Donnerstag, 02.01.2020: Schaltjahr

Mein Kalender hat dieses Jahr ein Blatt mehr. Ihrer auch, jedenfalls dann, wenn er jeden Tag ein Blatt zum Abreißen hat. Das Jahr 2020 ist ein Schaltjahr.

365 Tage braucht die Erde, um sich einmal um die Sonne zu drehen. Genau genommen noch ein paar Stunden und Minuten mehr, aber das fällt im Lauf eines Jahres kaum ins Gewicht. Nach vier Jahren allerdings hat sich praktisch ein ganzer Tag angesammelt. Unser Kalender hinkt also jedes Jahr mehr ein wenig hinterher. Deshalb gibt es alle 4 Jahre ein Schaltjahr. Der 29. Februar wird eingefügt. Kleine Ungenauigkeiten, die dann immer noch bleiben zwischen astronomischem Jahr und unserer Kalenderzählung werden in Jahren ausgeglichen, die durch 100 bzw. 400 teilbar sind. Ganz schön kompliziert, wenn die Welt der Schöpfung mit der Welt der Zahlen zur Deckung gebracht werden muss.

Tatsächlich finden sich im Blick auf das Werden der Zeit nur relativ wenig Zahlenangaben in der Bibel. Meistens nur im Zusammenhang mit der Regierungszeit bestimmter Könige oder Herrscher. Sonst orientiert die Bibel ihr Zeitverständnis ganz an der Natur. In der Schöpfungsgeschichte wird erzählt, wie Gott Himmel und Erde erschafft, und Sonne und Mond den Rhythmus der Zeiten bestimmen:

Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre. Und Gott setzte sie an die Fest des Himmels, das sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten.

Mehr braucht man im Grunde nicht. Zum Wohlergehen allen Lebens genügt die Orientierung an den Rhythmen der Natur. Wer mehr Macht über die Zeit gewinnen will, mag zählen. Glücklicher macht uns das Zählen aber oft nicht.

Für das Zusammenleben der Menschen kann es freilich hilfreich sein, zu zählen.

In der jüdischen Tradition gibt es auch so eine Art Schaltjahr für die Gerechtigkeit. Alle 7 Tage sollst du ruhen, auch das Vieh und alles, was dein ist. Und nach 7 mal 7 Jahren soll es ein Gnadenjahr geben, in dem alle Schulden erlassen werden und ein Ausgleich unter den Menschen geschaffen wird, damit die Armen durch ihre Abhängigkeit nicht immer ärmer und die Reichen durch Spekulation nicht immer reicher werden. Gefangene und Versklavte sollen frei kommen. Gnade soll vor Recht ergehen, weil die Welt der Zahlen immer auch etwas Unbarmherziges hat.

Möge das Jahr 2020 ein barmherziges Jahr und vielen zum Segen werden.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Thomas Bohne

Thomas Bohne

1957 in Leipzig geboren | katholischer Priester seit 1989 | Mitglied in der Gemeinschaft Oratoriums zu Leipzig seit 1991 | Abitur, Ausbildung zum Gärtner | Theologiestudium am Theologisch-Philosophischen Studium in Erfurt von 1982-1989 | Kaplan in Greiz (Thüringen) von 1989-1991 | 1991 Eintritt in das Oratorium zu Leipzig, 1991-2000 Seelsorger in den Pfarreien Leipzig-Lindenau und Leipzig Gohlis | ab 2001 Militärseelsorger am Standort Leipzig, in dieser Zeit 2004/2005 und 2007/2008 in Afghanistan (Kabul und Feyzabad) | ab 2009 Pfarrer in der Pfarrei Leipzig-Lindenau | ab 2019 leitender Pfarrer der neugegründeten Pfarrei St. Philipp Neri Leipzig-West, Ende 2020 Entpflichtung und ab 2021 tätig als Gefängnisseelsorger und Flughafenpfarrer, außerdem Mitglied der "Katholischen Filmkommission für Deutschland", Filmkritiken für die Zeitschrift KOMPASS und Homepage des Oratoriums Leipzig | seit 2000 mehrfach Mitglied in den ökumenischen Jurys bei nationalen und internationalen Filmfestivals, zuletzt Mitglied und auch Präsident der Interreligiösen Jury bei DOK Leipzig | Mitarbeit beim YOUTUBE-Kanal des Oratorium Leipzig CO

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.