 2009 Pfarrer in der Pfarrei Leipzig-Lindenau | ab 2019 leitender Pfarrer der neugegründeten Pfarrei St. Philipp Neri Leipzig-West, Ende 2020 Entpflichtung und ab 2021 tätig als Gefängnisseelsorger und Flughafenpfarrer, außerdem Mitglied der "Katholischen Filmkommission für Deutschland", Filmkritiken für die Zeitschrift KOMPASS und Homepage des Oratoriums Leipzig | seit 2000 mehrfach Mitglied in den ökumenischen Jurys bei nationalen und internationalen Filmfestivals, zuletzt Mitglied und auch Präsident der Interreligiösen Jury bei DOK Leipzig | Mitarbeit beim YOUTUBE-Kanal des Oratorium Leipzig CO

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.